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Kettensägen-Virtuosen aus Dörnberg gestalten einen vier Meter hohen Totempfahl

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Von: Norbert Müller

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Im Team geht’s einfacher: Markus Schäfer (links) arbeitet mit einer speziellen Fräse die Augen für einen stolzen Blick des Adlers heraus, während Falk Polzer eine der beiden Schwingen einpasst.
Im Team geht’s einfacher: Markus Schäfer (links) arbeitet mit einer speziellen Fräse die Augen für einen stolzen Blick des Adlers heraus, während Falk Polzer eine der beiden Schwingen einpasst. © Norbert Müller

Den Wunsch wollte Falk Polzer einem Fan indigener Kultur nicht abschlagen: Aus einem 200 Kilo schweren Holzstamm entsteht in mühevoller Arbeit ein Totempfahl.

Dörnberg – Das war jetzt mal eine echte Herausforderung. Falk Polzer, der Künstler mit der Kettensäge, hat schon so manche Eule aus hölzernen Klötzen gefräst, aber einen stolzen Adler mit weit ausgebreiteten Flügeln ist dann doch ein ganz anderes Kaliber. Erst recht, wenn der stolze König der Lüfte aus der Spitze eines vier Meter hohen und gut 200 Kilo schweren Lärchenstamms herausgearbeitet werden soll.

Da hat sich der 41-jährige Dörnberger auf etwas eingelassen. Fünf kräftige Männer hatten ihm den Stamm in sein plötzlich viel zu kleines Atelier, die alte Schmiede im Habichtswalder Ortsteil Dörnberg, gewuchtet. Der Auftrag: Bis zum 20. Mai möge er aus dem Stück Stamm einen Totempfahl gestalten, den ein Ehringer Fan der indianischen Kultur von seiner Frau als Geburtstagspräsent erhalten soll. Vermittelt hatte den Auftrag ein Baumpfleger aus Dörnberg, erzählt Polzer, der von seiner Leidenschaft mit der Kettensäge wusste und mit der Familie des Geburtstagskindes gut bekannt ist.

Der Zierenberger Markus Schäfer ist ein Kettensägenviruose

Auf dicken Holzrollen wurde der Stamm erst mal abgelegt. Die haben den Vorteil, dass der zu bearbeitende Stamm vor- und zurückgezogen werden kann, was insofern wichtig ist, weil die nötige Bewegungsfreiheit für das künstlerische Gestalten erst vor dem Tor der alten Schmiede gegeben ist.

Als Co-Produzent holte sich Polzer einen befreundeten Holzkünstler aus Zierenberg mit ins Boot: Markus Schäfer. Der 52-Jährige ist ein erfahrener Kettensägenvirtuose und schon seit gut zwölf Jahren im Geschäft mit den Holzskulpturen. Inzwischen gibt er sein Wissen auch in speziellen Kursen weiter. Bei beiden gibt es einige Parallelen: Beide haben eine Schreinerausbildung, Schäfer ist sogar Meister. Mit Holz haben sie schon immer gern gearbeitet. Zur Kunst mit der Säge führte sie jeweils eine Fernsehreportage, beziehungsweise im Fall von Falk Polzer vor gut vier Jahren Videos im Internet. Es folgte jeweils ein Kurs, den Schäfer von seiner Gattin spendiert bekam, Polzer seinerzeit von seinen Eltern.

Nun also machen sie gemeinsame Sache. Und Polzer hat Markus Schäfer nicht nur als Unterstützung engagiert, weil der schwere Stamm allein kaum zu bewegen ist. „Es bringt mir auch Sicherheit, wenn einer dabei ist, der schon viele Adler geschnitzt hat und erfahren ist.“ Und der auch gern über das gar nicht so ungefährliche Hobby spricht. So verzichte er der Nachhaltigkeit wegen auf Holz, das extra für ein Schnitzprojekt geschlagen werden müsste. Da greife er dann auf Stämme von Bäumen zurück, die wegen baulicher Maßnahmen gefällt werden mussten oder auch vom Sturm entwurzelt wurden. „Ich versuche auch immer, frisches Holz zu bekommen“, sagt der Zierenberger, das habe Vorteile gegenüber Abgelagertem, allein schon, weil durch die Holzfeuchte das Kettenschwert nicht so schnell glühheiß werde.

Wohldosierte Hitze: Mit der Flamme eines Gasbrenners bearbeitet Falk Polzer die Oberfläche des auf einem Sockel stehenden Adlers. Insgesamt hat der Totempfahl eine Länge von vier Metern.
Wohldosierte Hitze: Mit der Flamme eines Gasbrenners bearbeitet Falk Polzer die Oberfläche des auf einem Sockel stehenden Adlers. Insgesamt hat der Totempfahl eine Länge von vier Metern. © Norbert Müller

Totempfahl: Spezieller Skulpturwachs verhindert Rissbildung

Das Ausblocken, also das grobe Ausschneiden, erledige man mit einer auch fürs Brennholzportionieren geeignete Säge, aber für die feinen Schnitte, das filigrane Arbeiten, nehme man dann ein Carving-Blatt, das schmaler ist und beim Arbeiten auch nicht zurückschlage. „Da kann man dann auch sehr nahe mit dem Gesicht ran“, sagt Schäfer.

Mit einer solchen Säge ist auch der Kopf des Adlers entstanden, und auch das Ritzen des Gefieders. „Da ist kein Schnitt gleich. Da wird ständig unterschiedlich eingeschnitten“, erklärt Markus Schäfer, der hauptberuflich als Haustechniker beschäftigt ist. Flex und Fächerschleifer kommen bei der Oberflächenbearbeitung ebenso zum Einsatz wie ein Gasbrenner. Damit geht Falk Polzer über die Schnitte. „Das Flämmen ist für das Dreidimensionale“, sagt er.

Zum Schluss kommt noch ein spezielles Skulpturwachs drauf. Das verhindert das Austrocknen des Holzes und die Rissbildung. Allerdings wird das den Totempfahl nicht für immer und ewig konservieren. „Es ist vergängliche Kunst, an der der Zahn der Zeit nagt“, sagt der 41-jährige Dörnberger.

Punktgenaue Schnitte: Mit der Kettensäge passt Falk Polzer auch den Fuß des Pfahls an.
Punktgenaue Schnitte: Mit der Kettensäge passt Falk Polzer auch den Fuß des Pfahls an. © Norbert Müller

Fähigkeit zum Sehen wichtige Voraussetzung fürs Hobby

Beide Hobby-Künstler betonen, dass sie vor allem der Spaß am Gestalten antreibe, für das die Fähigkeit zum räumlichen Sehen eine wichtige Voraussetzung sei. Es sei ein faszinierendes, aber auch körperlich anstrengendes Hobby, mit dem er auch etwas verdienen wolle, sagt Markus Schäfer: Geld, mit dem er Material und Reparaturen an den Werkzeugen finanziere.

Nachdem der vier Meter hohe Totempfahl nun fertig ist, werde sich jeder erst mal wieder Solo-Projekten widmen. „Ich hätte Lust auf eine große filigrane Spinne“, beschreibt Falk Polzer eine mögliche nächste Herausforderung. „Die würde ich dann am liebsten gegenüber ans Fachwerk dübeln.“ (Norbert Müller)

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