In Wolfhager Kindertagesstätte gibt es eine spielzeugfreie Zeit

Von Anfang Januar bis April spielen die Kinder in der Wolfhager Kindertagesstätte Liemecke überwiegend ohne Spielzeug.
Wolfhagen – An nur wenigen anderen Orten gibt es normalerweise mehr Spielzeug als im Kindergarten. Kleine bunte Legosteinchen, Kuscheltiere und Puzzle – all das ist in der Wolfhager Kindertagesstätte Liemecke momentan allerdings auf dem Dachboden der Kita oder in Schränken verstaut.
Seit Anfang Januar gibt es hier eine spielzeugfreie Zeit. Erst im April werde das Spielzeug wieder zurückgeholt, sagt Andrea Heinicke-Giehler, Leiterin der Wolfhager Kindertagesstätte. „Zum Spielen bleiben das Mobiliar und Materialien, wie zum Beispiel Kartons, Knöpfe und Tücher. Außerdem gibt es weiterhin das Bällebad und die Bausteine.“
Kinder sollen mehr miteinander reden
Eine dreimonatige spielzeugfreie Zeit werde in der Wolfhager Kita etwa alle anderthalb Jahre durchgeführt, sagt die Kita-Leiterin. „Ziel ist es, dass die Kinder viel mehr miteinander reden.“ Das Spielzeug stehe dem allerdings häufig im Weg. „Außerdem sollen die Kinder kreativ dabei werden, sich ohne Spielzeug zu beschäftigen.“ Sinnvoll sei dies insbesondere deshalb, weil die Kinder sich außerhalb der Kita mittlerweile seltener mit anderen Kindern träfen und stattdessen der Medienkonsum zunehme.
„Erfahrungsgemäß brauchen die Kinder meist zwei bis drei Wochen, um sich an das Spielen ohne Spielzeug zu gewöhnen“, sagt Heinicke-Giehler. Anfangs sei es in erster Linie sehr auffällig, dass die Kinder mehr Bewegungsdrang haben als normalerweise. „Später kann man aber beobachten, dass die Kinder mehr miteinander kommunizieren und auch in größeren Gruppen miteinander spielen. Vor einigen Tagen haben wir zum Beispiel gemeinsam ein Kino aus Stühlen und Tüchern gebaut.“
Auch Erzieherin Wanda Kaloj bemerkt, dass sich die Kinder während der spielzeugfreien Zeit anders verhalten als sonst: „Alle spielen mal mit jedem und Konflikte gibt es eher weniger als normalerweise.“

Kinder zeigen viel Kreativität
Wenn es darum geht, sich ohne Spielzeug zu beschäftigen, zeigen die Kinder große Kreativität. Sie bauen Kartenhäuser aus Bierdeckeln, basteln sich selber Würfelspiele, errichten Höhlen, tanzen oder spielen Rollenspiele. „Auch Kinder, die die spielzeugfreie Zeit zum ersten Mal mitmachen, kommen damit gut klar“, sagt Heinicke-Giehler.
Sobald die Aktion im April zu Ende ist, werden die Erzieher der Wolfhager Kindertagesstätte das Spielzeug gemeinsam mit den Kindern nach und nach wieder zurück aus den Schränken holen. „Wir sind bisher immer erstaunt gewesen, wie wenig von dem Spielzeug sich die Kinder zurückwünschen. Die Legosteine und unsere Magnetbausteine werden allerdings jedes Mal als Erstes wieder hervorgeholt.“
Von den Eltern werde die Aktion wohlwollend aufgefasst, sagt Heinicke-Giehler. Einmal habe sie von Eltern sogar erfahren, dass ein Kind zu Hause um weniger Spielzeug im eigenen Kinderzimmer gebeten habe. (Maike Lorenz)