Erdgas in der Nordsee: Inseln wollen Förderung verhindern
Die Inseln Borkum, Juist und Norderney fürchten durch die geplante Erdgasförderung in der Nordsee schwere Folgen für Naturschutzgebiete. Sie erheben Klage.
Borkum – Die Nordseeinseln Borkum und Juist haben mit Unterstützung der Insel Norderney eine Klage bei der niederländischen Rechtbank in Den Haag gegen die geplante Erdgasförderung in der Nordsee eingereicht. Die Inseln fürchten um ihre Naturschutzgebiete.
Die vorgesehene Förderung befinde sich in nur 19 bis 29 Kilometern Entfernung vor den Inseln Schiermonnikoog (Niederlande), Borkum und Juist, teilte die Stadt Borkum mit. Umgeben sei die Region von mehreren Naturschutzgebieten. Zu ihnen gehörten das Unesco-Weltnaturerbe und Natura 2000-Gebiet, das unter dem höchsten europäischen Schutzstatus stehe.
Inseln Borkum, Juist und Norderney erheben Klagen gegen geplante Gasförderung in der Nordsee

Die Förder-Plattform selbst solle in dem Riffgebiet der „Borkumer Steine“ erbaut werden, welches sich aktuell in einem Prüfverfahren zum Naturschutzgebiet Natura 2000 befindet. Auch die Insel Schiermonnikoog und ein Bündnis um die Deutsche Umwelthilfe hätten bereits Klage erhoben.
Die Inseln befürchteten starke Belastungen durch Emissionen, Bautätigkeiten und wachsende Infrastruktur der Erdgasplattform, hieß es. Nicht nur die Unterwasserwelt, sondern auch Vögel und wertvolle ökologische Lebensräume wie die Graudünen seien bedroht. Zudem bestehe durch die Förderung ein Risiko für seismische Aktivitäten wie Erdbeben und Bodenabsenkungen.
Im Zusammenhang mit dem Meeresspiegelanstieg könne es zu Schäden an Häusern, denkmalgeschützten Gebäuden oder Küstenschutzbauwerken kommen. Dies bedrohe den so essenziellen Tourismus auf den Inseln und deren Trinkwasserversorgung.
Risiken für umliegende Naturschutzgebiete zu hoch
Hinzu komme, dass frühestens Ende 2024 die Gewinnung kleiner Fördermengen beginnen könne. Das Unterfangen könne darum zum aktuellen Versorgungsengpass keinen Beitrag leisten, hieß es. Auch sei die Plattform nicht als Übergangslösung für wenige Jahre geplant, sondern für 30 Jahre.
Aus den genannten Gründen sei das Risiko für Borkum, Juist und Norderney zu hoch, hieß es weiter. Zumal den Plänen zufolge weniger als ein Prozent des jährlichen Gas-Bedarfs Deutschlands gefördert werden solle.
Mögliche Effekte von Bohrungen zur Gasförderung auf die Umwelt untersucht
Auf niederländischer Seite hatten die Behörden Anfang Juni grünes Licht für die Förderung gegeben. Nach Angaben des zuständigen Wirtschaftsministeriums in Den Haag wurden die möglichen Effekte auf die Umwelt untersucht.
Die vorgelegten Pläne erfüllten alle Vorbedingungen. Dennoch seien die Auflagen wegen der Bedenken von Umweltschützern verschärft worden, hieß es damals.
Eine Genehmigung für die Förderung auf der Seite Niedersachsens steht noch aus. Dazu läuft zurzeit ein Planfeststellungsverfahren. (epd)
Die Insulaner und CDU sind sich uneinig in Fragen der Gasförderung in der Nordsee.