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Wie Isthas Kindergartenkinder mit dem Lübcke-Tatort gegenüber umgehen

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Von: Lasse Deppe

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Direkte Nachbarschaft: Die Kindertagesstätte Villa Kunterbunt im Wolfhager Ortsteil Istha liegt schräg gegenüber des Grundstücks der Familie Lübcke. © Andreas Fischer

Das Grundstück, auf dem Anfang Juni der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke erschossen wurde, liegt schräg gegenüber des Isthaer Kindergartens.

Karin Döring, Leiterin des Kindergartens Villa Kunterbunt, hat uns erzählt, was das für ihre Arbeit bedeutet. Eng aneinandergereiht stehen die Kinder am Zaun und gucken sich das Treiben auf der Straße an. Die Kita Villa Kunterbunt liegt dem Grundstück, auf dem am Wochenende Regierungspräsident Walter Lübcke erschossen wurde, schräg gegenüber. Die Polizei mit ihren Fahrzeugen, Uniformen und Ausrüstungen hat die volle Aufmerksamkeit der Kleinen. 

Doch wie erklärt man Kindern in diesem Alter eigentlich, was passiert ist und warum die Straße neben ihrem Spielplatz plötzlich im Zentrum der bundesweiten Aufmerksamkeit steht? „Am besten eher oberflächlich“, sagt Karin Döring. Sie leitet die Kindertagesstätte am Turnplatz. „Man kann natürlich sagen, dass jemand gestorben ist und viele Menschen traurig sind, aber ich würde da nicht zu sehr ins Detail gehen“, sagt sie.

Am Montag seien die Kinder mit völlig unterschiedlichen Informationsständen in die Kita gekommen, einige von ihnen hätten sehr detailliert gewusst, was passiert war, andere gar nicht. „Manche Eltern haben dann gefragt, ob wir den Kindern das Geschehene erklären können, das machen wir aber ganz bewusst nicht“, sagt Döring. Fragen der Kinder hätten die sieben Betreuerinnen aber in Einzelgesprächen beantwortet.

Sehr unterschiedlich seien die Reaktionen der Kinder gewesen. „Gerade die Jungen und Mädchen, die bereits sehr detailliert aufgeklärt zu uns kamen, haben sich tendenziell ängstlicher verhalten und die Nähe der Erzieherinnen gesucht“, berichtet Döring. Glücklicherweise sei ohnehin eine „Waldwoche“ geplant gewesen, die Kinder daher viel in der Natur am Isthaberg unterwegs, fernab des Geschehens am Isthaer Ortsrand.

Und den neugierigen Kindern am Zaun gaben auch die Polizisten an der Straßensperre gern und freundlich Auskunft. Natürlich nicht über Fall oder Ermittlungen, aber über Uniformen, Ausrüstung und Fahrzeuge. „Wir waren erst vor Kurzem mit den größeren Kindern bei der Polizei zu Besuch. Die haben den Jüngeren dann gleich eine Menge erzählt“, sagt Döring.

Die Villa Kunterbunt selbst gilt übrigens als „waffenfreie Zone“, wobei sich das selbstverständlich auf Spielzeuge bezieht. „Aber natürlich sind gerade die Jungs da kreativ und bauen sich aus Ästen so einiges und sagen dann, es seien Spritzpistolen“, sagt Döring.

Am Sonntag sei zunächst gar nicht klar gewesen, ob die Kindertagesstätte angesichts der Straßensperrung überhaupt öffnen kann. Doch dank eines Notausgangs an der Hausseite läuft der Betrieb wie gewohnt. „Wir hatten uns das so überhaupt nicht vorgestellt“, sagt Döring, „aber letztlich war die Woche für uns ganz relaxt.“ Schon jetzt seien die immer wieder vorbeifahrenden Polizeiwagen nur noch für wenige Kinder interessant.

Lesen Sie dazu: Fall Lübcke: Ersthelfer war vorübergehend in Gewahrsam

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