Historische Bauwerke – Die Weidelsburg bei Ippinghausen

Kirchen, Burgen und Klöster: Historische Bauwerke gibt es überall in der Region. In einer Serie blicken wir hinter ihre Mauern und erzählen ihre Geschichte.
Ippinghausen – Es brauchte nicht immer ein Schwert, um als Ritter in Erinnerung zu bleiben. Ein Blick zurück ins 15. Jahrhundert, ins Wolfhager Land: Da trickst die Frau eines streitsüchtigen Burgherren den Landesvater aus, der mit seinen Truppen kurz vor der Einnahme der Burg steht.
Sie bittet den belagernden hessischen Landgrafen um Gnade. Der gewährt ihr und ihren Mägden freien Abzug von der Burg und erlaubt dazu, dass sie mit allem, was ihnen lieb ist und sie tragen können, ungehindert verschwinden dürfen.

Und so trägt die Burgherrin ihren Gatten huckepack am perplexen Landgrafen und der sicheren Festnahme vorbei in die Freiheit. In dieser Sage von der hessischen Weibertreue spielen Agnes und Reinhard von Dalwigk neben dem hessischen Landgrafen die Hauptrollen.
Die besondere Bedeutung der Burg
Das Ganze soll sich 1448 auf der Weidelsburg bei Ippinghausen (Landkreis Kassel) zugetragen haben. In jenen Jahren war die weithin sichtbare Festung im Dreieck zwischen den Einflussbereichen der Waldecker Grafen, des hessischen Landgrafen und des Bischofs von Mainz von besonderer Bedeutung.
Jener Reinhard von Dalwigk, ein selbstherrlicher Ritter, der sich vor keinem Konflikt scheute, heiratete 1412 Agnes von Hertingshausen, deren Familie auf der zwischen Wolfhagen und Naumburg gelegenen Weidelsburg seinerzeit das Sagen hatte. Gemeinsam mit seinem Neffen Friedrich von Hertingshausen vollendete er den Ausbau der Burg, die um das Jahr 1380 auf den Trümmern einer lange zuvor zerstörten Anlagen errichtet wurde.

Ganz nach dem Geschmack des Raubritters von Dalwigk wurde es nicht nur ein repräsentatives großräumiges Domizil, sondern entsprach als Verteidigungsanlage damals auch modernsten Standards.
Ausgrabungen in den frühen 1930er-Jahren
Dass die Ruine mit ihren markanten Doppelwohntürmen heute noch so gut erhalten ist, habe auch damit zu tun, dass sie erst relativ spät ausgebaut wurde, zu einer Zeit, als andere Burgenstandorte des Wolfhager Landes schon längst wieder verlassen oder zerstört waren, schreibt Dr. Volker Knöppel in seinem Buch „Der Weidelsberg und seine Burg“.
Eine Rolle spielt auch, dass in den frühen 1930er-Jahren mit Ausgrabungen und Sicherungsarbeiten an der Ruine begonnen wurde. In den folgenden Jahren wurde der Grundriss der Gesamtanlage wieder erkennbar. Aufwendige Restaurierungsarbeiten folgten zwischen 1979 und 1987 sowie von 2008 bis 2011.

Heute kümmert sich der Förderverein zur Erhaltung der Weidelsburg in enger Zusammenarbeit mit dem Burgherrn Hessen-Forst um das Wahrzeichen des Wolfhager Landes. Jahr für Jahr wird einiges an Geld und Arbeit investiert, um die Weidelsburg als Ausflugsziel und auch als außerschulischen Lernort noch attraktiver zu machen.
Rundumblick auf 515 Metern
Besuchern bietet die Ruine vom Ostpalas aus einen großartigen Rundumblick. Die Aussichtsplattform liegt auf 515 Metern Höhe und ermöglicht bei schönem Wetter eine Sicht bis weit in die Nachbarregionen. Auf farbigen Panoramatafeln lassen sich die Bergkuppen und Orte in der jeweiligen Blickrichtung ganz einfach bestimmen.
Ein Info-Leitsystem mit insgesamt zehn Stationstafeln begleitet die Besucher auf dem Gelände und vermittelt kurz und knapp Wissenswertes über die Burganlage. Dazu gehört auch der Hinweis auf die List der Agnes von Dalwigk.
An die hessische Weibertreue erinnert zudem ein Relief am Eingang zum Burghof, das in Stein gehauen den huckepack getragenen streitsüchtigen Ritter beim gemeinsamen Abmarsch von der Weidelsburg zeigt. (Norbert Müller)7
Infos zur Weidelsburg unter weidelsburg.de
Der Weg zur Burg
Viele Wege führen zur Weidelsburg: Wanderwege wie der Habichtswaldsteig mit seinen Extratouren gehören dazu, Sportliche können die Burg auch mit dem Rad anfahren. Wer mit dem Auto anreist, findet am Fuß des Weidelsbergs einen schattig gelegenen Parkplatz. Von dort geht es dann zu Fuß hoch zur Burg. Entweder direkt über den rund 900 Meter langen gut ausgebauten Hauptweg oder den kürzlich sanierten Zick-Zack-Weg, einen Wanderpfad durch den Wald