Drohnenboote der Ukraine greifen russisches Schiff an – Video gibt Rätsel auf
Wurde ein russisches Aufklärungsschiff auf dem Schwarzen Meer zerstört? Ein Video von ukrainischer Seite könnte diesen Schluss zulassen.
Kiew – Russland und die Ukraine bekriegen sich an Land, zu Wasser und in der Luft. Letzteres gerät durch die Bereitschaft der USA, ihre F-16-Jets für die Streitkräfte Kiews freizugeben, wieder vermehrt in den Fokus. Von Auseinandersetzungen auf See ist im Ukraine-Krieg jedoch kaum etwas zu hören oder zu sehen. Womöglich aufgrund der deutlichen Überlegenheit der russischen Marine. Einzig die Versenkung des von Präsident Wladimir Putin so verehrten Lenkwaffenkreuzers Moskwa schaffte es im vergangenen Frühjahr weltweit in die Schlagzeilen.
Nun aber tauchten im Internet Videos auf, die Rätsel über das Schicksal eines weiteren Schiffes der russischen Schwarzmeerflotte aufgeben. Es handelt sich um das Aufklärungsschiff Iwan Churs. In einem vom ukrainischen Verteidigungsministerium auf Twitter verbreiteten Clip ist zu sehen, wie ein Drohnenboot unter Beschuss auf ein großes Schiff zusteuert. Die Bilder stammen von einer Kamera, die sich auf dem Drohnenboot befinden muss.

Nach einem kurzen Schnitt nähert sich der unbemannte Angreifer dem Schiff von Backbord. Kurz vor der drohenden Kollision scheint es in Richtung Bug beizudrehen, doch dann bricht der 15 Sekunden lange Zusammenschnitt ab. Etwas frotzelnd schreibt das Verteidigungsministerium dazu: „Wenn das russische Aufklärungsschiff Iwan Churs auf eine ukrainische Drohne trifft. In der Tat, eine perfekte Kombination!“
Was ist mit der Iwan Churs passiert? Russland vermeldet erfolgreiche Abwehr der Drohnenangriffe
Seit der Veröffentlichung des Videos wird gerade im Internet wild spekuliert, ob die Iwan Churs beschädigt wurde oder sogar gesunken ist. Wenig überraschend machten weitere, nicht auf die Schnelle verifizierbare Bilder oder Clips die Runde, die aktuelle Bilder des Schiffes zeigen sollen. Mal äußerlich unbeschädigt vor dem Hafen von Sewastopol auf der Krim, mal mitten auf dem Meer und eine schwarze Rauchwolke gen Himmel ausstoßend.
Das russische Verteidigungsministerium vermeldete via Telegram lediglich, die Iwan Churs sei von der Ukraine mit drei unbemannten Schnellbooten angegriffen worden. Demnach wurden diese Boote allesamt „durch Standardwaffen des russischen Kriegsschiffes“ neutralisiert. Der Vorfall habe sich 140 Kilometer nordöstlich vom Bosporus ereignet. Die Iwan Churs soll dort den sicheren Betrieb der Gaspipelines TurkStream und Blue Stream gewährleisten – beide verlaufen zwischen Russland und der Türkei durch das Schwarze Meer.
Name | Iwan Churs |
Klasse | Aufklärungsschiff |
Besatzung | 120 Personen |
Baujahr | 2018 |
Länge | 95 Meter |
Auch hier wird ein kurzes Video mitgeschickt. In diesem steuert ein kleines Boot auf ein Schiff zu, von dessen Deck aus die Aufnahmen gemacht wurden. Das Boot wird beschossen, wobei die ersten drei Versuche folgenlos im Wasser enden. Ein vierter Schuss gerät jedoch zum Volltreffer: Wo zuvor das Boot war, ist eine gewaltige Explosion zu sehen. Zwar steuert noch ein weiterer Schuss in das Feuer, doch offensichtlich gibt es nichts mehr zu zerstören. Zurück bleibt eine schwarze Rauchwolke.

Ukraine greift russisches Schiff an: Iwan Churs mit 120 Mann Besatzung seit 2018 im Einsatz
Klare Beweise gibt es also weder dafür, dass die Iwan Churs so sehr getroffen wurde, dass sich das Schiff nicht mehr über Wasser halten konnte. Noch dafür, dass es völlig unbeschadet aus der Sache herauskam und seinem nächsten Auftrag entgegenfiebert.
Interessant: Der Angriff soll mehrere hundert Kilometer vom durch die Ukraine kontrollierten Gebiet stattgefunden haben, berichtet Defense Express, ein Unternehmen mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in militärischer Kooperation und Verteidigungspolitik. Dort heißt es auch, die Iwan Churs sei das einzige Schiff seiner Art in der Schwarzmeerflotte. Die Juri Iwanow, das bislang einzige von drei Schwesterschiffen, gehört der Nordflotte an.

Die Iwan Churs verfügt über Systeme zur Funkaufklärung, zur elektronischen Kriegsführung und zur Kommunikation, ist außerdem für die Überwachung von Raketenabwehrsystemen ausgelegt. Als Bewaffnung werden MTPU-Maschinengewehre und tragbare Flugabwehrsysteme angegeben. Die Besatzung umfasst 120 Personen. Seit 2018 ist das Schiff im Einsatz für Russland - ob immer noch, das bleibt vorerst ein Rätsel. (mg)