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Wilhelm Busch: Auf den Spuren des Erfinders von Max und Moritz

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Aus dem berühmten Buch: „Max und Moritz“ beobachten, wie Schneider Böck im vierten Streich ins Wasser fällt. Dichter und Zeichner Wilhelm Busch kam vor 190 Jahren zur Welt.
Aus dem berühmten Buch: „Max und Moritz“ beobachten, wie Schneider Böck im vierten Streich ins Wasser fällt. Dichter und Zeichner Wilhelm Busch kam vor 190 Jahren zur Welt. © EPD/akg-images/bilwissedition

Wilhelm Busch, der vielleicht berühmteste humoristische Dichter und Zeichner Deutschlands, wird vor 190 Jahren geboren. In einem Dorf in Niedersachsen.

Wiedensahl/Hannover – Eigentlich wollte er Maler werden, doch der Durchbruch blieb aus. Stattdessen wurde Heinrich Christian Wilhelm Busch durch seine zahlreichen Bildergeschichten berühmt, die stark an heutige Comics erinnern. Vor 190 Jahren wurde er in Wiedensahl, einem kleinen Dorf im Schaumburger Land in Niedersachsen geboren.

Mit einem leisen Klick drückt Frauke Quurck die eiserne Klinke herab und öffnet die Holztür: „Wir reisen hier zurück in eine andere Zeit“, sagt die Museumsleiterin. Genau hier, in den original erhaltenen Räumen des einstigen Bauernhauses in Wiedensahl am Rande des Weserberglandes, kam vor 190 Jahren der berühmteste Sohn des Ortes zur Welt: der Dichter und Zeichner Wilhelm Busch (1832-1908). Mit seinen Bildergeschichten wie „Max und Moritz“ sollte er später weltberühmt werden – und zu einem Vorläufer der Comic-Kunst.

Vor 190 Jahren wurde Wilhelm Busch in Niedersachsen geboren

Sein Kinderbett ist noch zu sehen. Mit einer rot-weiß karierten Decke steht es etwas verloren an einer Seitenwand des karg möblierten Zimmers im Wilhelm-Busch-Geburtshaus. Nicht nur er, sondern auch seine sechs jüngeren Geschwister haben darin geschlafen. Wilhelm, geboren am 15. April 1832, war der älteste Sohn einer Kaufmannsfamilie, die den Bauernort mit allem Nötigen versorgte.

Seine dörfliche Herkunft mit all den Typen und Charakteren, die er dort fand, hat den Künstler tief geprägt. Das spiegele sich auch in seinen Werken, sagt Frauke Quurck. „Er hat kein prunkvolles Mahl gezeichnet, sondern ganz rustikale Szenen im Wirtshaus mit den Zechern, die sich nach harter Arbeit noch ein Bier gegönnt haben.“ Sein Heimatort blieb für Busch zeitlebens ein zentraler Bezugspunkt. 1872 kehrte er, inzwischen berühmt und wohlhabend, sogar ganz zurück nach Wiedensahl.

Busch hat rustikale Szenen im Wirtshaus statt prunkvolle Feste gezeichnet.

Frauke Quurck, Museumsleiterin des Museums „Wilhelm Busch Land“ in Wiedensahl

Doch mit neun Jahren muss er das Dorf verlassen. Weil es zu Hause zu eng wird, schickt ihn sein Vater nach Ebergötzen bei Göttingen zu seinem Onkel Georg Kleine, einem gelehrsamen Pastor, der alte Sprachen beherrscht und Bienen züchtet. „Dem Vater war sehr daran gelegen, dass die Kinder eine gute Ausbildung bekamen.“

Wilhelm Busch verarbeitete Kindheitserinnerungen in Geschichten wie „Max und Moritz“

Von seinem Onkel erhält Busch fortan Privatunterricht. Und er lernt einen Freund fürs Leben kennen: den pausbäckigen Müllerssohn Erich Bachmann. Gemeinsam machen sie das Dorf unsicher – die Kinderfreundschaft wird zum Vorbild für die späteren Schelmengeschichten von „Max und Moritz“, die den Schneider Böck und den Lehrer Lämpel zur Verzweiflung bringen.

Der Vater drängt ihn zum Studium des Maschinenbaus in Hannover, doch der junge Busch bricht das Studium ab. Stattdessen will er Künstler werden, zieht nach Düsseldorf und Antwerpen. Die niederländischen Maler haben es ihm angetan. Schließlich landet er in München und verdient sich seinen Lebensunterhalt mit Zeichnungen und kleinen Texten.

Dort wird der Verleger Kaspar Braun auf ihn aufmerksam, der satirische Zeitungen herausbringt. Ihm verkauft Busch für die stolze Summe von 1.000 Gulden die Rechte an seiner gerade vollendeten Geschichte von „Max und Moritz“. Was später ein Welterfolg werden wird, übersetzt in 300 Sprachen und Dialekte, beginnt als Studentenjob.

„Max und Moritz“ gilt als Wegbereiter heutiger Comics

Mit „Max und Moritz“ wird Busch zum Wegbereiter der heutigen Comics. „Busch hat den Typus der Bildergeschichte perfektioniert und weiterentwickelt“, sagt die Kunsthistorikerin Ruth Brunngraber-Malottke vom Wilhelm Busch Museum in Hannover, das den Nachlass des Künstlers verwahrt. Mit feinen Linien und geschliffenen Versen sei er am „Urknall“ des Genres beteiligt gewesen: „Das war ein Quantensprung.“

Busch hat den Typus der Bildergeschichte perfektioniert und weiterentwickelt.

Ruth Brunngraber-Malottke, Kunsthistorikerin am Wilhelm Busch Museum in Hannover

Zudem, sagt Brunngraber-Malottke, habe Busch ein völlig neues Kinderbild geschaffen. Statt engelsgleichen Wesen träten bei ihm autonome Gestalten auf, „die völlig frei über ihr eigenes Tun und Treiben entscheiden“.

Wilhelm Busch.
Selbstbildnis des Autors und Zeichners Wilhelm Busch. © Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst/Wilhelm Busch

Mit seiner Malerei kommt Busch dagegen nicht so richtig weiter. Zwar malt er im Laufe seines Lebens mehr als tausend Ölbilder – Landschaften, Tiere, Porträts in niederländischem Stil. Doch die meisten hält er unter Verschluss. Viele vernichtet er. Lebenslang hat Busch an seinem Maltalent gezweifelt.

So bleibt er bei seinen Bildergeschichten, als er mit 40 Jahren zurück nach Wiedensahl zieht. Weitere Werke wie „Die fromme Helene“ entstehen im geräumigen Pfarrhaus des Ortes, in dem Busch fortan zurückgezogen mit seiner Schwester Fanny und seinem Schwager lebt, dem evangelischen Pastor Hermann Nöldeke. (epd)

Busch-Geburtshaus eröffnet Ausstellung über Spätwerk

Zum 190. Geburtstag des Künstlers eröffnet das Wilhelm Busch Geburtshaus in Wiedensahl bei Stadthagen (Landkreis Sxhaumburg) am Karfreitag, 15. April, um 18.30 Uhr die Ausstellung „Geheimnisvolle Kleinstarbeit – Wilhelm Buschs Spätwerk“. Dabei spricht Museumsleiterin Frauke Quurck. Ab 20 Uhr gestaltet der Förderkreis „Wilhelm Busch Wiedensahl“ einen kulturellen Abend. Dabei spricht Andreas Jeßling zum Thema „Ein Querdenker auf dem Dorf“. Das Busch-Museen in Wiedensahl ist mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Das Museum Wilhelm Busch in Hannover kann dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr besucht werden. Mehr Informationen hier.  

In der Wilhelm-Busch-Mühle in Ebergötzen ist eine Audio-Ausstellung zu finden, bei der bekannte Persönlichkeiten aus der Region ihre Lieblingsgeschichten von Wilhelm Busch vorlesen.

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