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Ukraine-Krieg: Experte sieht für Russlands Offensive im Osten kaum Erfolgschancen

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Von: Jan-Frederik Wendt

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Nachdem Russland seine Truppen im Norden zurückgezogen hat, erwartet die Ukraine eine Offensive im Osten. Ein Experte sieht für die Verteidigung gute Chancen. 

Mariupol - Die Lage in Mariupol wird immer dramatischer. Seit Wochen belagert Russland die Stadt während des Ukraine-Konflikts. Aber: Der russischen Armee gelingt es nicht, die Stadt komplett einzunehmen. Ukrainische Soldaten leisten enormen Widerstand und halten noch ihre Stellungen.

„Es sah nach einer taktischen Entscheidung der ukrainischen Armee aus, sich in Mariupol einschließen zu lassen und die Russen von innen zu bekämpfen“, sagt der Militärexperte Carlo Masala in einem Interview mit der Welt. Um eine Stadt wie Mariupol einzunehmen, brauche der Angreifer eine Überlegenheit im Verhältnis 8:1. Dafür hätte Russland lange Zeit nicht genügend Kräfte vor Ort gehabt. Daher habe der russische Präsident Wladimir Putin - um dessen Gesundheit sich neue Gerüchte ranken - die Stadt in der Ukraine mit Artillerie und Luftschlägen zerstört.

Ukraine-Krieg: Russland versammelt 120.000 Soldaten im Osten

Für einen Durchbruch hätten die Ukrainer zu wenige Kräfte. Ihnen fehle Logistik, Material und Personal. „Ihnen bleibt nur der zähe Abwehrkampf“, meint Masala. Mit zunehmender Zeit werde die Lage für die Ukraine immer dramatischer. Denn: „Je weniger Gebäude da noch stehen, desto einfacher sind die Truppen zu enttarnen“. Es handele sich um eine Kriegsform, die „ein unglaubliches Leid verursacht“. Für Mariupol sieht der Militärexperte keine Hoffnung.

Im Osten hingegen sieht Masala größere Erfolgschancen für die Ukraine. Nach seinen Informationen haben die Verteidiger dort 60.000 bis 70.000 Streitkräfte versammelt. Laut Experten seien am Donbass etwa 120.000 russische Soldaten vor Ort.

Soldaten aus der Ukraine gehen eine Straße entlang.
Die Ukraine erwartet im Osten eine Großoffensive der russischen Armee. © Rodrigo Abd/dpa

Ukraine-Krieg: Russlands Offensive laut Militärexperten mit geringer Erfolgschance

„Die Truppenzahlen mögen krass klingen, aber das ist gar nicht mal so krass. Wenn meine Zahlen über die Truppenstärke beider Seiten korrekt sind, sehe ich keine Konstellation, in der eine russische Offensive großen Erfolg haben kann“, meint Masala. Russland benötige mindestens eine Überzahl im Verhältnis 3:1 oder 4:1. Der Militärexperte habe Zweifel, ob das den russischen Soldaten gelingt.

Putin könnte versuchen, die Streitkräfte der Ukraine einzuzingeln. Sollte sie das schaffen, bekäme die Ukraine ein ernstes Problem. „Ich rechne jedoch insgesamt eher mit heftigen Stellungskriegen“.

Auch in Deutschland sind die Folgen des Ukraine-Kriegs weiter spürbar - in Supermärkten nimmt die Lebensmittelknappheit zu. (jfw)

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