Gottvertrauen seit 100 Jahren: Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche in Altenstädt feiert Jubiläum

Gerade einmal 34 Gläubige gehören der Altstädter Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche an. Dennoch feierten sie die 100 Jahre im Anschluss an den Gottesdienst zum Jubiläum noch mit Kaffee und Kuchen.
Altenstädt – Für die Mitglieder der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (Selk) in Altenstädt ist dieses Jahr ein ganz besonderes. Vor 100 Jahren wurde ihr kleines Gotteshaus im Dorf errichtet und eingeweiht.
Die kleine Schar der Gemeindeglieder, gerade mal 34 Gläubige gehören in Altenstädt der Selk an, wurde im Grunde bei jedem Kirchgang an das Jubiläum erinnert, denn im Eingangsportal der Altenstädter Kirche ist die Jahreszahl 1923 zu lesen. So wusste man schon lange, dass die Kirche in diesem Jahr einen runden Geburtstag hat. Und der sollte dann auch angemessen gefeiert werden.
Am Sonntag trafen sich die Altenstädter Gläubigen in ihrem Gotteshaus, um gewissermaßen als Auftakt des Jubiläums die Grundsteinlegung zu feiern. Der Festgottesdienst fand dann auch fast auf den Tag genau statt: Am 25. April war damals mit dem Bau begonnen und der Grundstein gelegt worden.
Für die Gemeinde und den Kirchenvorstand werde 2023 ganz im Zeichen dieses Jubiläums stehen, sagte Pfarrer Johannes Heicke, der auch die Gemeinde in Balhorn betreut, die mit rund 600 Mitgliedern deutlich größer ist als die benachbarte in Altenstädt und wo der Kirchbau zwei Jahre früher stattfand.
In Altenstädt, so Heicke weiter, wolle man das Jubiläum gemeinsam mit den Gemeindegliedern aus Balhorn, Sand, aber auch mit dem ganzen Dorf feiern. Beim Auftakt am Sonntag erinnerte Kirchenvorsteher Gerhard Löber an das Jahr, in dem die Gemeinde damals den weitreichenden Entschluss zum Kirchbau gefasst hatte.
Es sei eine schwere und politisch hoch turbulente Zeit in Deutschland gewesen: Die Inflation habe seinerzeit jenseits von Gut und Böse gelegen. Ein Ei habe zur Zeit der Grundsteinlegung 400 Reichsmark gekostet und dann im Dezember desselben Jahres, als die Kirchweihe stattfand, bereits 320 Milliarden Mark. Frankreich besetzte Teile Deutschlands, um Reparationen aus dem Ersten Weltkrieg einzufordern, Hitler putschte und kam in Haft, und seine Partei, die NSDAP, wurde wegen Verfassungsfeindlichkeit zunächst verboten.
Festprediger Superintendent Jörg Ackermann, der gemeinsam mit Gemeindepfarrer Johannes Heicke den Gottesdienst leitete, blickte ebenfalls zurück auf das Jahr 1923 und sagte: „In solch einer Zeit eine Kirche zu bauen, das kann nur unerschütterliches Gottvertrauen sein.“
Im Anschluss an den Gottesdienst verweilte die Gemeinde noch in der Kirche bei Kaffee und Kuchen. In deutlich größerem Rahmen will die Altenstädter Kirchengemeinde den 100. Geburtstag ihrer Kirche dann am dritten Advent, dem Tag der Einweihung, feiern, der in diesem Jahr auf den 17. Dezember fällt. Dann will der Kirchenvorstand alle Teilnehmer des Festgottesdienstes auch zu einem Mittagessen ins Dorfgemeinschaftshaus einladen. (nom)