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Habichtswalder Parlament will Klarheit: Gibt es Gifte im Trinkwasser?

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Von: Antje Thon

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PFAS-Chemikalien sind gesundheitlich problematisch. Sie stehen in Verdacht, Krebs auszulösen.
Lauern gesundheitliche Gefahren im Boden? Auf diese Frage möchte das Habichtswalder Gemeindeparlament Antworten. © IMAGO/Christian Ohd

Schädliche Stoffe im Boden, vielleicht sogar im Trinkwasser? Die Sorge vor gesundheitlichen Risiken ist nun auch ins Habichtswalder Parlament geschwappt.

Habichtswald - Nach Medienberichten soll es offenbar innerhalb der Gemeinde eine überdurchschnittlich hohe Belastung mit PFAS-Chemikalien geben. Die SPD-Fraktion möchte mit einem Antrag diesen Spekulationen auf den Grund gehen und fordert vom Regierungspräsidium (RP) Kassel eine detaillierte, wissenschaftlich fundierte Stellungnahme. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

PFAS sind per- und polyfluorierte Chemikalien, die unter Verdacht stehen, gesundheitsschädlich zu sein. Über die Nahrung gelangen sie in den menschlichen Körper. Wegen ihrer wasser-, öl- und schmutzabweisenden Eigenschaften sind sie Bestandteil vieler Gebrauchsgegenstände. Durch das Aufbringen von Klärschlamm oder Industrieschlämmen gelangten die Verbindungen auf landwirtschaftliche Flächen, von wo sie über die Nahrung oder das Grundwasser aufgenommen werden können.

Kritik über Antrag in Habichtswald: „Zuständig in der Frage ist aber das Regierungspräsidium“

Der Gemeindevorstand soll nun beim RP Kassel eine Stellungnahme anfordern. Dabei soll es auf folgende Fragen Antworten geben: Ist dem RP die aktuell von der ARD veröffentlichte Datenkarte bekannt, die für Habichtswald eine überdurchschnittliche Belastung durch PFAS-Chemikalien von 64 700 Nanogramm ausweist? Wenn ja, auf welchen konkreten Flächen wurden diese Werte nachgewiesen? Welche PFAS-Gruppen wurden nachgewiesen? Wodurch wurde diese Kontaminierung herbeigeführt? Welche Maßnahmen zur Säuberung der kontaminierten Flächen wurden veranlasst?

Der Gemeindevorstand wurde zudem beauftragt, beim Wasserbeschaffungsverband Dörnberg bei den regelmäßigen Trinkwasserkontrollen auch die verschiedenen PFAS-Gruppen zu berücksichtigen. Der in der gemeindeeigenen Kläranlage anfallende Schlamm soll ebenfalls auf diese Chemikalien hin überprüft werden.

Da in diesen Tagen über das Thema bereits ausgiebig in der HNA berichtet worden sei, stelle sich für sie die Frage, weshalb die SPD diesen Antrag überhaupt vorgelegt habe, sagte Susanne Dorr von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Weil die HNA eine Zeitung ist. Zuständig in der Frage ist aber das Regierungspräsidium“, antwortete SPD-Fraktionschefin Petra Voß. Die Verunsicherung hinsichtlich der gesundheitlichen Risiken nahm Karsten Kirchhof (CDU) zum Anlass für eine Forderung: Die Verwaltung möge das von den Fraktionen in der Vergangenheit bereits mehrfach vorgebrachte Thema Klärschlamm nach ganz oben auf die Liste setzen.

Gifte in Habichtswald: „Das Thema ist geeignet zur Panikmacherei“

Markus Bratke (WGH) hätte sich hinsichtlich einer möglichen Belastung von Böden und Trinkwasser mit PFAS-Chemikalien ein entschlosseneres Auftreten der Verwaltung gewünscht. Die Fragen hätten längst vom Gemeindevorstand ans RP gerichtet werden können, ohne den Umweg übers Parlament zu nehmen. „Das Thema ist geeignet zur Panikmacherei“, merkte er an.

Gegenüber der HNA sagte Bürgermeister Daniel Faßhauer, dass die Verwaltung in der Vergangenheit Prüfungen veranlasst und immer wieder beim RP nachgehakt habe, wie auch beim Wasserbeschaffungsverband. Die Aussagen seien immer die gleichen gewesen. Es heiße, „in den Quellen ist nichts“.

Die nun wieder aufkommenden Sorgen wegen möglicher Gifte in Boden und Trinkwasser hängen zusammen mit einem Düngerskandal aus dem Jahr 2006. Ein Betrieb aus dem Landkreis Paderborn hatte Landwirten Dünger verkauft, der PFAS-Substanzen enthielt, die in Verdacht stehen, Krebserkrankungen zu verursachen. Flächen zwischen Zierenberg und Ehlen nahe dem Gut Bodenhausen sollen mit dem Mittel gedüngt worden sein.

Nach Untersuchungen gab Hessens Landwirtschaftsministerium noch 2006 Entwarnung: Nur eine unbedenkliche Konzentration des Stoffes sei gefunden worden. Seither überprüft das RP regelmäßig Boden, Grund- und Oberflächenwasser. Die Giftkonzentration der untersuchten Trinkwasserbrunnen liegt deutlich unterhalb der Trinkwasser-Leitwerte. Eine Sanierungsbedürftigkeit für die Flächen wurde bisher nicht festgestellt. (Antje Thon)

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