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Von Trekkingplätzen bis Kulturlandschaft: Naturpark Habichtswald legt Planung bis 2032 vor

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Von: Antje Thon

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Arboretum: Dort könnte die Atlaszeder Platz finden. Archi
Arboretum: Dort könnte die Atlaszeder Platz finden. Archi © Antje Thon

Wie wird der Habichtswald in zehn Jahren wohl aussehen? Die neue Naturparkplanung verspricht einige Neuheiten wie zum Beispiel den Ausbau der Möglichkeiten für Mountainbiker.

Wolfhager Land – Der Naturpark Habichtswald ist aus Nordhessens Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Er hat sich längst einen klangvollen Namen erarbeitet, zieht Besucher an, trägt zum Schutz von Natur und Landschaft bei und sensibilisiert Menschen für eine nachhaltige und regionale Entwicklung. Nun liegt eine neue Naturparkplanung vor, die die strategische Ausrichtung für die nächsten zehn Jahre vorgibt, sagt Jürgen Depenbrock, Geschäftsführer des Naturparks Habichtswald.

Das Werk knüpft an die Planung von 2012 an. Damals sei der Naturpark Habichtswald der erste Naturpark in Hessen gewesen, der seine Ziele in ein Konzept gegossen und sich daran orientiert habe, sagt Depenbrock. Ziel damals sei es gewesen, mit regionalen Akteuren in den Kommunen des Naturparks Schnittstellen zu finden und Projekte für die Naturparkarbeit zu entwickeln. Nun wurde der Plan fortgeschrieben, er beinhaltet eine Bestandserfassung und eine Stärken-Schwächen-Analyse. Der Blick geht bis ins Jahr 2032.

Die Aufgabenpalette ist riesig: Sie reicht von mehr Angeboten für Mountainbiker, dem Aufbau von Patenschaften für Wanderwege und der Schaffung von Trekkingplätzen bis hin zur Erfassung aller Kulturlandschaftselemente im Naturpark, der Anschaffung eines Saatguterntegerätes und die besondere Inszenierung der zehn spannendsten Naturschutzgebiete. Daneben stehen die Neugestaltung des Naturparkzentrums für zwei Millionen Euro an, die Ausbildung von Naturparkführern und die Intensivierung der Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas. Ein Naturpark-Wanderbus soll angeschafft, der Fuhrpark klimafreundlich ausgerichtet und das Buchungssystem digitalisiert werden.

Gemeinsam mit Vertretern der Verbandsmitglieder, Hessen Forst, der TAG Naturpark Habichtswald und dem Büro akp aus Kassel hatte der Naturpark regionale Partner zu Workshops eingeladen. Themenfelder waren Naturschutz und Landschaftspflege, Erholung und nachhaltiger Tourismus, Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Regionalentwicklung. Auch die internen Strukturen des Zweckverbandes wurden beleuchtet, um Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Es habe sich sehr deutlich gezeigt, dass eine Weiterentwicklung der Angebote des Naturparks an eine auskömmliche finanzielle und personelle Ausstattung gebunden sei, so Depenbrock.

Die erste Planung habe die Arbeit des Naturparks Habichtswald weit vorangebracht. Viele Projektideen der vergangenen Jahre hatten ihren Ursprung in den damaligen Workshops, sagt Naturpark-Geschäftsführer Jürgen Depenbrock. „Es hat sich herausgestellt, dass wir gut 80 Prozent der gesteckten Ziele erreichen konnten.“ Das seien beste Voraussetzungen für eine Fortschreibung des Programms bis ins Jahr 2032, das auf der Homepage des Naturparks eingesehen werden kann. Was während der verstrichenen Dekade nicht habe umgesetzt werden können, tauche im neuen Planwerk wieder auf.

„Um das Monitoring zu erleichtern, wurden allen Projekten nachprüfbare Zielwerte zugeordnet. Den Naturparkgremien wird auch bei dieser Naturparkplanung jährlich über den Bearbeitungsstand der Projekte berichtet“, sagt Depenbrock. Dass es der Naturpark ernst meint, sieht man bereits heute, denn einige der neuen Vorhaben wurden schon umgesetzt, beziehungsweise in Angriff genommen. Dazu gehören die Errichtung der Trekkingplätze, der Bau des Trailparks für Mountainbiker und der Aufbau eines Naturpark-Partner-Netzwerkes. Nachfolgend stellen wir einige der Vorhaben vor, die sich an vier Kriterien orientieren, die für alle Naturparke in Deutschland bindend sind.

Mountainbiken statt Langlauf: Schon jetzt gibt es zahlreiche Aktivitäten im Habichtswald, die ans Fahrrad gekoppelt sind. Nach und nach will der Naturpark bei der Infrastruktur nachlegen. Archiv
Mountainbiken statt Langlauf: Schon jetzt gibt es zahlreiche Aktivitäten im Habichtswald, die ans Fahrrad gekoppelt sind. Nach und nach will der Naturpark bei der Infrastruktur nachlegen. Archiv © Andreas Fischer

Naturschutz und Landschaftspflege

Jährlich widmet sich der Naturpark einem großen Naturthema. 2023 wird sich alles um den Boden drehen. So steht in der Ausstellung im Naturparkzentrum Dörnberg der Boden als Lebensraum im Mittelpunkt. Ziel der Jahresthemen, die auf vielfältige Weise vermittelt werden sollen, ist es, Gäste auf die Besonderheiten des Naturparks aufmerksam zu machen.

Ein weiteres Leitprojekt ist die Erfassung sämtlicher historischer Kulturlandschaftselemente. Auf diese Weise soll deren Erhalt gesichert werden. Für diese Arbeit soll intensiv mit Vereinen und Ehrenamtlichen zusammengearbeitet werden. Zudem soll für zwei Jahre ein Minijob geschaffen werden.

Zehn interessante Naturschutzgebiete sollen für Gäste besser in Szene gesetzt werden. Beginn ist 2024 (pro Jahr eins), die Kosten liegen bei jährlich 5000 Euro. Besucher-Plattformen, Schilder, spezielle Führungen, Entdecker-Stempel sollen die Inszenierung der Schutzgebiete unterstützen.

Für 20 000 Euro wird ein Saatguterntegerät mit E-Antrieb angeschafft. So soll regionales Saatgut gewonnen und einer genetischen Verarmung des heimischen Grünlandes entgegengewirkt werden.

Weiterhin sind unter anderem geplant: die Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband, die Erarbeitung eines Besucherlenkungskonzeptes für einige Bereiche des Naturparks – insbesondere mit Nähe zu Kassel, der Einsatz von Naturpark-Rangern auf E-Mountainbikes vor allem an Wochenenden, die Anlage von Trittsteinbiotopen, ein Konzept zur Nutzung/Pflege von Streuobst sowie Aktionen zum Klimaschutz.

Soll erweitert werden: Das Angebot an Trekkingplätzen wie hier am Läuseküppel am Habichtswaldsteig nahe Sand. Archiv
Soll erweitert werden: Das Angebot an Trekkingplätzen wie hier am Läuseküppel am Habichtswaldsteig nahe Sand. Archiv © Jürgen Depenbrock/nh

Erholung und nachhaltiger Tourismus

Mountainbiken soll innerhalb des Naturparks einen höheren Stellenwert bekommen. Schon jetzt gibt es verstärkt im Raum Kassel eine hohe Zahl an Aktiven. Derzeit entsteht am Hohen Gras ein Trailpark. Künftig soll Mountainbiken als umfassende Aktivsportart im Naturpark aufgebaut werden und den Langlauf ablösen, der wegen fehlenden Schnees an Bedeutung verloren hat. Ab 2025 soll ein Konzept für verschiedene Mountainbike-sparten erstellt werden. Der Naturpark rechnet mit Kosten von 25 000 Euro, die Hälfte der Summe soll über Zuschüsse abgedeckt werden.

Bereits in diesem Jahr soll mit dem Aufbau eines Netzes von ehrenamtlichen Wanderwegepaten begonnen werden. Ein Pate soll jeweils für vier Wanderparkplätze zuständig sein, von denen mehrere Wanderwege abgehen. Die Wege sollen regelmäßig kontrolliert, die Markierungen gepflegt werden. In einem ersten Schritt werden acht Paten rekrutiert.

Das Netz an Trekkingplätzen soll ausgebaut werden. Begonnen hatte der Naturpark 2022 an drei Standorten. Am Habichtswaldsteig können für eine Nacht Zelte aufgestellt werden. Diese Plätze sollen um Angebote für Hängematten ergänzt, ein zusätzlicher Streckenweg mit zwei weiteren Trekkingplätzen soll eingerichtet werden.

Der Blindenpfad in Kassel-Harleshausen wird instandgesetzt. Die Kosten belaufen sich auf 10 000 Euro, es wird mit Zuschüssen in Höhe von 80 Prozent gerechnet.

Ferner sind vorgesehen: die Einrichtung eines Naturparktages jeweils im Mai, ab 2024, mehr Infrastrukturangebote für Menschen mit Beeinträchtigungen, Entwicklung einer Extratour H10 bei Kassel bis Ende 2024, neue Partner etwa für Touren mit Alpakas oder Eseln sollen gefunden werden.

Bildung für nachhaltige Entwicklung

Ganz oben auf der Liste steht die Neugestaltung des Naturparkzentrums am Dörnberg. Dafür sind um die zwei Millionen Euro vorgesehen, die Hälfte soll über Fördermittel fließen. Da der Pachtvertrag für die jetzige Liegenschaft ausläuft, soll ein neuer Anlaufpunkt bis Anfang 2026 in Betrieb genommen werden.

Ab 2024 sollen wieder Natur- und Landschaftsführer in einem 70-stündigen Lehrgang ausgebildet werden. In dem Kurs werden sie darauf vorbereitet, Natur, Landschaft, Geschichte und Kultur für Besucher erlebbar zu machen. Für die Naturparkführer wird es weiterhin jährliche Fortbildungen geben.

Der Naturpark möchte seine Umweltarbeit an Schulen intensivieren. Neben Kindern können so auch die Eltern angesprochen werden. Pro Jahr soll eine Schule „Naturpark-Schule“ werden.

Spannend ist der Aufbau eines Klima-Arboretums, der in diesem Jahr beginnen und in Naumburg angesiedelt sein soll. Bis Ende des Jahres soll es mit 45 Bäumen ausgestattet sein. Die Initiative geht zurück auf einen Beschluss des Landkreises Kassel, im Kreisgebiet bis 2025 1000 Klima-bäume zu pflanzen. Dabei handelt es sich um Baumarten, die aufgrund ihrer Herkunft resistent gegenüber Hitze und Trockenheit sind. In Naumburg soll ein öffentlich zugängliches Klima-Arboretum entstehen, in dem sich private und professionelle Nutzer informieren können.

Weitere Vorhaben sind: Angebote für Jugendliche sollen etabliert werden, dazu zählen auch spezielle Ferienangebote für Kinder und Jugendliche, Naturaktionstage soll es ab 2026 einmal jährlich für Schulen geben, und für die Verbesserung einer flexiblen und standortunabhängigen Umweltbildung soll ab 2026 ein Naturparkmobil angeschafft werden.

Mehr Angebote für Kinder: Pro Jahr will sich der Naturpark einem bestimmten Thema widmen und dies auch im Naturparkzentrum darstellen. Archi
Mehr Angebote für Kinder: Pro Jahr will sich der Naturpark einem bestimmten Thema widmen und dies auch im Naturparkzentrum darstellen. Archi © Norbert Müller

Nachhaltige Regionalentwicklung

Für eine bessere Vernetzung der Stadt Kassel mit den ländlicheren Bereichen des Naturparks Habichtswald sollen ab 2026 regelmäßig „Kaffeefahrten“ mit Naturparkführern angeboten werden. Hierfür soll ein Wanderbus angeschafft werden. Ziel ist die Besichtigung regionaler Betriebe und Produzenten. Bestandteil sind Verköstigungen und Informationsvermittlungen. Noch in diesem Jahr soll mit dem Ausbau eines Partnernetzwerkes mit Anbietern im Naturpark begonnen werden. Ziel ist ein nachhaltiger, klimaschonender Tourismus. Dem Netzwerk können Gastronomiebetriebe und Anbieter von Freizeitaktivitäten sowie Übernachtungsbetriebe beitreten.

Die Landtouren und kulinarische Projekte werden in Zusammenarbeit mit der Touristischen Arbeitsgemeinschaft fortgesetzt. Ziel ist die Entwicklung weiterer Formate mit Gastronomen und Produzenten.

Ebenfalls in der Planung enthalten sind: die Entwicklung von Angeboten zum Thema Gesundheit, Bewerbung von Produkten aus der Region, die Anbindung des Naturparks an den ÖPNV – möglichst ab 2025 soll es zwei Mal täglich eine Busverbindung zum Naturparkzentrum geben, und die Startpunkte für Wanderungen sollen sich vom traditionellen Pkw-Parkplatz wandeln hin zu ÖPNV-Haltestellen oder E-Bike-Stationen.

Kontakt: naturpark-habichtswald.de/der-naturpark-habichtswald/der-naturpark/qualitaets-naturpark

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