Wahlkreise Kassel-Stadt: Die SPD verarbeitet die Ergebnisse in der Markthalle

Kassel. Die Vorhersagen versprechen keinen fröhlichen Abend für die SPD. Aber miese Stimmung in der Markthalle, wo die Kasseler Genossen die erste Prognose und all die Hochrechnungen verfolgen? Es gibt zumindest Lichtblicke der guten Laune. Zum einen haben sich ein paar Mitglieder der Satirepartei „Die Partei“ eingeschlichen.
„Wir haben uns selbst eingeladen“, sagt einer, und er verweist auf die mitgebrachten Mitgliedsanträge für enttäuschte SPD-Sympathisanten. Zum anderen ist da DJ Sascha, der für die Musik sorgt. „Den Trauermarsch habe ich nicht dabei“, sagt er. Und als erstes Lied spielt DJ Sascha: „Du fängst mich auf und lässt mich fliegen.“
Von einem emotionalen Höhenflug kann in der Markthalle aber nicht die Rede sein. Als die erste Prognose über den großen Bildschirm flimmert, ist die Ohnmacht spürbar: Die SPD liegt bei 20 Prozent und verliert demnach 10,7 Prozentpunkte gegenüber der vergangenen Landtagswahl 2013. Die Kommentare der Menschen hier in der Markthalle: ein paar Ohs, aber vor allem – Stille. Das schlechte Ergebnis ist ja keine große Überraschung mehr.
Die ersten Reaktionen: „Was soll man dazu sagen?“, fragt Norbert Sprafke, Wehlheidens Ortsvorsteher. Er verweist auf Berlin, wenn es um Gründe für das miese Abschneiden geht. Im Hintergrund ist SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel auf der Leinwand zu sehen. Er spricht vom fehlenden Rückenwind aus der Bundeshauptstadt. Von dort seien Sturmböen gekommen.
Uwe Frankenberger, der scheidende Landtagsabgeordnete, sagt: „Es ist einfach nur bitter.“ Auch sein Blick richtet sich nach Berlin und dem Zickzackkurs der Genossen: „Die Menschen wissen nicht mehr, woran sie bei der SPD sind.“
Philipp Humburg stellt aber auch Schäfer-Gümbel infrage. Der Oberzwehrener ist mit 22 der jüngste SPD-Ortsvereinsvorsitzende in Kassel – und spricht Klartext: „Viele von unserer Stammklientel finden Thorsten Schäfer-Gümbel super. Aber die anderen erreicht er nicht.“ Das habe sich nach 2013 nun zum zweiten Mal gezeigt. Humburg hofft daher, dass es nicht so wird wie in Bayern: dass sich personell nichts tut.
Es dauert, bis die SPD-Direktkandidaten in die Markthalle kommen. Bis dahin gibt es noch einmal Gelächter und Applaus in der Markthalle: als auf der Leinwand ein AfD-Mann gezeigt wird, der die Nationalhymne anstimmt. Kurze Zeit später ist die Fernsehmoderatorin wieder zu sehen. Sie sagt: „Gut, lassen wir die AfD singen.“
Um 20.30 Uhr erscheinen Wolfgang Decker und Patrick Hartmann, die sich in Kassel um ein Direktmandat beworben haben. Sie meinen, zum Hessen-Ergebnis gebe es nicht mehr viel zu sagen; es müsse intern besprochen werden. Und was ihre eigene Situation anbelangt, so sind sie guter Hoffnung. Für Wolfgang Decker wird es am Ende gut ausgehen, für Patrick Hartmann aber nicht.
Von Florian Hagemann