Coronakonforme Ideen zum Karneval
Den Orden gibt es bei den Zierenberger Kolpingnarren per Angelrute
Ausgerechnet der erste Testdurchlauf ist es, der sitzt. Als es dann ernst wird bei der Aufzeichnung seiner Büttenrede, stolpert Marc Reese immer und immer wieder wegen des Tempos, mit dem er durch die Pointen seiner Karnevalsrede hastet.
Zierenberg. „Das gibt es doch nicht“, sagt der Zierenberger lachend und fluchend zugleich, denn so kennt er sich nicht.
Auch für den jungen Kolpingnarr ist in dieser Session eben alles etwas anders als gewohnt, statt johlender Feierschar hat er nun eine Kamera vor sich, statt in der Bütt des Zierenberger Bürgerhauses hat er es sich am Wohnzimmertisch seiner Eltern am Schreckenberg gemütlich gemacht. An mangelnder Übung kann es eigentlich nicht liegen, ist der 21-Jährige schließlich schon seit er denken kann im Rum-Buff-Nuff-Reich der Kolpings aktiv, war schon als kleiner Steppke im Bollerwagen mit dabei, als Mama und Papa vor nahezu zwei Jahrzehnten als Prinzenpaar das Narrenvolk regierten.
„Ein Leben ohne Karneval kann ich mir seither wirklich nicht mehr vorstellen“, sagt er und wird fast ein wenig traurig, wenn er über die diesjährige Session nachdenkt, denn eigentlich wäre er jetzt schon seit Wochen im Vorbereitungsstress. Wehmütig berichtet Reese von unzähligen Aktivitäten, mit denen für ihn der Trubel üblicherweise spätestens im November beginnt. Erste Ideen für die Bütt wollen notiert, Veranstaltungen vorbereitet und Wagen für Umzüge gebaut werden, alles stets in munterer Runde, eben genau so, wie es seit Corona nicht mehr möglich ist. „Ich vermisse all das sehr“, bringt er sein Dilemma auf den Punkt und ist doch froh, dass sich die Kolpings vom Virus nicht völlig haben ausbremsen lassen. „Es muss ja irgendwie weitergehen“, findet er. Die wenigen corona-konformen Aktionen des Vereins seien als Signal für die Zukunft auch besonders wichtig.
Überwiegend digital wird in diesem Jahr im Warmestädtchen gefeiert, so gibt es etwa auf der Kolping-Facebookseite aktuell einen Karneval aus der Konserve. „Das sind kurze Szenen aus vergangenen Jahren“, verrät Kolping-Präsident Stefan Podlaha, der für dieses Wochenende außerdem eine gereimte Fastnachtspredigt von Vereinsmitglied Diakon Günther Hejl in der katholischen Kirche sowie eine interne Feier via Videokonferenz ankündigt. Ein Besuch beim neuen Bürgermeister habe man sich auch nicht nehmen lassen, so Podlaha, der mit einer kleinen Abordnung am Mittwoch bei Rüdiger Germeroth im Rathaus vorbeigeschaut und ihm den aktuellen Sessionsorden überreicht hat - unter Einhaltung sämtlicher Hygiene- und Abstandsregeln natürlich, dafür habe allein schon die eingesetzte Angelrute gesorgt. Die Stippvisite am Marktplatz nutzten Podlaha und Prinzenpaar Fabian I. und Anna I. zudem, um Pferd und Rathaus zu schmücken und das aktuelle Sessionsmotto in Form eines Banners in die Welt zu bringen: „Me hahlen zusammen – bliewed gesund, im nächsten Jahr geht’s wieder rund!“ Darauf hofft auch Marc Resse, der am Ende einen perfekten Auftritt hingelegt hat. (Sascha Hoffmann)