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Menschen in Wolfhagen sammeln Spenden für Erdbebenopfer

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Von: Antje Thon

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Funda Karahan beim Verpacken von Spenden: Die junge Frau hat in Wolfhagen eine Hilfsaktion organisiert. Im Laufe des Dienstagnachmittag wurden immer mehr Kartons und Säcke ins türkische Kulturzentrum gebracht.
Funda Karahan beim Verpacken von Spenden: Die junge Frau hat in Wolfhagen eine Hilfsaktion organisiert. Im Laufe des Dienstagnachmittag wurden immer mehr Kartons und Säcke ins türkische Kulturzentrum gebracht. Die Hilfsgüter gingen gestern nach Kassel und von dort nach Köln, von wo sie in die Türkei geflogen werden. © Antje Thon

Nach den starken Erdbeben in der Türkei und in Syrien sind die Menschen in den zerstörten Gebieten auf Spenden angewiesen. Auch in Wolfhagen wurden Hilfsgüter gesammelt.

Wolfhagen – Die verheerenden Erdbeben mit Tausenden Todesopfern in der Türkei und in Syrien haben auch in Wolfhagen große Betroffenheit ausgelöst. Vor allem bei Menschen sitzt der Schock tief, die eng mit beiden Ländern verbunden sind. Schnell hat sich am Montag und Dienstag eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgebreitet. Die 25-jährige Funda Karahan zögerte nicht lange und mobilisierte ihre Kontakte in Wolfhagen.

Über die sozialen Medien und Nachrichtendienste organisierte die Wolfhagerin, die an der Uni Kassel Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinenbau studiert, Hilfe. Die Spenden, die im türkischen Kulturzentrum am Wolfhager Bahnhof abgegeben wurden, wurden am Dienstag mit mehreren Fahrzeugen zur Alevitischen Gemeinde nach Kassel transportiert. Von dort gingen sie zum Kölner Flughafen, wo die Religionsgemeinschaft ein Flugzeug organisiert haben soll, das die Hilfsgüter in die Türkei bringt, so Karahan. Dort würden sie in den Erdbebenregionen verteilt.

„Die Menschen bringen uns Klamotten und Schuhe für den Winter, Babysachen und Windeln, sie spenden Geld“, sagt Funda Karahan. Aber auch Zelte, Lampen, Batterien und Powerbanks würden abgegeben und auch weiterhin benötigt. Um die 100 Personen aus Wolfhagen hätten sich an den ersten beiden Sammeltagen beteiligt, schätzt sie. Die Studentin geht davon aus, dass sich noch mehr Wolfhager, auch außerhalb der türkischen Gemeinschaft, engagieren würden. Entsprechende Anfragen habe sie bereits erhalten. Am Montag hätten sie und mehrere ihrer Bekannten einige Todesnachrichten erhalten. „In den Familien fließen die Tränen“, sagt die junge Frau, deren familiäre Wurzeln in einer Region am Schwarzen Meer liegen. Allerdings lebten einige ihrer Freunde in Städten, die von den Erdstößen besonders stark betroffen sind und deren Gebäude nun in Schutt liegen. Mit ihnen stehe sie in Verbindung.

Von einem großen Zusammenhalt in den schweren Stunden spricht auch der Wolfhager Niyazi Karahan, der am vergangenen Freitag nach Istanbul geflogen ist – eigentlich, um dort Urlaub zu machen. Seine Rückreise nach Deutschland habe er nun um einen Tag verschoben, um in Istanbul beim Sammeln von Spenden zu unterstützen, wie er am Telefon sagt. „Jeder bringt, was er geben kann“, beschreibt er die Situation in der Millionenmetropole, die gut 1000 Kilometer entfernt ist von den betroffenen Gebieten. Die Hilfsgüter würden unter anderem in Sporthallen gelagert, bevor sie mit Lkw in die Krisengebiete transportiert würden. Noch am Montag seien so viele Menschen dem Aufruf zum Blutspenden gefolgt, dass die Aktion von den Hilfsorganisationen vorerst gestoppt worden sei. „Die Menschen befinden sich in einer Schockstarre. In Istanbul waren am Montag nur wenige Menschen auf den Straßen. Viele haben die Nachrichten im Fernsehen geschaut“, sagt Niyazi Karahan, der überwältigt ist von der Solidarität, die sich über religiöse und politische Grenzen hinweg ausbreite.

Er, aber auch Funda Karahan, sind der Meinung, dass vor allem finanzielle Spenden benötigt werden. Das Geld könne auf offizielle Konten von Hilfsorganisationen wie dem Roten Halbmond, was dem DRK in Deutschland entspricht, überwiesen werden. Mit dem Geld sei man vor Ort flexibler, könne Medikamente beschaffen oder was auch immer benötigt werde. (Antje Thon)

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