Am gestrigen Vormittag hat die Bundesbehörde nahe der Ausfahrt Zierenberg bereits die entsprechenden Schilder aufgestellt. In Fahrtrichtung Dortmund beginnt das erweiterte Tempolimit rund 350 Meter vor der bestehenden Beschilderung, in Fahrtrichtung Kassel etwa 100 Meter davor. Die neue Regelung soll laut Autobahn-GmbH die Verkehrsteilnehmer für die geltende Geschwindigkeitsbeschränkung sensibilisieren. Dadurch solle die Akzeptanz deutlich erhöht werden. Die bisherige Tempobegrenzung erstreckt sich über einen 600 Meter langen Abschnitt.
Die Reaktion der Bürgerinitiative (BI) Lärmschutz Zierenberg/Habichtswald fällt verhalten aus. „Das Tempo müsste eigentlich über eine Streckenlänge von circa zwei Kilometern beschränkt sein“, kommentiert Wilfried Appel, Sprecher der BI, die jüngste Entwicklung. Dies gehe laut seiner Auffassung aus der Richtlinie für den Lärmschutz an Straßen, RLS-19, hervor. „Die Autobahn-GmbH lässt sich darauf aber nicht ein“, kritisiert er. Ziel sei weiter ein baulicher Lärmschutz, beispielsweise durch eine Schutzwand. Dennoch sagt Appel: „Das ausgeweitete Tempolimit könnte ein Zwischenschritt sein.“
Der SPD-Landtagsabgeordnete Oliver Ulloth (Kassel-Land I) unterstützt die BI dabei, einen aktiven Lärmschutz zu schaffen. „Es hat mehrere Anläufe gebraucht, eine sachliche Gesprächsebene mit der Autobahn-GmbH zu erreichen“, merkt Ulloth an. Er freue sich, dass es der BI und ihm gelungen sei, die Verantwortlichen zu einem ersten Schritt in die richtige Richtung zu bewegen.
Die Entscheidung für den Geschwindigkeitstrichter sei unabhängig von eventuellen weiteren Maßnahmen und schließe diese nicht aus, teilt die Autobahn-GmbH mit. Weitere Schritt könnten demnach folgen.
Schon seit 2019, dem Jahr ihrer Gründung möchte die Bürgerinitiative einen baulichen Lärmschutz für Brughasungen. Die neuerliche Erweiterung der Tempobegrenzung auf der Autobahn 44 durch einen sogenannten Tempotrichter ist dagegen kein Eingriff in die Landschaft. Also kein Wall, keine Wand und auch kein Tunnel.
Daher ist Wilfried Appel, Sprecher der Initiative, weiter nicht zufrieden. „Das Leid zählt nicht viel“, sagt er. Die Argumente der Autobahn-GmbH kenne er genau. Eines davon: Die Mittel seien nicht verfügbar und ohnehin nicht angemessen bei verhältnismäßig wenigen Betroffenen in Burghasungen. „Hier wohnen ja nur etwa 1000 Einwohner“, erklärt Appel.
Doch die Initiative gibt nicht auf. Die gemessenen Lautstärkewerte seien weiterhin zu hoch. Eigentlich soll ein Pegel von 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht nicht überschritten werden, um die Gesundheit zu schützen. In Burghasungen würden sowohl tagsüber als auch nachts deutlich höhere Werte gemessen. Mittlerweile hat die Initiative ein Netz von Lärmmessgeräten entlang der A 44 gespannt, um die Lautstärke zu dokumentieren. Nach der Auffassung der BI sollen die Fakten die Autobahn-GmbH überzeugen, endlich tätig zu werden mit baulichen Maßnahmen – bislang ohne Erfolg.
Doch mit Oliver Ulloth, Landtagsabgeordnetem für die SPD im Wahlkreis Kassel-Land I, hat die BI einen Unterstützer gewonnen. „Wir werden auch weiterhin im Schulterschluss an den Dingen arbeiten und unser Ziel verfolgen, eine weitreichende Lärmreduzierung für Burghasungen und Ehlen zu erreichen. Lärm macht krank, und die Anwohner der A 44 müssen bestmöglich vor Autobahnlärm geschützt werden“, betont Ulloth in einer Stellungnahme.
Laut Wilfried Appel sei der Tempotrichter auf das Einwirken Ulloths zurückzuführen. Der Abgeordnete habe die BI auf einen Termin mit der Autobahn-GmbH mitgenommen, wodurch deren Anliegen gestärkt worden sei.
Zunächst sei eine Verlängerung von 350 Metern in beide Fahrtrichtungen gefordert worden. Nun sind es in Fahrtrichtung Eisenach/Kassel nur 100 Meter. „Wir haben damit nur einen kleinen Schritt gemacht“, sagt Wilfried Appel.
Weitere Planungen lägen keine vor, teilt dagegen die Autobahn-GmbH mit. „Sollten sich seitens des Gesetzgebers Änderungen an der Verkehrslärmschutzverordnung (16. BImSchV) ergeben, sind weitere Maßnahmen nicht ausgeschlossen“, teilt man mit. (Paul Bröker)