Nach Auswertung der Bilder: Experten bestätigen Wolfssichtung bei Wolfhagen

Nach Auswertung der Bilder bestätigt das Wolfzentrum Hessen, dass am Mittwochmorgen ein Wolf in Wolfhagen unterwegs war.
Wolfhagen – Jetzt ist es amtlich: Bei dem Vierbeiner, der am Mittwochmorgen im Bereich zwischen Elmarshausen, Gasterfeld und Viesebeck gesichtet, gefilmt und fotografiert wurde, handelt es sich um einen Wolf. Die Bestätigung kam am Donnerstagnachmittag vom Wolfzentrum Hessen (WZH), deren Experten die Bilder ausgewertet haben.
„Es ist ein C1-Nachweis“, erklärte dazu WZH-Sprecherin Annika Ploenes. Dabei handelt es sich um den Nachweis mit der höchsten Qualität. Ploenes: „Der ist ganz sicher.“ Genetische Nachweise werden für die C1-Stufe akzeptiert, ebenso lebend gefangene oder verendet aufgefundene Tiere mit Begutachtung durch einen Experten. Oder eben die Variante mit aussagekräftigen Bildern, wobei zusätzlich auch der Standort der Aufnahmen zweifelsfrei geklärt sein muss. „Auch der Standort ist verifiziert“, bestätigt Annika Ploenes.
Das Video, das den Wolf in der Gemarkung zwischen Ehringen und Gasterfeld zeigt, werde nun auch auf der Homepage des Wolfszentrums bei den nachgewiesenen Wolfssichtungen eingestellt.
Wolfhagen: 42-Jähriger aus Ehringen filmte den Wolf
Die Aufnahmen stammen von Christoph Stockdreher aus Ehringen. Der hatte am Mittwoch gegen 7.30 Uhr seine Tochter mit dem Auto nach Wolfhagen gebracht und war gerade auf dem Rückweg. Hinter dem links gelegenen Wolfhager Aussiedlerhof, dort, wo die Straße nach Ehringen von Büschen gesäumt wird, sei das Tier von rechts kommend auf die Straße gesprungen und weiter in Richtung Feldgemarkung getrabt.
Keine 15 Meter sei das Tier von seinem Auto entfernt gewesen, sagt der 42-Jährige. Ihm sei von Anfang an klar gewesen, dass es sich um einen Wolf handelt. „Wir hatten selbst schon Hunde“, sagt Stockdreher. Aber dieser Vierbeiner sei anders gewesen. Der leicht schwebende Schritt und die gesamte beeindruckende Erscheinung. „Der war deutlich größer als ein Schäferhund.“

Christoph Stockdrehers Neugierde war geweckt. Er wendete seinen Wagen und fuhr einen befestigten Feldweg hinauf in Richtung Gasterfeld. Zwischenzeitlich hatte er den Wolf aus den Augen verloren. Erst oben auf der Kuppe entdeckte er ihn wieder. Vor einer Feldholzinsel habe der Wolf gestoppt. „Dort habe ich dann das erste Video aufgenommen“, sagt Stockdreher. „Da war der Wolf aber gut 100 Meter weg, und die Aufnahmen wurden unscharf.“
Wolfhagen: Wildtiere flüchteten vor dem Wolf
„Um bessere Bilder machen zu können, wollte ich näher ran“, erzählt Stockdreher. Er sei ein ganzes Stück hinter ihm hergefahren, bis das Tier vor einer weiteren Feldholzinsel stehen geblieben sei. „Da sind aus dem Gebüsch alle Tiere rausgelaufen. Reh, Hase.“ Christoph Stockdreher sagt, er habe den Eindruck gehabt, dass der Wolf es auf das Reh abgesehen haben könnte. „Aber er war wohl durch mich abgelenkt und unentschlossen.“ Das Reh sei jedenfalls geflüchtet und der Wolf in Richtung Viesebeck weitergelaufen.
Nach einer erneuten Schleife mit dem Auto entdeckte Stockdreher den Wolf erneut. Nun in der Nähe des Naturschutzgebietes Dörneberg. Dort habe er eine jüngere Frau mit einem Hund in Labradorgröße getroffen. Der Wolf? Gut 80 Meter von Frau und Hund entfernt. „Die Frau hat ihn gesehen, aber wohl für einen ausgerissenen Hund gehalten.“ Als Stockdreher dann mit seinem Auto bei der Frau ankam, „ist der Wolf ein Stück des Wegs zurückgelaufen“. Den Weg des Tiers über einen Acker hin zum Naturschutzgebiet Dörneberg hat Stockdreher wieder mit seinem Handy aufgezeichnet. Kurz darauf sei der Wolf in einer Senke verschwunden.
Die Frau hat ihn gesehen, aber wohl für einen ausgerissenen Hund gehalten.
Das Video stellte Christoph Stockdreher in seine Feuerwehrgruppe bei WhatsApp und in die Schwimmbadgruppe, von dort verbreitete es sich in kürzester Zeit. Bereits am Vormittag landeten die Bilder auch beim Wolfzentrum Hessen in Gießen, das anhand der Aufnahmen bestätigte: Ein Wolf streift durch die Wolfhager Gemarkung. (Norbert Müller)