Asylbewerber im Flüchtlingsheim gefoltert: Prozess gegen 30 Angeklagte hat begonnen

Drastische Bilder aus der Flüchtlingsunterkunft in Burbach lösten 2014 Entsetzen aus: Wachleute und Personal sollen Asylbewerber misshandelt haben. Am Donnerstag begann der Mammutprozess.
Rund vier Jahre nach Auffliegen des Skandals um misshandelte Flüchtlinge in einem Heim in Nordrhein-Westfalen hat der Prozess gegen 30 Angeklagte begonnen. Mitarbeiter der Heimleitung, Betreuer und Wachleute sollen in der Gemeinde Burbach systematisch und über Monate hinweg Asylbewerber eingesperrt, geschlagen und gequält haben. Zu Beginn des Mammutverfahrens am Donnerstag in Siegen nahmen die Angeklagten in acht Reihen in einem Tagungszentrum Platz, wo das Landgericht wegen des großen Andrangs verhandelt.
Zu den Schikanen und Misshandlungen soll es vor allem in sogenannten „Problemzimmern“ gekommen sein, in welche die Opfer oft tagelang eingesperrt waren. Drastische Bilder und ein Video von gedemütigten Flüchtlingen - teilweise mit posierenden, grinsenden Wachmännern - hatten bundesweit entsetzt.

Die Beschuldigten sind in rund 50 Fällen unter anderem wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und Diebstahls angeklagt. Auch die stellvertretende Heimleiterin steht einem Gerichtssprecher zufolge vor Gericht. Zudem wird zwei Mitarbeitern der Bezirksregierung Arnsberg Freiheitsberaubung durch Unterlassen vorgeworfen. Sie sollen von den Zuständen in der Notaufnahme-Einrichtung des Landes NRW gewusst haben, aber nicht eingeschritten sein.
Der Skandal hatte auch eine politische Diskussion um Qualität und Standards in der Flüchtlingsunterbringung ausgelöst und die damalige rot-grüne NRW-Regierung von Hannelore Kraft (SPD) stark unter Druck gesetzt. Der private Heimbetreiber war sofort abgelöst worden, Teams zur Kontrolle in den Unterkünften wurden eingesetzt.
dpa