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Corona-Demo vor Reichstag eskaliert: TV-Koch Attila Hildmann wird von Polizisten abgeführt

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Kochen kann er ganz vorzüglich. Auf anderen Gebieten offenbart Attila Hildmann jedoch fragwürdige Ansichten. Das wird besonders in der Corona-Krise deutlich. Und hat für den Veganer nun finanzielle Folgen.

Update vom 18. Mai: Ein weiteres Mal war Attila bei einer Corona-Protestaktion. Diesmal bekam er Besuch von Oliver Pocher, der mit dem TV-Koch über seine Ansichten diskutierte. Doch dann wurde er von der Polizei abgeführt.

Update 10. Mai: Nicht nur in Berlin wurde gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Auch in Baden-Württemberg und Bayern gingen Tausende auf die Straße - viele missachteten die grundlegenden Schutzmaßnahmen, wie etwa den nötigen Abstand. Nicht nur deshalb, sind es Bilder, die „am Verstand zweifeln lassen“, kommentiert der Münchner Merkur*.

Update vom 9. Mai: Auf einer angemeldeten Kundgebung vor dem Berliner Reichstagsgebäude demonstrierte auch Attila Hildmann gegen die Einschränkungen in Corona-Zeiten. Der TV-Koch zählte auch zu den etwa 30 Personen, die wegen Missachtung der Abstandsregeln von Polizisten abgeführt wurden. Hildmann wurde kurze Zeit später wieder auf freien Fuß gesetzt.

Attila Hildmann wird von Polizisten vor dem Reichstag abgeführt.
Attila Hildmann wird von Polizisten vor dem Reichstag abgeführt. © picture alliance/dpa / Christophe Gateau

Vegan-Star im Abseits: Attila Hildmanns Produkte fliegen wegen Corona-Hasstiraden aus den Regalen

Erstmeldung vom 8. Mai: München - Für eine ganz bestimmte Spezies Mensch ist die Corona-Krise ein gefundenes Fressen: die so getauften Verschwörungstheoretiker. Deren Vorwurf lautet kurz zusammengefasst: Die Pandemie sei nur vorgeschoben, um nach und nach die Rechte der Bürger einzuschränken und die Demokratie zunehmend auszuhöhlen. Bis die Staatsführung quasi nach Gutdünken regieren kann.

So lautet eben die Theorie - auch wenn dabei natürlich völlig außer Acht gelassen wird, dass nahezu alle Staaten auf der Welt ähnlich restriktive Maßnahmen getroffen haben, um die Virusverbreitung einzudämmen. Ergo müssten Dutzende Regierungen zusammenarbeiten, um den Schein einer wirklichen Gefahr aufrechtzuerhalten. Reichlich unglaubwürdig.

Corona-Krise: Nicht alle Experten halten die Lockerungen für angebracht

Zwar werden auch in Deutschland die nun deutlich gelockerten Beschränkungen* im öffentlichen Leben besonders mit Verweis auf die wirtschaftlichen Folgen von einigen Experten lautstark gefordert. Doch genauso gibt es Fachleute, die die Rückkehr zum gewohnten Alltag für verfrüht erachten.

Für Attila Hildmann dürfte letztgenannte Gruppe wohl mit der Regierung unter einer Decke stecken. Der TV-Koch, der sich mit seiner veganen Küche sowie diversen Kochbüchern eine Fanbasis aufgebaut hat, trommelt derzeit besonders laut gegen die Entscheidungsträger. Zuvorderst Kanzlerin Angela Merkel*, die „Hochverrat am deutschen Volk begangen“ habe, und Gesundheitsminister Jens Spahn*, den Tierliebhaber Hildmann ganz geschmacklos zum „Spahnferkel“ umbenannt hat.

Corona-Krise: Hildmann befürchtet Plan zur „Versklavung der gesamten Menschheit“

Genauso wettert der Berliner mit türkischen Wurzeln auf Facebook gegen US-Milliardär Bill Gates, der „die Versklavung der gesamten Menschheit“ plane. Und dazu die besten Voraussetzungen habe, weil er „ALLE BETEILIGTEN ob Wuhan, WHO, RKI, MEDIEN, Pharma und Virolügen wie Drosten“ finanziere. Beweise für diese krude Theorie? Kann er nicht vorweisen. 

Der Microsoft-Gründer sehe alle Menschen als „wertlose Schafe (...), denen er über Virus-Terroranschläge und deren Behandlung mit Impfungen tödliche Spritzen geben kann“. Oha. Warum, stellt sich da unweigerlich die Frage, ist dann nicht längst ein Impfstoff auf dem Markt, wenn dessen Verbreitung doch das einzige Ziel der Pandemie gewesen sein soll?

Corona-Krise: Hildmann initiiert Versammlung am Bundestag - dort wird ARD-Team angegriffen

Dass der 39-Jährige mit seinen Vorwürfen zusätzliche Verunsicherung in der Bevölkerung schürt und Angriffe auf Journalisten - wie jüngst geschehen - billigend in Kauf nimmt, scheint er als notwendiges Übel anzusehen. Zur Versammlung am Bundestag, an dessen Rande ein Kamerateam der „ARD“ attackiert wurde, hatte Hildmann aufgerufen. Er war auch selbst vor Ort, was entsprechende Videos belegen.

Nun haben seine kruden Theorien und Hasstiraden wirtschaftliche Folgen. Wobei die Corona-Krise in diesem Fall nicht der unmittelbare Grund ist. Wie Hildmann selbst erklärte, werden der Discounter Kaufland und die Drogeriekette Vitalia seine Produkte nicht mehr verkaufen. In der Welt bestätigte Kaufland: „Mit Befremden haben wir die Weltanschauung von Attila Hildmann zur Kenntnis genommen.“

Corona-Krise: Getränkehersteller stellt Arbeit mit Hildmann ein

Vom Energydrink „Daisho“ würden nur noch die Restbestände abverkauft, eine Nachorderung sei ohnehin nicht möglich: „Nach unseren Informationen hat der Getränkehersteller entschieden, die Produktion einzustellen.“ Die Firma Voelkel, die die Abfüllung und den Vertrieb übernimmt, wird von der Welt so zitiert: „Wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit von der in den letzten Tagen getätigten Rhetorik Attila Hildmanns. Basis unserer Zusammenarbeit mit der Marke Daisho sind der Umwelt- und Tierschutz sowie der Respekt einer freiheitlich demokratischen Grundordnung.“

Bei Vitalia sind diverse Lebensmittel seiner Marke im Angebot. Beispielsweise vegane Bolognese im Glas oder der Schokoaufstrich „Nutwave“. Doch auch das soll bald der Vergangenheit angehören. „Die Firma Vitalia möchte sich ausdrücklich distanzieren von den Ideologien, die Attila Hildmann zuletzt im Internet verbreitet hat. Diese Meinungsäußerungen entsprechen nicht unserer Philosophie. Wir stehen für einen offenen Diskurs“, sagte Marketingchef Ingo Bauer der Welt.

Corona-Krise: Rohe Eier an Fensterscheibe geworfen und Kot auf Türgriff geschmiert

Diese Rückzieher waren offenbar nicht die einzigen öffentlichkeitswirksamen Reaktionen auf Hildmanns jüngste Rundumschläge. Eine höchst geschmacklose Antwort scheinen Unbekannte auf Scheiben und Türklinken seines Imbisses platziert zu haben. Auf Fotos und einem Video, die Hildmann via Facebook veröffentlichte, ist zu sehen, dass rohe Eier ans Schaufenster geworfen wurden und der Türgriff mit Kot beschmiert wurde.

Verwunderlich: Die Polizei scheint er nicht gerufen zu haben, um Anzeige zu erstatten. Seine Schlussfolgerung: „Wir leben schon lange nicht mehr in einer Demokratie. Wer andere Meinungen nicht akzeptiert und zu solchen Maßnahmen greift, der zeigt doch einfach nur seine Gesinnung.“

Corona-Krise: Hildmann deutet drohende Insolvenz an

Seine eigene unterstreicht Hildmann auch, denn in der Opferrolle fühlt er sich sichtlich wohl. So gibt er mehrmals zu bedenken, dass eine Insolvenz drohen könne, aber: „Einer muss es ja machen.“

Zuletzt legte sich Hildmann mit Schauspieler Jan Leyk an, nachdem dieser einen jungen Klimaaktivisten beleidigt hatte. Im vergangenen Jahr machte Schlagzeilen mit dem Plan, seinen Porsche zu verschenken, sollte er nicht ordentlich abnehmen.

An seinem Geburtstag offenbart Hildmann, warum sein Körper mit Narben übersät war.

Derweil veröffentlichen mehrere Virologen um Christian Drosten einen aufsehenerregenden Brief. Wegen der Corona-Lockerungen hat Jens Spahn einen besorgniserregenden Verdacht.

Ein in Schweden praktizierender deutscher Arzt stellt den dortigen Umgang mit dem Coronavirus infrage. Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland steigt deutlich an.

Derweil verdichten sich die Hinweise. dass das Coronavirus schon viel früher ausgebrochen sein könnte.

Wir informieren Sie auch über die Symptome* der Krankheit, die Ansteckungsgefahr* und zu befürchtende Spätfolgen*.

Bei Anne Will warnt eine Expertin vor einem großen Lockerungsfehler, während sich Wolfgang Kubicki einen flapsige Aussage mit Folgen leistet.

Der Virologe Christian Drosten warnt in seinem Podcast vor Verschwörungstheoretikern und macht einen Vorschlag für Lokale ohne Außenbereich.

Teils wirre Thesen ziehen dieser Tage weite Kreise. Ein ICE-Führer machte nun eine deutliche Ansage an Verschwörungstheoretiker.

*merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

mol

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