Wer lebt gesund? Die App verrät’s - So funktioniert die Datenerfassung

Bewegung, Blutdruck, Herzfrequenz und Essverhalten – immer mehr Menschen dokumentieren fast jeden Schritt ihres Lebens mit Fitness-Armbändern und Apps auf ihren Smartphones.
Glaubt man den Versicherern, so ist jeder dritte ihrer Kunden einverstanden: Die Versicherten liefern über spezielle Apps Gesundheits- und Fitnessdaten. Und die Kassen gewähren im Gegenzug Rabatte oder andere Vergünstigungen. Versicherungsexperte Lars Gatschke vom Bundesverband der Verbraucherzentralen sieht das Geschäft dagegen kritisch, und auch Datenschützer fordern mehr Transparenz. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie erfassen Fitness-Apps sensible Daten von mir?
Die Daten werden von Smartphones, Tablets und Smartwatches automatisch aufgezeichnet und vom Nutzer eingegeben. Damit werden Nutzerprofile angelegt, Gesundheitsdaten und Risikofaktoren gesammelt.
Wie sicher sind die Fitness-Daten der Apps?
Aus Sicht der Verbraucherschützer überhaupt nicht. Sie warnen: „Finger weg von den Apps.“ Niemand wisse, was im Hintergrund mit den Daten passiere und wie sie verwertet würden. Diese Risiken ständen in keinem Verhältnis zu den Rabatten und Vergünstigungen. Schließlich lassen sich Daten auch noch nach Jahren auswerten.
Was für ein Interesse haben private Versicherungen an personalisierten Daten?
Sie erfahren deutlich mehr als bislang über ihre Kunden und können sie präziser denn je in wünschenswerte und nicht wünschenswerte Kunden einteilen. Krankenkassen könnten sich so den „idealen Verbraucher“ herauspicken. Der zahle wenig, profitiere von Prämien und verschaffe Krankenkassen und Versicherungen so in Rankinglisten gute Plätze. Bezahlen müssten dies aber Menschen mit höheren Krankheitsrisiken. Die laufen Gefahr, nicht nur keine Prämien zu bekommen, sondern vielleicht nicht einmal mehr Versicherungen.
Die individuelle Gesundheitsprüfung und Tarifberechnung nach Risikoprofil gehört bereits zur Praxis der Privaten Krankenkassen. Ist das ein Trend?
Ja, private Krankenversicherungen differenzieren bereits. Zwar lassen sich Erbkrankheiten und die meisten Unfälle nicht auf die Lebensweise zurückführen. Aber immer mehr Risiken lassen sich personalisieren. Und zwar ganz hervorragend auch durch Apps und Fitnessarmbänder. Das beobachten Verbraucherschützer sehr genau.
Was sagt der Gesetzgeber: Was darf die Krankenkasse von mir wissen?
Genau so viel, wie ich angeben muss, um überhaupt erst einmal einen Versicherungsvertrag zu bekommen. Problematisch bei den Apps ist die „freiwillige“ Zustimmung des Nutzers, mit der er zulässt, dass eine App viel mehr Informationen über ihn preisgibt.
Worauf muss der Nutzer achten?
Er sollte das Kleingedruckte lesen und darauf achten, dass die App alle Funktionen und Abläufe transparent darlegt. Nur so kann er das Risiko einschätzen. Der Datenschutz Hessen fordert daher eine „informierte Einwilligung“.
Worin liegt der Unterschied zu Medical-Apps?
Medical-Apps sind auf Sicherheit und Leistungsfähigkeit nach EU-Normen geprüft. Sie werden beispielsweise zum Blutdruck- oder Blutzuckermessen eingesetzt. Diese Daten können Ärzte nutzen, etwa zur Dosierung von Medikamenten. Sie unterliegen dem Medizinproduktegesetz und sind für ärztliche Zwecke bestimmt.
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