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Erster Schritt zur Gründung einer Regional-Energiegenossenschaft

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Von: Antje Thon

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Verfügt bereits über ein eigenes Wärmenetz: das Bioenergiedorf Wettesingen. Etwas mehr als 200 Haushalte sind angeschlossen und beziehen umweltfreundliche Heizenergie.
Verfügt bereits über ein eigenes Wärmenetz: das Bioenergiedorf Wettesingen. Etwas mehr als 200 Haushalte sind angeschlossen und beziehen umweltfreundliche Heizenergie. © Monika Wüllner

Beim Heizen wird sich in den kommenden Jahren vieles ändern. Für viele Menschen ist es eine Herausforderung, den Weg zur Treibhaus-Neutralität zu meistern.

Wolfhagen – Passender hätte das Datum für die Info-Veranstaltung nicht gewählt sein können: Am Tag, an dem das Bundeskabinett die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) beschlossen und damit den Abschied von Öl- und Gasheizungen angekündigt hat, haben sich in Wolfhagens Stadthalle mehr als 100 Menschen aus dem Landkreis Kassel eingefunden, um sich beim Thema Wärmeversorgung auf den neuesten Stand zu bringen.

Eingeladen hatte Jörg Lorenz von der green with IT GbR in Leckringhausen. Lorenz ist Netzwerkmanager im Bereich Energie und Wärme und deutschlandweit als Berater tätig.

Herzstück des Abends war die Frage: Wie kann der Ausstieg aus Gas, Öl und Kohle und ein Wechsel zu einer kohlendioxidneutralen Wärmeproduktion gelingen, die auch noch bezahlbar ist? Die Lösung, so machte neben Lorenz auch Marco Ohme deutlich, könne nur in regionalen Verbünden liegen, die sich die Investitionen in Technik und Wärmenetze teilen und mit geringen Preisen für Wärme belohnt werden. Ohme lebt in Oberlistingen, arbeitet für den Heiztechnik-Produzenten Viessmann und hat das Bioenergiedorf Wettesingen maßgeblich vorangetrieben. Der Genossenschaft in Wettesingen gehören etwa 60 Prozent aller Haushalte an. Ein Blockheizkraftwerk, eine Biogasanlage und ein Biomassekessel produzieren Wärme, die durch ein Nahwärmenetz fließt und für die die Genossenschaftler aktuell 16,5 Cent pro Kilowattstunde zahlen.

Das Prinzip, das bereits vor zehn Jahren in Wettesingen funktionierte, passt noch heute, sind Ohme und Lorenz überzeugt. Lorenz strebt die Gründung einer Projektgenossenschaft an. Diese Regional-Energiegenossenschaft Wärme im Landkreis Kassel soll die Klammer bilden für all jene, die sich beim Heizen auf einen umweltfreundlichen Weg begeben möchten. Ihre Mitglieder können aus unterschiedlichen Orten im Landkreis kommen. Gemeinsam entwickeln sie verschiedene Projekte, die sich von Dorf zu Dorf auch unterscheiden und flexibel auf die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden können. So ist auch die Bildung von lokalen Untergenossenschaften denkbar. In der Projektgenossenschaft werden Fragen behandelt, die für alle Vorhaben identisch sind, etwa Finanzierung, Fördermöglichkeiten und technische Umsetzung. Im Nachgang der Info-Veranstaltung hatten sich bei Lorenz knapp 50 Personen gemeldet, die sich für den Genossenschaftsgedanken interessieren.

Für Marco Ohme stellt die Wohnform auf dem Land, die durch Einfamilienhäuser geprägt ist, eine besondere Herausforderung dar. Statt beim Wechsel zu einer CO2-freundlichen Wärmeversorgung jeden sein eigenes Süppchen kochen zu lassen, rät er zu gemeinschaftlichen, dezentralen Lösungen. Selbst wenn sich nur sehr wenige Haushalte zusammenschließen, habe das Vorteile. Eine Investition in eine gemeinsame Wärmepumpe und ein gemeinsames PV-Feld werde für die einzelnen Abnehmer der Heizenergie günstiger.

Der Zusammenschluss bringe weitere Vorzüge mit sich. Ohme und Lorenz gehen von einer „massiven Erhöhung“ der Fördersätze für dezentrale Lösungen aus. Zudem könnten die Investoren mit zinsvergünstigten Krediten rechnen. Auch mache ein Gemeinschaftsprojekt die Darlehensvergabe für Banken attraktiver.

Der Umstieg von einer Heizung mit fossilen Brennstoffen auf eine umweltfreundliche lohne sich für viele schon jetzt. Und das hänge mit der CO2-Besteuerung zusammen. Deren Anteil am Wärmepreis werde mit der Zeit zunehmen. Lediglich drei Energiequellen seien von dieser Steuer ausgenommen. Das sind erstens: Erdwärme, Geothermie, Solarthermie und Umgebungswärme, zweitens: Erdkälte und Umgebungskälte sowie drittens: Strom, der gebäudenah aus Wind und Sonne erzeugt wird.

Große Bedeutung werde nach Angaben von Jörg Lorenz der Geothermie zukommen, also Wärme, die aus tieferen Bodenschichten stammt. Dafür sind Erdbohrungen erforderlich, diese können bei der flachen Geothermie bis 50 Meter, bei der mitteltiefen Geothermie bis 500 Meter und bei der tiefen Geothermie bis 4000 Meter tief sein.

Kontakt für Interessenten an der Regional-Energiegenossenschaft Wärme im Landkreis Kassel: nordhessen.green-with-it.de/energiegenossenschaft/ (Antje Thon)

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