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Klasse an der Elisabeth-Selbert-Schule macht bei Tag zur Gewaltprävention mit

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Von: Paul Bröker

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Im Tauziehschritt losreißen und mit dem Daumenkniff aus dem Griff: (von links) Profiboxer Emir Ahmatovic, Zoe, Riccardo und Protex-Geschäftsführer Ernesto Plantera üben fürs
Im Tauziehschritt losreißen und mit dem Daumenkniff aus dem Griff: (von links) Profiboxer Emir Ahmatovic, Zoe, Riccardo und Protex-Geschäftsführer Ernesto Plantera üben fürs © die gelernten Tricks. Foto: Paul Bröker

Die beste Verteidigung: erst gar nicht zum Opfer werden. Das zeigt Ernesto Plantera bei dem Projekt „Starke Kinder“ Schülern der Elisabeth-Selbert-Schule in Zierenberg.

Zierenberg – „Was glaubt ihr, worum geht es heute?“, fragt Protex-Geschäftsführer Ernesto Plantera die Schülerinnen und Schüler der Klasse K7d an der Elisabeth-Selbert-Schule in Zierenberg, die an diesem Freitag (24.02.2023) beim Tag „Starke Kinder“ mitmachen.

„Selbstverteidigung?“, „Kämpfen?“, „Kampfsport?“ – die Schüler tappen im Dunkeln. Dabei hat ihnen Plantera zuvor schon ein paar Worte mit auf den Weg gegeben.

„Ich bin in bescheidenen Verhältnissen groß geworden“, erzählt der 49-Jährige. Kaputte Zähne, Klamotten vom sieben Jahre älteren Bruder: „Ich war ein Kind, das gemobbt und gehänselt wurde.“ Doch dann habe er als Jugendlicher den Kampfsport für sich entdeckt: Boxen und Kickboxen. „Ich war sehr schnell sehr erfolgreich.“ Plantera konnte unzählige Titel bis zur Weltmeisterschaft gewinnen. „Da war ich auf einmal jemand.“

Ernesto Plantera macht andere stark, statt sich zu rächen

Statt seine Stärke zu nutzen und sich bei den Mobbern zu rächen, habe er jedoch versucht, andere starkzumachen. Nach einer Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel machte er sich selbstständig als Sicherheitsmann. „Bei euch bin ich ehrenamtlich“, grinst er.

Nein, um Kampf oder Selbstverteidigung gehe es nicht, sagt Ernesto Plantera und guckt zum Teil in enttäuschte Gesichter. Stattdessen zeigten er und sein Begleiter, wie man nicht zum Täter, aber auch nicht zum Opfer wird. „Weder Schläger, noch Geschlagener.“

Sein Begleiter ist Emir Ahmatovic. Der 36-Jährige ist Profiboxer, beim Boxverband GBU sogar amtierender Weltmeister. Doch auch sein Weg sei nicht gradlinig verlaufen, wie er den Schülern erzählt. Erst 1999, mit zwölf Jahren, kam er nach Deutschland – nach dem Balkan-Krieg. In Montenegro, seiner ehemaligen Heimat, habe er sich auf dem Schulhof durchboxen müssen. In Deutschland sei er überrascht gewesen: „Hier musst du nicht kämpfen.“

Laut auf sich aufmerksam machen wichtiger als Stärke zeigen

Ahmatovic und Plantera hören genau zu, als die Schüler ihre Erfahrungen mit Konflikten und Mobbing in der Schule berichten. Vielen der Schüler sind solche Erfahrungen fremd, andere öffnen sich hier zum ersten Mal vor den Mitschülern, wie Klassenlehrerin Stefanie Emde (33) berichtet.

In der Sporthalle geht es dann um Körperhaltung. Die Schüler spazieren herum und probieren Gangarten aus. Mal hochnäsig, mal bedrückt. So will ihnen Plantera zeigen, wie sie auf andere wirken – und erst gar nicht unfreiwillig zum Opfer werden.

Dann geht es, die Schüler können es kaum erwarten, in den Clinch. Aber alles nur zur Demonstration. „Stopp, bleiben Sie stehen“, schreit Ernesto Plantera plötzlich laut durch die Turnhalle. Die Schüler zucken zusammen. Denn wichtiger, als Stärke zu zeigen, sei es bei einem Angriff, lautstark auf sich aufmerksam zu machen und Zeugen zu suchen.

Stefanie Emde ist angetan vom Projekt „Starke Kinder“. „Es wird Teamfähigkeit geschult, indem die Schüler ihre Gefühle kennenlernen.“ Gerade für ihre männlichen Schüler seien Plantera und Ahmatovic Vorbilder. „Sie bekommen vermittelt: Aus mir kann mal was werden.“ (Paul Bröker)

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