Wieder mehr Feldhasen hoppeln im Altkreis - trotzdem gehören sie zur Liste gefährdeter Arten

Beim wöchentlichen Sonntagsspaziergang sieht man sie über die Felder flitzen: Die Feldhasenpopulation hat sich in den letzten Jahren erholt. Dennoch gehören sie noch immer zu den gefährdeten Arten.
Wolfhager Land – Noch vor Jahren war er ein seltener Gast im Altkreis, inzwischen haben sich die Bestände erholt: Immer mehr Feldhasen flitzen hakenschlagend durch die Gemarkung und sorgen derzeit für Nachwuchs. „Die Hasenpopulation hat sich in den vergangenen Jahren stabilisiert“, erklärt Stefan Zindel vom Kreisjagdverein Wolfhagen, zu dem Mitglieder aus dem gesamten Altkreis gehören. Im vergangenen Jahr wurden bei der Zählung 80 Hasen pro 100 Hektar gezählt. Für das Hasen-Monitoring fahren die Jäger im Dunkeln einen Bereich der Jagdfläche ab und zählen die Tiere, die vor den Scheinwerfern auftauchen.
Inzwischen dürften die Hasen nach den gesetzlichen Vorgaben sogar wieder bejagt werden, dennoch verzichtet der Kreisjagdverein weiter freiwillig auf die Hasenjagd. „Wir möchten das sich die Bestände weiter stabilisieren“, so Zindel. Die positive Entwicklung im Altkreis könnte aus Sicht des Sprechers mit besseren ökologischen Voraussetzungen und kleineren Feldgebieten zusammenhängen.
Ganz so positiv sieht es Markus Dietrich vom Naturschutzbund Region Kassel nicht. „Es ist zwar erfreulich, dass sich die Bestände hessenweit offenbar etwas erholt haben, dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Feldhase nach wie vor auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht“, erklärt Markus Dietrich. Dem Hasen mache der massive Verlust an Lebensraum und Nahrungsgrundlage das ganze Jahr über schwer zu schaffen und gefährde die heimischen Feldhasenbestände.
Neben einer Reihe natürlicher Feinde habe vor allem der Mensch den Rückgang des Hasenbestandes zu verantworten. „Die Intensivierung der Landwirtschaft mit dem Verlust von Strukturelementen und fehlender Nahrung ist hauptsächlich für den schlechten Zustand der Hasenpopulation verantwortlich. Denn auch wenn nasse Jahre und Beutegreifer den Feldhasen ebenfalls zu schaffen machen, können sie diese Verluste bei guten Lebensraumbedingungen ausgleichen“, so der Oberelsunger. Solange sich an dieser negativen Entwicklung nichts ändere, werde nicht nur die Nahrungsgrundlage der sympathischen Langohren immer weiter eingeschränkt, auch seine Versteckmöglichkeiten gingen verloren. „Darunter leiden vor allem Junghasen, da ihnen in den ausgeräumten Landschaften die Deckung und damit der Schutz vor natürlichen Feinden fehlt“, erklärt Dietrich.
Durch die Anlage von Blühstreifen, Hecken und eine Extensivierung der Landbewirtschaftung könnten Nahrungsangebot und Rückzugsmöglichkeiten deutlich verbessert werden. Neben dem Hasen profitierten von solchen Maßnahmen viele andere heimische Tierarten, darunter bedrohte Arten wie die Feldlerche und das Rebhuhn, aber auch Bienen und andere Insekten.