Wahlkreise Kassel-Stadt: Die CDU zwischen Enttäuschung und Genugtuung

Kassel. Das Buffett im Landhaus Meister, an dem sich die örtliche CDU-Spitze gestern Abend labte, hätte auch aus Berlin stammen können: Es gab Schmalzstulle und Hackepeter, was in Nordhessen natürlich Fettenbrot und Gehacktes heißt.
Die Christdemokraten ließen es sich schmecken, obwohl ihnen beim Gedanken an Berlin eigentlich der Bissen im Halse hätte steckenbleiben können.
Denn, so der Tenor bei der Kasseler CDU: Trotz einer guten Landespolitik, trotz des großen Einsatzes der Kasseler Kandidaten, habe der Wähler die Berliner Querelen bewertet und dafür die Quittung erteilt.
Noch am Tag vor der Wahl hatte CDU-Kandidatin Eva Kühne-Hörmann einen auch für sie möglichen katastrophalen Wahlausgang (kein Landtagsmandat, kein Ministerposten) gefasst kommentiert: „Ich bin Juristin. Juristen können alles. Und zapfen kann ich auch.“
So schlimm kam es denn doch nicht. Der Barhocker hinterm Tresen bleibt vermutlich leer, der Ministersessel kann aller Voraussicht nach wieder besetzt werden. Darüber freute sich auch die Kasseler CDU-Riege, die sich traditionell im Landhaus Meister versammelt hatte: Trotz massiver Verluste sei man mit einem blauen Auge davongekommen: Man bleibe wohl weiter an der Regierung, und wenn es allein mit den Grünen nicht reiche, gebe es ja noch die FDP. Übrigens mussten die CDUler, deren Stimmung zwischen Enttäuschung und ein bisschen Genugtuung („an uns kommt keiner vorbei“) schwankte, gestern Abend zunächst auf Eva Kühne-Hörmann verzichten. Da sie auch Vize-Landeschefin ihrer Partei in Hessen ist, war sie zunächst in Wiesbaden. Erst am späten Abend war sie wieder in Kassel. Am Mobiltelefon gab sie gegenüber der HNA eine erste Erklärung ab: „Positiv ist, dass wir die stärkste Kraft geworden sind. Bitter sind natürlich die großen Verluste.“
Und auch für die Ministerin war klar, wo denn die Ursachen dafür liegen. „Das waren die Querelen der großen Koalition in Berlin.“
Denn auch sie als Kandidatin und Wahlkämpferin habe vor allem eines festgestellt: Es sei nicht um Inhalte, sondern nur um den Berliner Streit gegangen. „Über hessische Themen konnte man kaum reden.“
Von Frank Thonicke