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Inhaberin des Studienkreises in Wolfhagen sucht Nachfolge

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Von: Antje Thon

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Erteilt Nachhilfe in Mathe: Brigitte Händler ist seit 25 Jahren Inhaberin des Studienkreises in Wolfhagen, nun sucht sie eine Nachfolge.
Erteilt Nachhilfe in Mathe: Brigitte Händler ist seit 25 Jahren Inhaberin des Studienkreises in Wolfhagen, nun sucht sie eine Nachfolge. © Antje Thon

Seit einiger Zeit sucht Brigitte Händler eine Nachfolge für den Studienkreis in Wolfhagen. Womöglich muss der Standort aufgegeben werden.

Wolfhagen – Einigen Hundert Schülern haben Brigitte Händler und ihr Team in der Vergangenheit zu besseren Noten verholfen. Die 67-Jährige ist Inhaberin der Studienkreise in Zierenberg und Wolfhagen. Seit 25 Jahren erteilt die Lehrerin Schülern aller Schulformen von der ersten bis zur 13. Klasse Nachhilfeunterricht. Für den Standort in Wolfhagen sucht sie seit einiger Zeit eine Nachfolge. Doch bislang liefen die Bemühungen ins Leere.

Bereits im Jahr 2019 hatte die Zentrale des im deutschsprachigen Raum tätigen Nachhilfeunternehmens einen Franchisenehmer für die Filiale in Wolfhagen gesucht. Mit der Pandemie geriet die Nachfolgesuche in den Hintergrund. Seit einigen Monaten drängt sich das Problem wieder nach vorn. „Im nächsten Monat werde ich 68“, sagt Händler, die in der nächsten Zeit, spätestens aber im Alter von 70 Jahren die ihr lieb gewonnene Arbeit in Wolfhagen aufgeben möchte. „Dann ist Schluss.“

Wenn bis dahin niemand gefunden sei, werde der Standort, der aktuell von 55 Schülern besucht werde, wohl oder übel aufgegeben werden müssen. Und dann, so Händler, sehe es mit professionellen Nachhilfeangeboten im Wolfhager Land sehr dünn aus, nur noch die Filiale in Zierenberg bliebe Anlaufpunkt. Wer dann seine Noten verbessern wolle, dem stünden bestenfalls Online-Portale zur Verfügung und Privatlehrer.

Händler sieht das problematisch. Schwächere Schüler könnten so durchs Raster fallen. Der Erfolg ihrer Arbeit spreche für sich. 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die sich beim Studienkreis Unterstützung bei der Bewältigung des Unterrichtsstoffes suchten, erreichten einen besseren Abschluss als angestrebt. Für die meisten, die mit schlechten Noten die Hilfe ihres Teams in Anspruch nehmen, sei eine stabile Drei das Ziel.

Mehr als reine Wissensvermittlung

Die Kinder und Jugendlichen lernten, geduldig zu sein. Denn der Erfolg komme nicht über Nacht. Einige Schüler benötigten Monate, manche auch Jahre für eine deutliche Verbesserung ihrer schulischen Ergebnisse. Brigitte Händler betont immer wieder den psychologischen Aspekt ihrer Arbeit. Beim Studienkreis gehe es um mehr als nur die reine Wissensvermittlung.

Einige Kinder brächten Versagensängste mit, sie seien unsicher, könnten nicht verstehen, weshalb sie trotz intensiven Lernens und Erfolgen in der Nachhilfe in Klassenarbeiten bei den gleichen Aufgaben scheiterten. Erst mit der Zeit, so die Lehrerin für Mathematik, Deutsch und Biologie, stellten sich bessere Noten ein, und die Schüler würden selbstsicherer.

Die Motivation muss stimmen

Die Lehrerin hat einige Schullaufbahnen von Kindern kennengelernt. Sie und ihre Kollegen steigen immer an der Stelle ein, an der eine gewisse Unzufriedenheit mit der Leistung vorherrscht. „Die meisten kommen, weil sie von ihren Eltern geschickt werden“, sagt die 67-Jährige, die den jungen Leuten eine gewisse Zeit zugesteht, sich einzufinden und an ihrer Einstellung zu arbeiten. „Wenn die Schüler nur hergeschoben werden, bringt es nichts.“

Die Motivation müsse schon stimmen. Das macht die resolute Frau ihren Schützlingen und deren Eltern klar. Dazu gehöre auch, dass die Nachhilfe um selbstständiges Üben daheim und die Kontrolle der Hausaufgaben durch die Eltern ergänzt werden müsse. Sobald sie bemerke, dass der Lernprozess ins Stocken gerät, schlage sie ein Beratungsgespräch vor.

Schwächeren Schülern biete der Studienkreis auf ihrem Weg zu besseren Noten einige Vorteile, sagt sie. So lernten sie in Kleingruppen mit maximal vier Mitgliedern. Die Lernenden könnten sich besser konzentrieren, würden weniger abgelenkt. Die kleinen Einheiten ermöglichten eine individuellere Betreuung als dies in einer Klasse von 20 und mehr Schülern machbar sei. Mit der Zeit legten die Schüler ihre Scheu ab, Fragen zu stellen. „Und irgendwann schaue ich dann in ein strahlendes Gesicht“, sagt die Zierenbergerin. Und das sei dann der Lohn für ihre Arbeit.

Großer Bedarf an Mitarbeitenden

Der Studienkreis Wolfhagen betreut Schüler aus der Region, zu der neben Wolfhagen, Naumburg, Bad Emstal, Breuna, Habichtswald auch Bad Arolsen und Volkmarsen zählt. Aktuell nutzen – bedingt durch die Ausfälle durch Corona – viele Grundschüler das Angebot. Pro Monat fallen Kosten zwischen 110 und 170 Euro an. Für Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche und Dyskalkulie gibt es ebenfalls Angebote – die Kosten hierfür liegen bei 50 Euro, wobei es einen Zuschuss vom Landkreis Kassel gibt. Brigitte Händler sucht einerseits jemanden, der die Filiale in Wolfhagen übernehmen möchte. Sie ist aber auch interessiert an Mitarbeitern, die Nachhilfestunden übernehmen möchten. Bewerber müssen nicht zwingend Lehrer sein. Wichtiger ist es, sich auf die Schüler einstellen zu können und einen Zugang zu ihnen zu finden.

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