Rabenkrähe Rubin ist aus Habichtswald weitergezogen

Die Problem-Krähe schloss sich mit Geschlechtsreife wahrscheinlich seinen Artgenossen an, vermutet der Vogelfachmann Arne Winkler.
Habichtswald – Die zahme Krähe – Rubin genannt – ist weitergezogen. Davon geht Arne Winkler aus, der die Krähe im vergangenen Herbst auch eingefangen und versucht hatte, sie auf dem Hohen Gras auszuwildern.
Damals wurde in Ehlen eine lebhafte Debatte über den Umgang mit dem zahmen und zutraulichen Vogel geführt, der vor allem Nahrung erbettelt hat. Weil er dabei auch Kinderhänden nahekam, forderten einige sogar den Abschuss des Tieres. Das wiederum hatte Bürgermeister Daniel Faßhauer abgelehnt, stattdessen setzte er auf vergrämende Maßnahmen an der Kita (wir berichteten).
Dass Alufolie am Kitazaun die Krähe abgeschreckt hat, hält Arne Winkler für unwahrscheinlich, denn Krähenvögel werden von Glitzerndem angezogen, erklärt er unserer Zeitung.
Als Küken aus dem Nest gefallen
Winkler trainiert eigentlich Hunde, aber hat auch schon einen Schwan erzogen. Bei der Krähe ist er sich sicher, dass es sich um ein Jungtier gehandelt haben muss, da das Gefieder auch noch recht flaumig gewesen sei. Wahrscheinlich sei der Vogel als Küken aus dem Nest gefallen und wurde dann von Menschen aufgepäppelt. „Der Vogel hat gelernt, dass ihm die Nähe zu Menschen das Überleben sichert“, erklärt Winkler. Dass er bereits in menschlicher Obhut geschlüpft ist, hält Winkler für eher unwahrscheinlich. Denn Vögel werden sehr schnell geprägt und würden sich dann dementsprechend verhalten, zum Beispiel versuchen sich mit Menschen zu paaren, weil sie Menschen für ihre Artgenossen halten. Das sei aber in Ehlen nicht der Fall gewesen.
Arne Winkler geht davon aus, dass sich der Vogel nun im Zuge seiner Geschlechtsreife anderen Krähen angeschlossen hat. „Der Vogel wurde in Ehlen immer weniger gesehen und dann irgendwann gar nicht mehr“, erzählt Winkler.
Unwissenheit und berechtigte Sorgen bestimmten Debatte um die Krähe
Dass die Diskussion um das Tier im Herbst auch emotional geführt wurde, erklärt sich Winkler zum einen mit allgemeinen Unwissen über Wildtiere, zum anderen mit der berechtigten Sorge der Eltern um die Sicherheit der Kinder.
Nach dem Artikel in der HNA hätten sich viele Leute gemeldet: „Es gibt hier mehr zahme Krähen, als man dachte“, sagt Winkler. Unter anderem habe er von einem Mann in Kassel-Wilhelmshöhe erfahren, der regelmäßig mit einem Raben auf der Schulter spazieren gehe.
Wie man aufdringliche Krähen denn nun am besten und schnell wieder loswird? „Einfach ignorieren und nicht füttern, dann zieht der Vogel schnell weiter“, rät Arne Winkler.
Rabenvögel sind gesellig und sozial
Rabenvögel sind gesellige, stimmbegabte und sozial lebende Singvögel mit bemerkenswerten Fähigkeiten, schreibt der Naturschutzbund Deutschland. Dazu gehören auch Eichelhäher und Elstern. Bei Rubin dürfte es sich um eine Rabenkrähe gehandelt haben. Sie sind laut Nabu nicht gefährdet, es gibt mehrere Hunderttausend Brutpaare in Deutschland.
Die größeren Kolkraben, mit ihrem schwarz-glänzenden Gefieder waren um 1945 bis auf Restvorkommen in Schleswig-Holstein und den Alpen ausgerottet. Mit rund 9000 deutschen Brutpaaren haben Kolkraben laut Nabu nun wieder etwa 75 Prozent des zu erwartenden Maximalbestandes erreicht. (JOHANNES RÜTZEL)