Putins Mini-Atombomben: Könnte er diese Waffen einsetzen?

Die Spannungen zwischen Russland und der Nato wachsen – nicht zuletzt auch wegen nuklearer Drohgebärden.
Moskau – Die Drohrhetorik von Russland hat die Angst vor einer atomaren Eskalation des Ukraine-Konflikts* verstärkt. Spätestens, seit Wladimir Putin seine nuklearen „Abschreckungskräfte“ in Bereitschaft versetzte*, wurde über einen möglichen Einsatz von Atomwaffen spekuliert. Obwohl breite Übereinstimmung darüber herrscht, dass ein Einsatz von Atomwaffen unwahrscheinlich ist – da dies katastrophale Auswirkungen auf die gesamte Weltbevölkerung hätte.
Aber die Angst vor Atomwaffen ist groß – zumal die Sprengkraft der Bomben in der Zeit des Kalten Krieges auf die tausendfache Stärke der Hiroshima-Bombe zugenommen hat. Allerdings sind nicht alle Atombomben so zerstörerisch. Sowohl Russland als auch die USA verfügen über viel kleinere Atombomben, die nur einen Bruchteil der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe haben, berichtet die New York Times.
Mini-Atomwaffen: Könnte Wladimir Putin sie einsetzen?
Ihr Einsatz scheint „weniger“ beängstigend – dadurch aber auch wahrscheinlicher, berichtet die Times. Putin könnte, sollte er sich im Ukraine-Krieg auf der Verliererseite wissen, von den kleinen Atomwaffen Gebrauch machen. Analysten weisen darauf hin, dass die russischen Truppen den Übergang vom konventionellen zum nuklearen Krieg seit langer Zeit geübt haben, insbesondere um nach Verlusten auf dem Schlachtfeld die Oberhand zu gewinnen.
„Die Chancen sind gering, aber sie steigen“, sagte Ulrich Kühn, Nuklearexperte an der Universität Hamburg und der Carnegie Endowment for International Peace gegenüber der Times. „Der Krieg läuft nicht gut für Russland. Und der Druck des Westens nimmt zu.“
Russland: „Es fühlt sich schrecklich an, über diese Dinge zu sprechen“
Denkbar wäre, so Kühn, dass Putin im Ukraine-Krieg eine Bombe auf ein unbewohntes Gebiet abfeuern würde, anstatt auf Truppen. In einer Studie aus dem Jahr 2018 entwarf er ein Krisenszenario, in dem Moskau eine Bombe über einem abgelegenen Teil der Nordsee zündete, um tödlichere Angriffe anzukündigen. „Es fühlt sich schrecklich an, über diese Dinge zu sprechen“, betonte Kühn. „Aber wir müssen in Betracht ziehen, dass dies eine Möglichkeit wird“.
US-Präsident Joe Biden wird diese Woche auf einem NATO-Gipfel in Brüssel erwartet. Dort soll vermutlich auch diskutiert werden, wie das Bündnis auf den möglichen Einsatz von Chemie-, Bio- oder Atomwaffen reagieren wird. (Marvin Ziegele) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.