Hans-Dietrich Genscher (†89): Stationen seines Lebens
Berlin - Als dienstältester Außenminister prägte FDP-Chef Hans-Dietrich Genscher die deutsche und europäische Nachkriegspolitik entscheidend mit. Die wichtigsten Stationen:



















Der langjährige Bundesaußenminister und FDP-Vorsitzende Hans-Dietrich Genscher ist am Donnerstag verstorben. Das teilte sein Büro am Freitag in Bonn mit. Die Bundesregierung würdigte den Verstorbenen in einer ersten Stellungnahme als einen "großen Staatsmann".
Genscher starb den Angaben seines Büros zufolge im Alter von 89 Jahren im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Wachtberg-Pech. Als Todesursache wurde Herz-Kreislaufversagen angegeben. Medienberichten zufolge kämpfte Genscher in den vergangenen Wochen nach einer Wirbelsäulenoperation mit gesundheitlichen Problemen.
Der FDP-Politiker war von 1969 bis 1974 Bundesinnenminister und im Anschluss bis 1992 Bundesaußenminister und Vizekanzler gewesen. In seine Regierungszeit fielen das Olympia-Attentat 1972 in München, der Koalitionswechsel der FDP 1982 von SPD-Kanzler Helmut Schmidt zu CDU-Kanzler Helmut Kohl und die Wiederherstellung der deutschen Einheit 1990. Von 1974 bis 1985 war er Bundesvorsitzender der FDP, seit 1992 dann Ehrenvorsitzender der Partei.
Gauck: Genscher war "herausragende Persönlichkeit"
Bundespräsident Joachim Gauck nannte Genscher eine "herausragende Persönlichkeit in der Geschichte unseres Landes". Gauck erinnerte an die Rolle des Verstorbenen bei der deutschen Wiedervereinigung: "Beharrlich, allgegenwärtig und mit feinem Gespür für historische Momente hat er das friedliche Zusammenwachsen unseres Landes und unseres Kontinents vorangetrieben." Als Außenminister habe er Deutschland mit "seiner Verlässlichkeit und seinem diplomatischen Geschick" in der Welt ein Gesicht gegeben.
Vize-Regierungssprecher Georg Streiter würdigte den Verstorbenen als einen Staatsmann, der "wie ganz wenige die Geschicke Deutschlands mit beeinflusst hat". Der Verstorbene habe "Geschichte geschrieben". erklärte FDP-Chef Christian Lindner. "Wir sind dankbar für sein politisches Lebenswerk, das er in den Dienst der deutschen und europäischen Einigung sowie der liberalen Idee von Freiheit und Fortschritt gestellt hat."
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) würdigte Genscher als "großen Deutschen und großen Europäer". "Sein Platz in den Geschichtsbüchern ist ihm gewiss", erklärte Steinmeier am Rande eines Besuchs in Tadschikistan. "Der friedliche Ausgleich von Interessen mit den Mitteln der Diplomatie war seine Mission", sagte Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) der "Bild"-Zeitung. Der frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) nannte Genscher den "Stellwerksmeister der Einheit".
Deutsche Politik trauert um Hans-Dietrich Genscher
Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault würdigte Genscher als "einen der großen Akteure der Wiedervereinigung, der mit seinen politischen und menschlichen Qualitäten diese bedeutende Phase der europäischen Geschichte geprägt hat". Der FDP-Politiker sei auch "treibende Kraft hinter der deutsch-französischen Zusammenarbeit" gewesen.
"Wir trauern um einen großartigen Menschen und herausragenden Politiker", erklärten die Grünen-Fraktionschefs Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter. Unvergessen bleibe Genschers Auftritt in der deutschen Botschaft in Prag, als er den dorthin aus der DDR Geflüchteten die ihnen ermöglichte Ausreise als das Ergebnis seiner Verhandlungen mitteilen konnte. Genscher habe "die deutsche Geschichte entscheidend mitgeprägt", erklärten die Grünen-Parteichefs Simone Peter und Cem Özdemir.
"Mit ihm ist einer der international anerkanntesten und profiliertesten Politiker der Bundesrepublik Deutschland gestorben", erklärten die Linken-Fraktionschefs Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch. Frühzeitig habe er Entspannungspolitik und internationale Abrüstung unterstützt.
AFP