Von Spaghetti bis zur Ahlen Wurscht: Rewe-Einkaufsbus macht Menschen in Nordhessen happy
In Nordhessen gibt es jetzt ein neues Pilotprojekt von Bahn und Rewe: Ein Einkaufsbus versorgt die Dorfbewohner mit Lebensmitteln. So auch in Niederelsungen.
Niederelsungen – Der rollende Einkaufsladen verspätet sich am Dienstag um wenige Minuten. An der Haltestelle an der Nothfelder Straße in Niederelsungen (Kreis Kassel) wo der Einkaufsbus gleich vorfahren wird, warten gespannt bereits einige Kunden. „Wir lassen uns überraschen“, fasst die 84-jährige Luise Hartmann ihre Erwartungshaltung und die ihrer beiden Bekannten zusammen, die sich, ausgestattet mit Trolley und Einkaufstaschen, dort versammelt haben.
Der Rewe-Einkaufsbus war zuvor in Lütersheim. Dort seien die Menschen begeistert gewesen, sagt Kaufmann Jörn Berszinski, der in Nordhessen und Niedersachsen neun Rewe-Märkte unterhält und die Idee vom Einkaufsbus zusammen mit Rewe-Chef Jürgen Scheider entwickelt hat. Zwei Jahre werde das Angebot zunächst vorgehalten. Dann, so Markus Stengel, der bei Rewe das Projekt leitet, wolle man weitersehen.
Der Lebensmitteleinzelhändler nutze verschiedene Modelle, um Kunden auch auf dem Land mit Produkten des täglichen Bedarfs zu versorgen. Von Abhol- und Einkaufsboxen bis hin zum in Deutschland einmaligen Einkaufsbus würden unterschiedliche Varianten getestet. Ob das Ganze auch wirtschaftlich ist, müsse sich noch zeigen.

Rewe-Einkaufsbus zieht am ersten Tag viele Menschen im Kreis Kassel an
Jörn Berszinski und Niederelsungens Ortsvorsteher Axel Götte haben indes schon weitere Ideen. So könnte eventuell im Dorfgemeinschaftshaus eine Anlaufstelle geschaffen werden, an der zuvor übers Internet bestellte und bezahlte Waren ausgeliefert werden. Dieses Vorhaben geht zurück auf eine Initiative des Vereins Region Kassel Land und der Stadt Wolfhagen. Berszinski hofft, dazu in einem halben Jahr mehr sagen zu können.
Nicht ganz so lange warten müssen Kunden, die im Einkaufsbus auch Geld abheben möchten. Wie der Wolfhager Kaufmann sagt, sollen Käufer noch im Frühjahr ab einem Einkaufswert von zehn Euro mit ihrer EC-Karte Bargeld von bis zu 200 Euro im Bus abheben können. „Wenn ich älter wäre und auf einem Dorf leben würde, würde ich mir so ein Angebot wünschen“, sagt Berszinski über seine Motivation, die den Einkaufsbus zum Rollen gebracht hat. Seit er mit dem Projekt in den Medien sei, hätten ihn zahlreiche Anrufe und E-Mails aus kleinen Orten erreicht. Der Tenor sei immer der gleiche: Die Leute möchten den Bus auch bei sich im Dorf haben.

Das Gefährt ist mit seinen 18 Metern Länge nicht zu übersehen und rollte am Montag erstmals von Fritzlar-Ungedanken aus quer durch die Region. Regale statt Sitze, Kasse statt Fahrkartenausgabe: Für den Einsatz als Supermarkt wurde der Bahnbus komplett umgebaut. Zusätzliche Klimaanlagen sorgen für einen angenehmen Einkauf, Hochleistungsakkus ermöglichen, bis zu acht Stunden ohne externe Stromversorgung auszukommen.
Kreis Kassel: Der Rewe-Einkaufsbus hat 700 verschiedene Produkte im Sortiment
Rund 700 verschiedene Produkte gehen mit ihm auf Reisen, was in etwa dem Sortiment eines kleinen Supermarktes gleichkommt. Von frischem Obst und Gemüse über gekühlte Frischwaren und Tiefkühlprodukte bis hin zu Getränken und Kosmetik hat Berzinski alles in den XXL-Bus gepackt, was des Kunden Herz begehrt. Die Preise sind dabei dieselben, wie im regulären Laden, heißt es auf Nachfrage bei der DB-Pressestelle.
Und sollte sich herausstellen, dass doch etwas fehlt, verspricht er Abhilfe: „Wir werden unser Sortiment in den nächsten Wochen weiterentwickeln und den Wünschen unserer Kunden anpassen.“ Auf den ersten Blick fehlt tatsächlich nichts. Äpfel, Birnen, Pilze, Gurken und jede Menge mehr liefern in der vorm Bus aufgebauten Obst- und Gemüseabteilung den frischen Vitamin-Kick, während die Drogerieecke alles bietet, um sein Zuhause auf Hochglanz zu polieren.

Ortsvorsteher Götte ist überglücklich, dass die Menschen im Ort zumindest an einem Tag in der Woche die Möglichkeit haben einzukaufen, ohne das Auto zu bewegen. Seit vor gut zwei Jahren der kleine Markt beim Bäcker geschlossen wurde, kauften die Niederelsunger verstärkt in Nachbarorten ein. Neben dem Einkaufsbus gibt es im Dorf noch zwei Hofläden. Der Standort für den Bus zwischen Spielplatz und Freibad sei ideal. Schön wäre es, wenn sich der Bus zu einem Treffpunkt entwickelte. „Auch ein Stromanschluss wäre gut“, sagt Ortsvorsteher Götte. So ließen sich die Akkus, über die die Kühltruhen laufen, wieder laden. (Antje Thon und Sascha Hoffmann)