Viehauftrieb am Dörnberg: Urlaub für Heike, Doreen und Cordula

Großer Andrang am Dörnberg: Am Samstag (06.05.2023) wurden 115 Kühe beim traditionellen Viehauftrieb auf die Weide gebracht.
Zierenberg – Die einen machten übermütige Sprünge, andere gaben gut gelaunte Muh-Rufe von sich: Der traditionelle Viehauftrieb des Zierenberger Ortsbauernvereins ist sowohl für die Tiere als auch ihre Halter eine emotionale Angelegenheit, die auch viele Schaulustige am Samstag nicht verpassen wollten. 115 Kühe werden den Sommer nun am Dörnberg verbringen.
Geduld musste das Publikum am Zaun mitbringen, wurden die hübschen Kuhdamen doch in kleinen Gruppen mit Anhängern aus dem Tal in die Sommerfrische gebracht. „Die Tiere kommen von sechs Zierenberger Landwirten, die die Tiere alle nur noch im Nebenerwerb halten“, erklärte Vereinsmitglied Horst Fröhlich, der das „Einchecken“ auf die Wiese koordinierte.
Da wurde kurz geschaut, ob die Rinder in guter Verfassung sind und schließlich ein Haken hinter Heike, Doreen und Cordula, wie einige aus dem tierischen Mädchentrupp heißen, gemacht.

In schönster Landschaft zwischen Sträuchern und Bäumen und reichlich sattem Grün wird die bunte Gruppe aus Galloways, Charolais und Schwarzbunten nun bis Anfang November eine Art Urlaub auf der mehr als 100 Hektar großen Hutefläche verbringen. Apropos sattes Grün: Noch ist reichlich frisches Gras auf der Weidefläche vorhanden, doch das kann sich schon in einigen Wochen ändern: „Vergangenes Jahr war es so trocken, dass wir jeden zweiten Tag 5000 Liter Wasser hier hochbringen mussten – die drei Quellen, die normalerweise eine gute Trinkwasserversorgung bieten, waren alle versiegt“, erinnert sich Fröhlich. Zugefüttert hätten sie zwar nicht, aber es sei teilweise schon grenzwertig gewesen.

Nachdem die Rinder ihrem Glück, endlich aus dem tristen Stall raus sein zu können, Ausdruck verliehen hatten, konnte man beobachten, wie sozial die Tiere sind. Es gab leckende Liebkosungen und andernorts kleine Rangeleien. „Kühe können lebenslange Freundschaften formen und durch die Herdenhierarchie gibt es weniger aggressive Auseinandersetzungen zwischen den Tieren“, sagte Naturparkführer Horst Siebert und ergänzte, dass auch die Bindung zwischen Mutter und Kind bei Kühen ein Leben lang bestehen bleibe.
Die Tiere erfüllten am Dörnberg zudem eine wichtige Aufgabe, seien sie doch hier in der Kulturlandschaft „die Pfleger“, wie Fröhlich erklärte. So schön die Weidezeit den Sommer über ist, treibt die Landwirte dennoch eine Sorge um: „Sobald der Wolf hier auftaucht, ist Feierabend – dann werden wir weder unsere Kühe noch Ziegen oder Schafe mehr zur Beweidung rauslassen“, so Fröhlich. Sie seien sich alle einig, dass der Wolf bejagt werden müsse und keine Sonderstellung einnehmen dürfe. (Tanja Temme)