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Schließung der Klinik in Wolfhagen: Verschlechtert sich die Notarzt-Versorgung?

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Von: Norbert Müller

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Leisten schnelle Hilfe: Notarzt Dr. Christian Haase (rechts) und Rettungssanitäter Dennis Pahms. Haase gehört zum Kreis von rund 30 Medizinern, die für den Notarztstandort Wolfhagen aktiv sind. Hauptberuflich ist er Hausarzt in einer Zierenberger Gemeinschaftspraxis.
Leisten schnelle Hilfe: Notarzt Dr. Christian Haase (rechts) und Rettungssanitäter Dennis Pahms. Haase gehört zum Kreis von rund 30 Medizinern, die für den Notarztstandort Wolfhagen aktiv sind. Hauptberuflich ist er Hausarzt in einer Zierenberger Gemeinschaftspraxis. © Norbert Müller

Das Krankenhaus in Wolfhagen soll geschlossen werden. Notärzte befürchten eine Verschlechterung der Notarzt-Versorgung in der Region.

„Wir setzen uns im Interesse unserer Patienten uneingeschränkt für den Erhalt der Kreisklinik Wolfhagen ein.“ Mit dieser Erklärung nehmen die rund 30 aktiven Notärzte des Stützpunktes am Wolfhager Krankenhaus Stellung zu den Vorgängen am Krankenhaus in Wolfhagen, zur Aussetzung der stationären Versorgung, die von der Gesundheit Nordhessen Holding (GNH) in der vergangenen Woche angeordnet wurde.

Man habe gute Gründe, sich für die Fortführung der stationären Versorgung im Haus am Kleinen Ofenberg einzusetzen, betont Dr. Christian Haase als Sprecher der Notärzte. Man stehe kurz vor dem Ausbruch einer Epidemie durch das Coronavirus, und in Wolfhagen beende man die stationäre Versorgung in einer voll funktionsfähigen Klinik „mit großer Kapazität“. 

Schließung Krankenhaus Wolfhagen: Keine großen Reserven

Im Ernstfall würden dann die Patienten nach Bad Arolsen, vor allem aber nach Kassel gefahren. „Aber die haben keine großen Reserven.“ Das stelle man schon jetzt häufig genug fest. „Man bekommt jetzt schon immer Mal wieder Absagen von Kliniken, weil sie belegt sind“, sagt Dennis Pahms vom Rettungsdienstpersonal, der auch als Fahrer des Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF) unterwegs ist. 

Dann ist die Leitstelle gefragt, um schnell Ersatz zu finden. Gerade bei Beatmungs- und Intensivbetten gebe es Engpässe, und mit dem Ende der stationären Versorgung in Wolfhagen „fallen genau solche Betten weg“, sagt Haase.

Wolfhagen: Rund 1000 Notarzt-Einsätze jährlich

Im Schnitt fahre man jährlich 1000 Notarzteinsätze vom Stützpunkt am Krankenhaus Wolfhagen aus. „Etwa ein Drittel aller Patienten, die wir bislang im Einsatz zu versorgen hatten, haben wir nach Wolfhagen gebracht.“ Da waren Leute mit akuter Atemnot infolge einer Lungenentzündung dabei oder auch Menschen mit einer akuten Herzschwäche. Patienten, „die nicht zwingend in eine Großklinik müssen“.

Für diese Patienten bedeutet das Aussetzen der stationären Versorgung in Wolfhagen nun aber die lange Tour nach Kassel ins Klinikum. Und für die vom Wolfhager Notarzt versorgte Region, dass der Mediziner, wenn er den Transport begleitet, für weitere Notfälle erst mal nicht verfügbar ist. Passiert dann etwas, muss ein zweiter Notarzt gesucht werden.

Schließung Krankenhaus Wolfhagen: Coronovirus verschärft Lage

Ein Einsatz mit Fahrt nach Kassel dauert laut Haase und Pahms im Schnitt zwei Stunden. Bei einem Einsatz im Wolfhager Land mit Transport ins Krankenhaus Wolfhagen sei man nach einer knappen Stunde zurück am Standort.

Die Zahl der Notfalleinsätze, ist Christian Haase überzeugt, werde angesichts der demografischen Entwicklung zunehmen. Auch ohne eine durch das Coronavirus ausgelöste Epidemie würden dann die Kapazitäts- und Belastungsgrenzen der Versorgungsstrukturen in der Region gesprengt.

Unterm Strich befürchten die Notärzte des Wolfhager Standortes durch den Wegfall der stationären Versorgung im Krankenhaus Wolfhagen eine erhebliche Verschlechterung der regionalen Notfallversorgung. „Da muss dann auch mal der Gesetzgeber reagieren“, sagt Christian Haase.

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