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273 Kilometer muss die Straßenmeisterei Wolfhagen im Winter streuen und räumen

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Von: Paul Bröker

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Hoch aufgeschüttet lagert das Streusalz in einer Halle auf dem Betriebshof der Straßenmeisterei.
Hoch aufgeschüttet lagert das Streusalz in einer Halle auf dem Betriebshof der Straßenmeisterei. © Bröker, Paul

Als eine von 46 Straßenmeistereien in Hessen betreut die Straßenmeisterei Wolfhagen eine Streckenlänge von 273 Kilometern. Was sie dabei übers Jahr zu tun hat, stellen wir in einer Serie vor.

Wolfhagen – Es ist 5 Uhr in der Früh, und Sascha Weiß hat seine morgendliche Tour im Wolfhager Land bereits zur Hälfte absolviert. Der 48-Jährige arbeitet bei der Straßenmeisterei Wolfhagen und streut an diesem Tag die Straßen, sodass die Pendler sicher zur Arbeit kommen. Bereits um 2.15 Uhr hat er seinen Dienst auf dem Betriebshof an der Ehringer Straße angetreten. Um 3.15 Uhr ist er vom Hof gefahren.

Unterwegs ist Weiß in einem speziell ausgestatteten Lkw. Der Wagen verfügt über einen Kran und Tanks für die Lauge und das Salz. „Wenn es schneit, haben wir vorne den 3,60 Meter breiten Schneepflug dran“, sagt er. Doch an diesem Tag schneit es nicht. Es ist aber knapp unter null Grad und ein feuchter Nebel verteilt sich. Grund genug zu streuen. Doch woher kommt die Information, dass gestreut werden muss?

Wetterprognose gibt der Straßenmeisterei Wolfhagen Takt vor

„Wir erhalten eine langfristige Prognose vom Deutschen Wetterdienst“, erklärt Till Berg, der als Ingenieur stellvertretender Leiter des Verbundes der Straßenmeistereien Wolfhagen, Oberweser und Espenau von Hessen Mobil ist. Daraus ergebe sich die Einsatzstrategie. So sei als erste Stufe eine Rufbereitschaft vorgesehen, daran schließe sich ein Frühschichtplan an. Bei längerfristigem Schneefall gebe es eine weitere Stufe: Dann werden zwei Schichten pro Tag gefahren. Dadurch könne gewährleistet werden, dass die Straßen von 6 bis 22 Uhr befahrbar sind. „In diesem Winter haben wir bislang an 14 Tagen das Zwei-Schicht-System genutzt“, sagt Berg.

Morgens, bei Schichtbeginn, fahre der erste Fahrer zur Lageeinschätzung die kritischen Punkte ab: Herkules, die B 251 von Ippinghausen in Richtung Freienhagen sowie die Strecke von Naumburg zum Rosenberg. Per Funk melde der erste Fahrer dann die Lageeinschätzung an den Melder, der die anderen Fahrer hinzuruft. Die Straßenmeisterei hält drei Lkw plus einen Unimog vor. Ein externes Unternehmen, das in die Abläufe integriert ist, steuert drei weitere Fahrzeuge bei.

Hoch aufgeschüttet lagert das Streusalz in einer Halle auf dem Betriebshof der Straßenmeisterei.
Hoch aufgeschüttet lagert das Streusalz in einer Halle auf dem Betriebshof der Straßenmeisterei. © Bröker, Paul

Angst vor dem Eisregen: Zuletzt war es am 19.12.2022 wieder so weit

An diesem Morgen fällt Weiß die Arbeit nicht sonderlich schwer. „Mit Pflug ist es schon schwieriger“, sagt er. Denn es könne eng auf den Straßen werden. „Da muss ich konzentriert sein, sodass ich den Schnee nicht auf die Bürgersteige oder von Brücken schiebe.“

Am schlimmsten sei aber Eisregen, wie er zuletzt am 19. Dezember auftrat. „Das Fahrzeug schaukelt dann wegen der Schneeketten, die wir aufziehen müssen“, sagt er.

Dann ist das letzte noch zu streuende Stück erreicht. Zu hören ist vom Streuen im Fahrerhaus kaum etwas. Nur wenn ein Auto vorbeifährt, ist ein Rauschen zu hören. Das aber auch nur, weil Weiß das Fenster auf der Fahrerseite einen Spalt breit auflässt – zur Kontrolle, wie er sagt.

1,84 Tonnen Salz verstreut der Mitarbeiter bei einer Tour durchs Wolfhager Land

Der Lkw bewegt sich beim Streuen mit maximal 50 Kilometern pro Stunde über die Straßen. Bis zu zwölf Meter breit kann das Fahrzeug Salz verteilen. Insgesamt 1,84 Tonnen Salz verstreut Sascha Weiß auf dieser Tour. Das Salz ist mit 850 Kilo Lauge vermischt. „Das geschieht automatisch“, sagt der 48-Jährige, der bereits seit 1992 in diesem Beruf arbeitet. Zunächst bei der Straßenmeisterei in Baunatal, heute in Wolfhagen. „Mein Vater hat mich auf den Beruf gebracht. Er arbeitete noch mit mir zusammen“, erzählt er.

Im Fahrerhaus, rechts vom Lenkrad, befinden sich an einem Pult drei Regler. Damit lässt sich das Streuen an- und ausschalten, die Streubreite und -menge regulieren, und einstellen, ob mit oder ohne Lauge gestreut werden soll. Moderne Technik erleichtert die Arbeit. Früher hätten zwei Leute auf der Pritsche das Salz schippen müssen. „Heute nimmt einem das meiste die Hydraulik ab“, sagt Weiß. Zurück am Betriebshof füllt Sascha Weiß ein Protokoll zur Fahrt aus: „94 Kilometer bin ich heute gefahren“, stellt er mit Blick auf den Bordcomputer fest. Es wartet der restliche Arbeitstag auf ihn. Dabei kontrolliert er die Straßen, zum Beispiel, ob die Schilder korrekt stehen.

Regler immer griffbereit: Damit kann der Fahrer unter anderem die Streubreite und -menge einstellen.
Regler immer griffbereit: Damit kann der Fahrer unter anderem die Streubreite und -menge einstellen. © Bröker, Paul

Der stellvertretende Leiter Till Berg wünscht sich, dass alle Verkehrsteilnehmer die Arbeit seiner Mitarbeiter respektieren. „Wir benötigen morgens zwei bis drei Stunden, um das 280 Kilometer lange Straßennetz zu räumen“, erklärt er. „Die Motivation ist immer, dass die Straßen sicher sind und dafür sind wir mit vollem Einsatz dabei.“ Er bittet Verkehrsteilnehmer, rechts heranzufahren, damit die Räumfahrzeuge vorbeikommen. Helfen würden Privatleute der Straßenmeisterei zudem, wenn sie den Schnee, der auf dem Gehweg liegt, nicht auf die Straße schieben würden. Die Schneepflüge könnten ihn dann nur zurück auf die Gehwege schieben. (Paul Bröker)

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