Deutsche Bahn will Unfälle an Bahnübergängen durch Aufklärung verringern

Es sorgte kürzlich für Entsetzen: Drei Menschen sind an einem Bahnübergang gestorben. Jetzt will die Deutsche Bahn Aufklärung betreiben, um solche Unfälle zu verringern.
Neustadt am Rübenberge – Die Deutsche Bahn (DB) will unter anderem mit verstärkter Aufklärung die Zahl der Unfälle an Bahnübergängen weiter reduzieren. Die Bedeutung des Andreaskreuzes und der Sicherungsanlagen seien vielen Verkehrsteilnehmern leider nicht oder nicht richtig bekannt, sagte ein Bahnsprecher.
Leichtsinn und Ungeduld können gefährlich enden
„Wie im Straßenverkehr, gelten auch an Bahnübergängen klare Regeln. Rot heißt Stopp, ebenso wie geschlossene Voll- oder Halbschranken“, betonte der Sprecher. „Zudem verleiten Leichtsinn und Ungeduld manch einen zu riskanten Aktionen.“
Am frühen Sonntagmorgen war ein 22-Jähriger im niedersächsischen Neustadt am Rübenberge (Region Hannover) trotz geschlossener Halbschranken auf einen Bahnübergang gefahren. Sein Auto wurde von einem Regionalzug erfasst. Der Fahrer und zwei 20 und 22 Jahre alten Frauen, die mit im Auto saßen, kamen ums Leben.
Deutsche Bahn startet Kampagne „Sicher drüber“
Nach Angaben des Bahnsprechers könnte der Großteil der Bahnübergangsunfälle durch richtiges Verhalten vermieden werden. Gemeinsam mit einer Vielzahl an Partnern habe man daher die Kampagne „Sicher drüber“ gestartet.
Die Zahl der Unfälle an Bahnübergängen ist dem Sprecher zufolge zwischen 1995 und 2021 allerdings bereits um mehr als drei Viertel gesunken. Demnach gab es im Jahr 2021 insgesamt 139 Unfälle an den Bahnübergängen der Deutschen Bahn, 1995 waren es noch 603 Kollisionen. Die technisch und nicht technisch gesicherten Bahnübergänge wiesen eine vergleichbare Unfallhäufigkeit auf.
Seit 1950 hat sich die Zahl der Bahnübergänge mehr als halbiert
In den vergangenen Jahren hat die Bahn nach eigenen Angaben gemeinsam mit den Gemeinden und Eigentümern der Straßen bereits viele Bahnübergänge beseitigt. Alternativ wurden teils Brücken oder Unterführungen gebaut. Seit 1950 wurde die Zahl der Kreuzungen zwischen Schiene und Straße demnach mehr als halbiert. Wenn es bei Anlagen vermehrt zu Unfällen kam, seien diese vorrangig beseitigt beziehungsweise mit Technik ausgestattet worden, sagte der Sprecher.
Im Jahr 2021 gab es bundesweit noch 15 971 Bahnübergänge, davon rund 2000 in Niedersachsen. Dies sei die niedrigste Zahl an Bahnübergängen in der Geschichte der Deutschen Bahn AG, hieß es von dem Unternehmen.
Von Bußgeld bis zu Fahrverboten - diese Strafen drohen
Eine ganze Reihe von Strafen sieht der Bußgeldkatalog rund um Bahnübergänge vor:
Die niedrigste Strafe beträgt laut bussgeldkatalog.org, einem Portal des Verlags für Rechtsjournalismus, 70 Euro. Das gibt es für unzulässiges überholen. Wird dabei jemand gefährdet (85 Euro) oder liegt eine Sachbeschädigung vor (105 Euro) wird es teurer. Noch kostspieliger wird es für Verkehrsteilnehmer wenn der „Vorrang des Schienenfahrzeuges bei Bahnübergang mit Andreaskreuz nicht beachtet“ wird. Dann müssten nicht nur bis zu 120 Euro abgegeben werden – einen Punkt in Flensburg bei der Verkehrssünderkartei gibt es oben drauf. Für viele vielleicht eine Lapalie, aber auch das überhöhte Heranfahren an Bahnübergänge wird mit 80 Euro sowie einem Punkt geahndet. Ebenso sind Fahrverbote als Strafen vorgesehen. Etwa beim Verstoß gegen die Wartepflicht, obwohl Blinklicht oder Lichtzeiten gegeben sind. Bis zu 350 Euro, zwei Punkte und einen Monat Fahrverbot können verhängt werden.
Die Höchststrafe bekommen Verkehrsteilnehmer, wenn sie den Bahnübergang trotz geschlossener Schranke oder Halbschranke überqueren. 700 Euro, zwei Punkte und drei Monate Fahrvebote sind dafür vorgesehen. (Christina Sticht, Amir Selim)
Sicher über Bahngleise kommen
- Achten Sie darauf, dass Sie die Bahnstrecke nach beiden Seiten komplett überblicken.
- Fahren Sie bremsbereit und mit maximal 50 km/h auf den Bahnübergang zu. Bereits 240 Meter vor dem Bahnübergang gilt Überholverbot.
- Achten Sie auf akustische Pfeifsignale, besonders an unbeschrankten Übergängen. Halten Sie sofort an, wenn sich am unbeschrankten Bahnübergang ein Zug nähert.
- Drehen Sie das Autoradio gegebenenfalls leiser, um ein Pfeifsignal der herannahenden Bahn auf keinen Fall zu überhören.
- Bleiben Sie an beschrankten Übergängen schon bei rote Blinklicht stehen und nicht erst, wenn sich die Schranken senken.
- Halten Sie Abstand zum vorausfahrenden Auto, damit bei Stau niemand auf dem Bahnübergang stehen bleiben muss. Erst weiterfahren, wenn das Rotlicht erloschen ist und die Schranken vollständig geöffnet sind. (bsc)