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Nach Entführung im Irak: Hella Mewis frei - zwei Gruppen unter Verdacht - Heiko Mass äußert sich

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Die deutsche Kuratorin Hella Mewis befindet sich auf einem Boot auf dem Fluss Tigris in Bagdad.
Die im Irak entführte Deutsche Hella Mewis ist wieder frei (Archivbild). © Uncredited/Tower of Babel for Media Development/AP/dpa

Die deutsche Kulturvermittlerin Hella Mewis ist in Bagdad entführt worden. Das irakische Innenministerium hat Berichte von Aktivisten bestätigt. Nun wurde sie befreit.

Update vom 24. Juli, 12.03 Uhr: Die im Irak verschleppte deutsche Kuratorin Hella Mewis ist sicher an die deutschen Behörden übergeben worden. „Ich bin sehr erleichtert, dass die am Montag in Bagdad entführte deutsche Staatsangehörige seit heute Morgen wieder in Freiheit ist“, sagte Außenminister Heiko Maas.

„Sie wurde vor wenigen Minuten von den irakischen Behörden in die Obhut unserer Botschaft in Bagdad übergeben“. Die irakischen Sicherheitsbehörden hätten entscheidend dazu beigetragen, dass der Fall ein gutes Ende genommen habe. Aus Diplomatenkreisen hieß es, dass die Betroffene den Umständen entsprechend wohlauf sei.

Nach Entführung im Irak: Hella Mewis frei - Plötzliche Wende im Fall der deutschen Kuratorin

Update vom 24. Juli, 9.16 Uhr: Hella Mewis konnte nach ihrer Entführung im Irak befreit werden. Ob es in den vergangenen Tagen Verhandlungen mit den Entführern gegeben hatte, ist noch unklar. Die Aktivistin Sirka Sarsam, eine Freundin von Mewis, bestätigte die Freilassung. „Wir haben vorläufige Informationen von der Einsatzführung erhalten, dass Sicherheitskräfte Hella befreit haben.“ Im Laufe des Tages will das Militär weitere Details preisgeben.

Am Montagabend (20. Juli) hatten bewaffnete Männer Mewis im Stadtzentrum Bagdads in ihre Gewalt gebracht. Mewis wurde in Berlin geboren, lebt seit mehreren Jahren in Bagdad und hat dort an vielen Kunst- und Kulturprojekten mitgewirkt. Sie arbeitet auch als freie Mitarbeiterin und Beraterin für das Goethe-Institut.

Hella Mewis-Entführer bisher ungeklärt - Zwei Organisationen unter Verdacht

Bisher bekannte sich noch niemand zu der Entführung. Ein Verdacht richtete sich bisher vor allem gegen die irantreue Schiitenmiliz Kataib Hisbollah und der sogenannte „Islamische Staat“ (IS). Ein Sprecher von Kataib Hisbollah hatte eine Beteiligung der Miliz aber indirekt abgestritten. Zellen des IS sind im Irak weiter aktiv. In den vergangenen Jahren hat die Gruppe dort aber an Einfluss verloren.

Update vom 24. Juli, 8.12 Uhr: Die im Irak verschleppte deutschen Kuratorin Hella Mewis ist wenige Tage nach ihrer Entführung wieder frei. Sicherheitskräfte hätten Mewis befreit, teilte Militärsprecher Jahia Rasul am Freitag bei Twitter mit. Die Aktivistin Sirka Sarsam, die mit Mewis befreundet ist, bestätigte die Freilassung.

Bagdad: Irakisches Innenministerium bestätigt Entführung der deutschen Kuratorin Hella Mewis

Update vom 21. Juli, 10.40 Uhr: Das irakische Innenministerium hat die Entführung der deutschen Kuratorin und Kulturvermittlerin Hella Mewis in Bagdad mittlerweile bestätigt. Ein Sprecher teilte am Dienstagvormittag mit, dass Sicherheitskräfte nach der Frau suchen würden. Auch die Freundin der Kulturvermittlerin, Aktivistin Sirka Sarsam von der Nichtregierungsorganisation Burj Babel, bestätigte die Entführung. „Wir wissen nicht, wer sie entführt hat“, sagte sie. Derzeit würden Aufzeichnungen von Überwachungskameras untersucht. 

„Hellas Entführung ist ein menschliches Desaster“, sagte Sarsam weiter. Vor einer Woche habe sie noch mit ihrer Freundin telefoniert. Über die Tötung des international anerkannten Historikers und Terrorismusexperten Hischam al-Haschimi vor zwei Wochen (siehe Erstmeldung vom 21. Juli 2020) sei Mewis „empört“ gewesen. 

Bagdad: Deutsche Kulturvermittlerin laut Aktivisten von bewaffneten Männern entführt

Erstmeldung vom 21. Juli 2020:

Bagdad/Berlin - Nach Angaben von Aktivisten haben Unbekannte in der irakischen Hauptstadt Bagdad die deutsche Kuratorin und Kulturvermittlerin Hella Mewis entführt. Bewaffnete Männer hätten Mewis in ihre Gewalt gebracht, schrieb Ali al-Bajati, Mitglied der vom Parlament gewählten Menschenrechtskommission, am Montag bei Twitter. Ein Aktivist, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte der Deutschen Presse-Agentur in der Nacht zum Dienstag, dass Sicherheitskräfte die Suche nach ihr aufgenommen hätten. Das Auswärtige Amt bestätigte die Entführung der Deutschen zunächst jedoch nicht.

Bagdad: Mutmaßlich entführte Kulturvermittlerin arbeitete auch fürs Goethe-Institut

Mewis wurde in Berlin geboren und lebt schon seit mehreren Jahren in Bagdad. Dort  arbeitete sie am Aufbau des Kulturinstituts Bait Tarkib, das die Arbeit junger irakischer Künstler fördern will. Zeitweise war sie auch für das Goethe-Institut tätig.

Die Männer hätten Mewis am Montagabend gegen 20 Uhr (Ortszeit) in Nähe des Kulturzentrums im zentral gelegenen Stadtteil Abu Nuwas entführt, schrieb Al-Bajati bei Twitter. Das Viertel liegt unweit des Flusses Tigris.

Das Kulturzentrum Bait Tarkib - zu übersetzen etwa als „Haus der Installation“ - wurde 2015 zur Förderung zeitgenössischer Kunst gegründet. Laut ihrer Website bemüht sich die Organisation darum, „aufstrebende irakische Künstler und junge Menschen zu fördern, die ihr künstlerisches Talent entwickeln oder eine künstlerische Laufbahn anstreben“. Das arabische Wort „tarkib“ kann auch mit „Kombination“ oder „Struktur“ übersetzt werden.

Bagdad: Mewis gilt als eher unkonventionell und greift nur selten zum Kopftuch

Der politische Islam lebte nach dem Ende von Saddam Husseins Diktatur im Jahr 2003  im Irak wieder auf - und damit auch konservative islamische Werte, die viele Arten von nicht-religiöser Kunst als verboten („haram“) betrachten. Deshalb haben viele irakische Künstler in ihrer Heimat einen schweren Stand und leben im Ausland.

Der in Deutschland lebende irakische Schriftsteller Najem Wali beschrieb Mewis gegenüber dem Magazin Spiegel im Jahr 2017 als Frau, die entgegen irakischer Konventionen in Cafés geht, ihr Haar offen trägt und nur selten zum Kopftuch greift. Im Jahr 2016 habe sie an der Uferstraße am Tigris eine Frauenfahrrad-Demonstration organisiert. Mewis habe außerdem Kontakte in die Politik und sei gut vernetzt.

Bagdad: Vor zwei Wochen wurde politischer Analyst erschossen

Bereits vor zwei Wochen hatten Unbekannte in Bagdad den international anerkannten politischen Analysten Hischam al-Haschimi in der Nähe seiner Wohnung erschossen. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. In den irakischen Medien richtete sich der Verdacht vor allem gegen die Iran-treue schiitische Miliz Kataib Hisbollah und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Al-Haschimi galt als einer der besten Kenner extremistischer Gruppen im Irak. Er äußerte sich häufig kritisch zu proianischen Milizen im Land und war als Regierungsberater tätig.

Generell ist die politische Situation im Irak sehr unsicher. Der Nahe Osten gilt insgesamt als Pulverfass*. Bereits mehrmals stand in diesem Jahr auch US-Ziele im Irak, wie die amerikanische Botschaft in Bagdad, unter Raketenbeschuss.

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