Zwergplanet mit bloßem Auge sichtbar
Starke Sichtbarkeit von Merkur in 2021 - Astronom aus Hessen: Sterne haben keinen Einfluss
2021 wird der Merkur sehr präsent sein. Manche halten das für ein Omen. Ein Hobby-Astronom aus Hessen hat dazu eine klare Meinung: „Die Sterne sagen uns nichts.“
Dörnberg - Nach einem Jahr wie dem gerade zu Ende gegangenen ist bei einigen Menschen die Hoffnung groß, dass das Jahr 2021 spürbar mehr positive Ereignisse für sie bereithält. Manch einer vertraut dabei auf Horoskope und Astrologen, die ihm die Sterne deuten.
Der Dörnberger Hobby-Astronom Ralf Gerstheimer hält davon nichts. „Warum sollten die Sterne einen Einfluss haben auf unser Leben? Dafür gibt es keinen Grund.“ Er ist allerdings davon überzeugt, dass das zeitliche Aufeinandertreffen der sich ausbreitenden Pandemie und das Auftauchen von Komet „Neowise“ im Sommer für Menschen in Frühzeit und Mittelalter, mitunter auch bis in die Neuzeit hinein, nichts Gutes bedeutet hätte. Sie hätten es wohl als Gottes Strafe interpretiert. Und selbst heute noch hingen einige Menschen Verschwörungstheorien und esoterischen Deutungen an, mit denen sie die Pandemie erklären wollen.
Astronom aus Hessen: 2021 wird der Planet Merkur eine besondere Rolle spielen
„Die modernen Zivilisationen gehen dagegen rational mit dieser Bedrohung um und finden Wege, sie zu bewältigen. Sie verstehen Ursache und Wirkung“, sagt Gerstheimer, der für das Jahr 2021 aus astronomischer Sicht wenig Spektakuläres verspricht. Am 10. Juni wird es eine Sonnenfinsternis geben, bei der die Sonne partiell verfinstert sein wird.
Allerdings wird Merkur eine besondere Rolle spielen. Der mit einem Durchmesser von knapp 4880 Kilometern kleinste, aber auch schnellste Planet in unserem Sonnensystem wird außergewöhnlich oft sichtbar sein. Zudem wird er bei fast allen Begegnungen heller Himmelskörper mit von der Partie sein. Das wiederum ist für den 60-jährigen Biologen und EDV-Experten durchaus spannend.
Der starke Auftritt des Zwergplaneten Merkur 2021 wurde vor 400 Jahren vorhergesagt
Denn für ihn passt der starke Auftritt des Zwergenplaneten in diesem Jahr zu Johannes Keplers Erkenntnissen, die dieser 1621 und damit vor exakt 400 Jahren, in einem Lehrbuch niederschrieb. Diese Keplerschen Gesetze, nach denen sich die Planeten um die Sonne drehen, gelten noch heute.
„Durch Keplers Erkenntnisse wurde der Himmel entmystifiziert“, sagt der Habichtswalder. Auch damals habe der Merkur eine besondere Rolle gespielt. So berechnete Kepler, der heute mit als ein Begründer der modernen Naturwissenschaften gilt, den Merkurtransit für den 7. November 1631. Ein Transit bezeichnet in der Astronomie das Vorbeiziehen eines Planeten an der Sonne. Der Priester und Astronom Pierre Gassendi beobachtete das errechnete Schauspiel tatsächlich.
Astronom aus Hessen: Merkur-Sichtbarkeiten 2021 als Zeichen für Fortschritt
Das Verdienst Keplers für den Amateur-Astronomen Gerstheimer: „Er stieß das Tor zur Erkenntnis auf, das die himmlischen Objekte keine Gotteszeichen sind, sondern Erscheinungen, die mit physikalischen Gesetzen erklärt werden konnten. Merkur war der Beweis.“ Johannes Kepler starb am 15. November 1630. Er konnte die Bestätigung der Richtigkeit seiner Berechnungen nicht mehr erleben.
Die vielen Merkur-Sichtbarkeiten in diesem Jahr mögen an Kepler und das Überwinden der Angst vor bösen Erscheinungen erinnern, als Zeichen für den Fortschritt, der dem Menschen die Fähigkeiten gibt, Katastrophen aktiv zu überwinden, sagt Ralf Gerstheimer. Insgesamt siebenmal kann Merkur am Abend- oder Morgenhimmel mit bloßem Auge gesehen werden.
Sechsmal wird Merkur 2021 andere Planeten treffen - mit dabei Jupiter, Saturn, Venus, Mars
Merkur wird im neuen Jahr sechsmal anderen Planeten begegnen. Schon im Januar wird es ein Stelldichein mit Jupiter und Saturn geben. Im März begegnet er Jupiter, im April und Mai trifft er auf die Venus. Im November wird es eine Konjunktion mit dem Mars geben, bevor im Dezember ein Wiedersehen mit der Venus folgen wird.
Für den begeisterten Sternengucker, der mit Kollegen die Sternwarte Rothwesten betreibt, sind das bestenfalls wunderbare Naturphänomene, die versuchen wird zu fotografieren. „Aber wirklich sagen tun uns die Sterne nichts.“ (Antje Thon)