Der Mann in der eisernen Maske: Premiere der Waldbühne Niederelsungen begeistert Publikum

Bei der Premiere von „Der Mann in der eisernen Maske“ am Samstag knüpfte die Waldbühne Niederelsungen an ihren Erfolg von 2005 an.
Die scharfen Spitzen der Degen kommen zumindest Besuchern in der ersten Reihe nah, beängstigend nah. Wie auch die Pferde, die einem regelrecht über die Füße zu galoppieren scheinen, gerade als man sich vom scheppernden Kanonenlärm erholt und zurück in gemütlichen Theaterträumereien begeben hat. So soll es sein, wenn die Waldbühne im spielenden Dorf alle zwei Jahre zum Schauplatz großer Theaterkunst wird und die Zuschauer vor Spannung kaum dazu kommen, Luft zu holen.
Bei der Premiere von „Der Mann in der eisernen Maske“ erinnert am Samstag alles ein wenig an 2005, denn die Niederelsunger knüpfen an ihren damaligen Erfolg „Die drei Musketiere“ an, mit denen es nun ein spektakuläres Wiedersehen gibt. Wie eh und je wird sich da mit Degen duelliert, mit Worten gekämpft, gekidnappt, gedroht und gelogen, wenn die Darsteller eintauchen in die Zeit des herrschsüchtigen und skrupellosen Königs Louis XIV (Paul Röhl), der genussvoll seine Macht auslebt, während sein Zwillingsbruder (Philip Röhl) im Kerker darbt.

Eigentlich sind die Musketiere nicht mehr im Dienst. Athos (Waldbühnen-Urgestein Heinz-Georg Henkelmann) genießt den Ruhestand mit seinem Sohn Raoul (Luis Elsner), Porthos (Ralf Gerlach) verdingt sich als Geschäftsmann und Frauenheld, während Aramis (Dieter Wehner) in seinem Amt als Bischof von Vannes angekommen scheint.
Nur D’Artagnan (Michael Schneider) ist noch in Amt und Würden, sorgt als Hauptmann der Garde für die Sicherheit des Königs. Als der die junge Christine (Maibritt Böhle), die Verlobte Raoules, kennenlernt und sie zu seiner neuen Mätresse machen will, schafft er kurzerhand nicht nur Christines Familie aus dem Weg, sondern auch seinen Nebenbuhler.
Doch da hat er die Rechnung ohne dessen Vater gemacht, denn Athos und seine Musketierfreunde beschließen, den König auszutauschen. Nur D’Artagnan, der auf seinen König eingeschworen ist, verweigert eine Mitwirkung, und so nehmen die Dinge ihren Lauf.

Gekonnt spielen sich die Niederelsunger durch die routiniert von Arnd Röhl und Claus Biederbeck inszenierte Geschichte. Keiner sticht dabei großartig heraus, nicht, weil die großen Parts etwa schwach oder farblos besetzt wären, sondern vielmehr, weil die Spielqualität aller 24 Sprechrollen gleichermaßen stark ist, selbst die der kleineren wie Christines Schwester (Miriam Schmalz), die im Gefängnis derart leidenschaftlich um Antworten fleht, dass man ihr am liebsten direkt zu Hilfe eilen möchte.
Auch wenn die ganz großen Wow-Momente zwischen Kneipe, Palast und Kerker diesmal vielleicht fehlen, liefert die Waldbühne zur umjubelten Premiere, wie sollte es auch anders sein, eine glanzvolle Leistung ab – atemstockende Fechtszenen und Knalleffekte inklusive.