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Mehr Wölfe in Nordhessen: Kreisbauernverband ist besorgt

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Von: Michaela Pflug

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Sorgt für immer größere Sorgen: Der Wolf, hier ein Tier in einem Gehege, wurde zwar 2022 nur einmal im Landkreis Kassel nachgewiesen. Die Tierhalter fordern aber mehr Geld für den Schutz ihrer Herden.
Sorgt für immer größere Sorgen: Der Wolf, hier ein Tier in einem Gehege, wurde zwar 2022 nur einmal im Landkreis Kassel nachgewiesen. Die Tierhalter fordern aber mehr Geld für den Schutz ihrer Herden. © Julian Stratenschulte/dpa

In Hessen gibt es wieder mehr Wölfe. Um Weidetiere zu schützen, hat der Kreisbauernverband Kassel Forderungen aufgestellt.

Wolfhager Land – Der Wolf ist zurück in Hessen. Im Februar 2019 wurde erstmals offiziell ein Wolf im Landkreis Hersfeld-Rotenburg genetisch an einem gerissenen Reh nachgewiesen. Seither ist die Population stetig gewachsen. Das zeigen die Zahlen des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie.

Auch im Wolfhager Land ist ein Wolf unterwegs. Das weckt Besorgnis. Der Kreisbauernverband Kassel, der auch für Wolfhagen zuständig ist, fürchtet um Weidetiere und die Zukunft ihrer Halter. Die Forderung: aktives Management, eine Änderung des Schutzstatus und die Tötung auffälliger Tiere.

„Uns erreichen Anfragen, was passiert, wenn Wölfe Fohlen, Lämmer und Kälber angreifen. Insbesondere bei den Einzelhoflagen hat der Wolf seine Scheu verloren“, sagt Geschäftsführer Reinhard Schulte-Ebbert. Das hätten Landwirte auch aus dem Wolfhager Land dem Verband zugetragen. Erfahrungen aus dem Werra-Meißner-Kreis zeigten Ähnliches. Es müsse möglich sein, Wölfe, die an Dorfrändern oder Aussiedlerhöfen auftauchen und Tiere gefährden, zu entnehmen.

Dazu sei eine Änderung des Schutzstatus von streng geschützt in unter Schutz gestellt nötig. „Uns geht es gar nicht darum, dass Wölfe gänzlich verschwinden“, sagt Schulte-Ebbert. Es könne aber in einem dicht besiedelten Raum nicht so sein, dass Wölfe Leib und Leben von Tieren und letztlich Menschen gefährden.

Unterwegs zwischen Elmarshausen, Gasterfeld und Viesebeck: Der Vierbeiner wurde am Mittwochmorgen gefilmt. Anhand der Aufnahmen soll geklärt werden, ob es sich um einen Wolf handelt.
Anfang Februar wurde ein Wolf zwischen Gasterfeld und Viesebeck gesichtet. © Christoph Stockdreher/nh

Ähnlich sieht es Burkhard Ernst, Sprecher des Hessischen Verbands für Schafzucht und -haltung. Er weist auf ein weiteres Problem hin: die hohen Schutzkosten. Das Land bietet finanzielle Unterstützung bei Abwehr durch wolfssichere Zäune und dort, wo sinnvoll, die Anschaffung und den Unterhalt von Herdenschutzhunden. Das sei aber nicht auskömmlich, insbesondere in Anbetracht der Lernfähigkeit der Tiere, erklärt der Landwirt aus Großalmerode.

„Ängste lassen sich durch Informationen über Fakten zu den tatsächlichen Gefahren abbauen“, mahnt Hans-Jürgen Müller, grüner Landtagsabgeordneter und Sprecher für Landwirtschaft, Tierschutz und Jagd seiner Fraktion. Wölfe seien in aller Regel scheu. Betroffene Halter dürfe man mit den zusätzlichen Kosten für die Gefahrenabwehr aber nicht allein lassen. Da die Rückkehr des Wolfes von der Mehrheit der Gesellschaft gewünscht ist, müsse diese für zusätzliche Kosten aufkommen. Denn auch die Weidetierhaltung ist für den Erhalt der Kulturlandschaft und für Artenvielfalt unbedingt notwendig.

180 Nachweise in Hessen 

Wölfe wurden in Hessen 2022 in 180 Fällen offiziell vom Wolfszentrum durch Bilder, Videos, Speichelproben an gerissenen Tieren und Losung nachgewiesen. 89 davon stammen aus den drei Landkreisen Hersfeld-Rotenburg, Werra-Meißner und Schwalm-Eder, also jeder zweite Beleg. Zusätzlich gibt es Verdachtsfälle: Bei 112 Fällen konnte 2022 entweder keine Art im Labor bestimmt werden oder es wurde ein anderes Tier, wie Fuchs und Hund, am Riss nachgewiesen.  

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