Waschbär bedroht Arten in Naturschutzgebieten des Landkreises Kassel

Mit einem Pilotprojekt sollen Bodenbrüter und Amphibien besser vor dem Waschbär geschützt werden
Wolfhagen – Der Waschbär bedroht die Artenvielfalt in den Naturschutzgebieten des Landkreises Kassel. Das sagt Axel Krügener von der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Kassel (RP).
Mit einem Pilotprojekt, das demnächst im Naturschutzgebiet Glockenborn bei Wolfhagen startet, sollen nun Bodenbrüter und Amphibien besser geschützt werden. Das RP will eine Fallenjagd genehmigen, um Waschbären, die als invasive Art gelten, lebend einzufangen. Danach soll das Gebiet großflächig mit einem elektrischen Wildschutzzaun gesichert werden.
Wenn das funktioniert, könnte dieses Konzept auf alle Naturschutzgebiete im Landkreis bei Bedarf ausgeweitet werden. Ähnliche Probleme dürfte es laut Krügener zum Beispiel bei den Vollmarshäuser Teichen, dem Hümmer Bruch bei Stammen und dem Gebiet Seilerberg im Habichtswald geben.
„Wir haben im Glockenborn viele seltene Arten, die durch zwei Waschbär-Familien bedroht sind“
Das RP arbeitet im Glockenborn zusammen mit Stephan Schmidt, der als Naturschutzbetreuer des Landes Hessen das Gebiet ehrenamtlich im Blick hat. „Wir haben im Glockenborn viele seltene Arten, die durch zwei Waschbär-Familien bedroht sind“, so Schmidt.
In diesem Jahr hätten die Waschbären schon die Gelege von mindestens 15 Krick- und Rheierenten sowie kleineren Bodenbrütern zerstört. Auch aufgeschlitzte Erdkröten hat Stephan Schmidt entdeckt. Aus seiner Sicht nimmt das Ausmaße an, die das überregionale Erfolgsprojekt Glockenborn gefährden könnten.
In Mittelhessen gebe es bereits Erfahrungen mit dieser Schutzlösung gegen Waschbären. Dort habe der Bestand an Bodenbrütern schlagartig zugenommen, berichtet der Naturschutzbetreuer.
Im Wolfhager Naturschutzgebiet möchte die Obere Naturschutzbehörde jetzt Erfahrungen sammeln
Im Wolfhager Naturschutzgebiet möchte die Obere Naturschutzbehörde jetzt Erfahrungen sammeln. Immerhin müssen rund vier Hektar Fläche mit einem halben Meter hohen Elektrozaun gesichert werden.
Dazu zählen auch Schilfgebiete und Amphibienteiche. Der Zaun soll nach der Brut- und Setzzeit wieder abgebaut werden. Rehe, die ebenfalls im Naturschutzgebiet zu Hause sind, könnten den Zaun überwinden, so Schmidt. (Bea Ricken)