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Fronleichnam in Naumburg wieder auf dem traditionellen Weg

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Von: Norbert Müller

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Kurz vor dem Einzug in die Kirche: Stadtpfarrer Johannes Kowal (mit Weihrauchfass) und Geistlicher Rat Ulrich Trzeciok während der letzten Fronleichnamsprozession vor der Corona-Pandemie am vierten Außenaltar. Archi
Kurz vor dem Einzug in die Kirche: Stadtpfarrer Johannes Kowal (mit Weihrauchfass) und Geistlicher Rat Ulrich Trzeciok während der letzten Fronleichnamsprozession vor der Corona-Pandemie am vierten Außenaltar. Archi © Norbert Müller

Die traditionellen Prozessionen der katholischen Kirche haben sich in der Stadt Naumburg immer mehr verändert. Auch die Himmelfahrtsprozession am kommenden Donnerstag, 18. Mai, ist betroffen.

Naumburg – In und rund um die Katholische Kirche ist derzeit einiges in Bewegung. Im Fokus steht derzeit auch im Wolfhager Land die Fusion von Kirchengemeinden, mit der das Bistum Fulda auf den Priestermangel, sinkende Einnahme und den Rückgang der Mitglieder reagiert. Auch in der einst stark katholisch geprägten Stadt Naumburg sind Veränderungen bereits heute in verschiedenen Bereichen unübersehbar. Beispielsweise bei den traditionellen Prozessionen.

Die Tour am Kirchweih- und Johannifest von der Kirche zum Festplatz auf dem Burghain ist vor einigen Jahren bereits gestrichen worden. Gefeiert wird der Tag inzwischen im Bereich der Kirche. Bei anderen Prozessionen wurde die Route verkürzt, vor allem, um der großen Gruppe der alten Gemeindemitglieder die Teilnahme zu erleichtern.

Das gilt auch für die Himmelfahrtsprozession, die am kommenden Donnerstag, 18. Mai, ansteht. Hier geht es von der Kirche zunächst durch Seitengassen und über die Fritzlarer Straße bis zum Schwesternhaus. Statt dann den großen Bogen über den Kuhberg, vorbei an der Elbetalschule zu gehen, kürzt man inzwischen über den Mühlenweg ab.

Einsatz vor dem Elternhaus: Die Schwestern Marlies Husemann (links) und Christina Jacobi legen 2018 vor Beginn der Fronleichnamsprozession an der Unteren Straße letzte Hand an den Hausaltar inklusive Blütenschmuck an. Archi
Einsatz vor dem Elternhaus: Die Schwestern Marlies Husemann (links) und Christina Jacobi legen 2018 vor Beginn der Fronleichnamsprozession an der Unteren Straße letzte Hand an den Hausaltar inklusive Blütenschmuck an. Archi © Reinhard Michl/nh

Sorgen bereitet auch die teilnehmerstärkste Prozession an Fronleichnam. Auch wenn es eine der kürzesten Strecken ist und nur durch die Altstadt führt, ist sie von der Gestaltung die aufwendigste. Der Streckenverlauf wird mit frisch belaubten Ästen, die die Stadt zur Verfügung stellt, geschmückt. Die Anwohner – so war es jedenfalls noch bis vor wenigen Jahren – drapieren vor ihren Hauseingängen kleine Altäre, dazu kommen die vier Hauptaltäre, an denen jeweils Station gemacht wird.

Auf dem Marktplatz vor der Stadtpfarrkirche und dem letzten großen Außenaltar wird an diesem Tag bereits am frühen Morgen ein kunstvoller Blütenteppich von Mitgliedern der Frauengemeinschaft gelegt. All das so zu erhalten, koste für die Zukunft wohl große Anstrengungen, sagt Elisabetha Rößler, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates.

„Früher musste man sich dank der Anwohner um nichts kümmern“, sagt die engagierte Vorsitzende, „es gab feste Rollen. Heute gibt es an der Strecke schon Lücken, und die werden größer“. Die Gründe liegen auf der Hand. Einige der Anwohner können aus Altersgründen nicht mehr, sind gestorben. Oder die „Urfamilie“, wie sie Rößler nennt, ist aus der Altstadt weggezogen. Und für viele Junge seien das Katholische und die Traditionen nicht mehr so wichtig, bedauert die Frau vom Pfarrgemeinderat. „Viele nutzen den Feiertag für ein verlängertes Wochenende und fahren weg.“ Und noch einen Grund nennt sie: „In der Innenstadt wohnen vermehrt Andersgläubige.“

Eine Lösung könne sein, dass sich Gruppen finden, die eine Patenschaft übernehmen und sich um Gestaltung und Aufbau kümmern. Davon könnten bald auch zwei der Hauptaltäre betroffen sein. Man sei dringend auf Hilfe angewiesen, auch beim Legen des Blütenteppichs auf dem Marktplatz. Rößler: „Wenn die Gemeindemitglieder wollen, dass die Traditionen bestehen bleiben, muss sich jeder Gedanken machen, wie er unterstützen kann.“

Ein weiteres Problem für die Prozessionen sind Sicherheitsbedenken bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum. Da hat die katholische Kirchengemeinde in diesem Jahr frühzeitig die Weichen gestellt und Ordnungsbehörde, Polizei sowie Stadt mit eingebunden. So wird man am Fronleichnamstag in Naumburg wieder den klassischen Weg durch den Altenhagen, über die Untere Straße, Dielenhenn- und Burgstraße zum Marktplatz gehen. Während der Prozession werden Untere und Burgstraße gesperrt und Umleitungen durchs Taubenloch und die Reddern eingerichtet. Thore Bubenhagen vom zuständigen Ordnungsbehördenbezirk Habichtswald hat die Zustimmung in dieser Woche signalisiert, verbunden mit einem Lob an die Kirchengemeinde: „Es war gut, dass die Kirche schon früh gesagt hat, wir sollten uns zusammensetzen und über die Prozession sprechen.“

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