Die Klinikküche in Wolfhagen kocht Bio-Mittagessen

Das Mittagessen in der Kreisklinik in Wolfhagen besteht seit anderthalb Jahren fast ausschließlich aus Bio-Produkten und regionalen Erzeugnissen.
Wolfhagen/Hofgeismar – „Wie schmeckt das Essen?“ – diese Frage gehöre häufig zu den ersten, die Krankenhauspatienten von Besuchern gestellt bekämen, sagt Silvan Uick, Leiter des Klinikbetriebes im Landkreis. Damit Patienten diese Frage nicht mit „wie aufgewärmt“ beantworten, hat die Kreisklinik Wolfhagen in den vergangenen anderthalb Jahren einiges am Speiseplan verändert.
Seit August 2021 verarbeitet die Klinik im Mittagessen fast ausschließlich Bio-Produkte und regionale Erzeugnisse. „Wir haben jetzt im zweiten Jahr das Bio-Zertifikat erhalten“, sagt Chefkoch Benjamin Gruber, der im Rahmen der Änderung neu eingestellt worden ist. Zuvor hatte Benjamin Gruber unter anderem für das Hotel La Strada und das Kurparkhotel Bad Wilhelmshöhe in Kassel gearbeitet.
„Ich bin stolz darauf, dass wir ihn haben“, sagt Silvan Uick über den Chefkoch. Auch für die Klinik in Hofgeismar steht Benjamin Gruber in der Küche. Dort verwenden er und sein Team allerdings weiterhin auch konventionelle Produkte.
Neuer Speiseplan der Klinik erhöht die Kosten
Möglich sei der Wandel im Speiseplan der Wolfhager Klinik nur, weil die Klinik zum Landkreis Kassel gehört. „Betriebswirtschaftlich ist das nicht sinnvoll“, sagt Silvan Uick. „Wir geben jetzt mehr Geld aus und bekommen von den Krankenkassen keinen Cent mehr.“ Durch die Umstellung des Speiseplans entstünden nach Angaben des Betriebsleiters jährlich zusätzliche Kosten im höheren fünfstelligen Betrag.
Während der Landkreis Geld in die Hand nimmt, um in das Klinikessen zu investieren, können sich das viele andere Kliniken nicht leisten. Die Hamburger Kliniken des Krankenhausunternehmens Asklepios sparen seit Dezember sogar am Essen ihrer Patienten. Wie das Hamburger Abendblatt im Januar berichtete, bekommen Kassenpatienten dort seit Dezember statt Butter nun nur noch Margarine serviert. Für die Kliniken in Hofgeismar und Wolfhagen habe das nie zur Debatte gestanden, sagt Silvan Uick.
Es bringt nichts, Geld einzusparen, wenn die Patienten dafür unzufrieden nach Hause gehen.
„Es bringt nichts, Geld einzusparen, wenn die Patienten dafür unzufrieden nach Hause gehen“, sagt Uick. Für ihn steht fest: Die Qualität des Essens ist den Patienten wichtig und bei psychischer Zufriedenheit sei auch der Heilungsprozess besser. Zudem erhofft er sich, dass die Klinik durch die Umstellung auch für die Pflegekräfte attraktiver wird.
Die Klinik beliefert zwei Kitas in Wolfhagen mit Essen
Seit September profitieren zudem das Montessori-Kinderhaus Kleine Wölfe und seit November auch die Kinderkrippe Die Dinos von der Küche der Wolfhager Klinik. Benjamin Gruber und sein Team versorgen beide Wolfhager Einrichtungen mit Mittagessen. Um den Aufwand so gering wie möglich zu halten, verwendet die Klinikküche für das Mittagessen der Kinder die gleichen Lebensmittel wie für das Mittagessen der Klinik. „Wir passen das Essen aber kindgerecht an. Wenn wir für die Patienten Fischfilet zubereiten, liefern wir den Kindern zum Beispiel Mini-Fischfilet in Backteig“, sagt Benjamin Gruber.
In beheizbaren Boxen wird „Kapitän Blaubärs Seefahrerteller mit Überraschungsnachtisch“ anschließend zu den Kindern geliefert. Anders als früher muss das Mittagessen dadurch in den Kitas nicht mehr erwärmt werden. Mit der Änderung im Essensplan haben sich die Kindergartengebühren erhöht. „Statt 3 Euro kostet ein Mittagessen nun 3,80 Euro“, sagt Kristin Kubitzek, Leiterin des Montessori Kinderhauses. Elternvertreter Steffen Wertz ist dennoch von dem Angebot begeistert: „Die Kinder kommen viel zufriedener nach Hause. Wir sind dankbar, die Kreiskliniken als Partner zu haben.“ (Maike Lorenz)