Kommentar zum Poststreik: Porzellan zerschlagen
Ein kleiner Trost bleibt Verdi immerhin: Auch bei ihr kommt künftig wieder die Post an. Als Sieger des zähen, mit harten Bandagen ausgetragenen Tarifstreits kann sich die Gewerkschaft indes nicht fühlen. Ein Kommentar von HNA-Redateurin Barbara Will.
Artikel zum Thema:
Verdi hat zwar mehr Geld für die Beschäftigten, einen verlängerten Kündigungsschutz und das Bleiberecht von Tausenden Paketzustellern im Haustarif erkämpft - Erfolge, die nicht vom Tisch zu wischen sind. In ihrem wichtigsten Anliegen musste die Gewerkschaft aber klein beigeben: Die Billigtöchter der Post bleiben bestehen, und ihre Belegschaft wird wachsen.
Mit den Gesellschaften unterhalb des Haustarifs hatte die Post Tatsachen geschaffen und die Gewerkschaft in die Defensive gedrängt. Verdi kämpfte nicht nur gegen ungleiche Bezahlung, sondern auch gegen drohenden Machtverlust. An der Verbissenheit des Arbeitskampfes ist die Post mit Schuld, den Weg zu einer guten Tarifpartnerschaft hat auch sie verstellt. Verprellte Kunden, eine gespaltene Belegschaft, eine vergiftete Stimmung und Millionenkosten: Der Streik hinterlässt nicht nur Postberge, sondern auch Berge zerschlagenen Porzellans.