Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hingegen freut sich über die Nominierung von Olaf Scholz als Kanzlerkandidat ihrer Partei. Sie unterstütze ihn, da er ihrer Meinung nach umfassend aufgestellt ist. „Er hat mehrfach bewiesen, dass er Krise kann. Er hat mehrfach bewiesen, dass er Wirtschaft kann und er hat auch mehrfach bewiesen, gerade jetzt
zuletzt im Konjunkturpaket, dass ihm auch die sozialen Themen wichtig sind“, sagte Schwesig am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Update von 14.45 Uhr: Die Pressekonferenz zur SPD-Kanzlerkandidatur ist damit beendet. Allzu große Überraschungen sind ausgeblieben - als Randnotiz durchaus bemerkenswert scheint tatsächlich das "Geheimnis", das Scholz den Journalisten präsentierte: Die Nominierung war offenbar schon über Wochen geplant, aus den inneren Zirkeln der SPD drang dennoch nichts an die Öffentlichkeit. Derart geschlossen hatte sich die Partei in den vergangenen Jahren nicht immer präsentiert.
Auch erste Eckpunkte seiner Kandidatur hat Scholz erklärt: Am prägnantesten scheint das Schlagwort „Respekt", mit dem Scholz auch auf die Anliegen der "Helden" der Corona-Krise verweisen will. Der Fokus auf Zukunftstechnologien und Europa dürfte auch im bevorstehenden Bundestagswahlkampf eher kein Alleinstellungsmerkmal darstellen. Eine Art rote Linie zog auch Parteichefin Saskia Esken: Die Hartz-IV-Ära, an der Errichtung Scholz als SPD-Generalsekretär indirekt beteiligt war, müsse überwunden werden.
Update von 14.39 Uhr: „Wir wollen zum Beispiel dafür sorgen, dass unser Land seriös regiert wird“, erklärt Scholz auf eine Nachfrage zu einer möglichen Koalition mit der Linken. Er zitiert Alt-Parteichef Sigmar Gabriel: „Es hängt an den anderen“. Die Wirtschaft müsse florieren, die Außenpolitik seriös sein. Ein Bündnis schließt er damit explizit nicht aus - die SPD wolle ein starkes Mandat. Dann gelte es zu sehen, wer mitziehen will. Auf die Frage, ob er vorab auf Saskia Eskens diesbezügliche Ankündigung informiert worden war, geht er nicht genauer ein.
Zum Abschluss versucht sich Scholz an einem etwas persönlicheren Moment: „Für einen Politiker ist das schon ein ganz besonderer demokratischer Moment - und nun machen wir gemeinsam was draus.“
Update von 14.35 Uhr: „Wir wollen die nächste Regierung führen - und es ist klar, dass das gewisse Varianten ausschließt", scherzt Scholz auf die Nachfrage, ob er womöglich nach der Bundestagswahl als Vize-Kanzler einer GroKo wiederzufinden sein könne. "Wer so lange regiert hat, muss auch mal die Gelegenheit zur Regeneration in der Opposition bekommen", sagt er mit Blick auf die Union.
Update von 14.27 Uhr: Man trete an, „um eine Regierung anzuführen“, sagt Scholz betont selbstbewusst. „Es soll jetzt eine sozialdemokratische Regierung geben - und dann sehen wir, wie wir es hinkriegen.“ Er sieht in der frühen Nominierung einen Vorteil: Während andere Parteien sich noch um Personalfragen streiten könne sich die SPD „auf das konzentrieren, was wichtig ist"
„Wir werden ordentlich etwas aufzuholen haben, aber niemand ist uneinholbar“, blickt Scholz auf den Wahlkampf voraus.
Update von 14.24 Uhr: Das erfolgreiche Industrieland Deutschland müsse umgebaut werden, sagt Scholz - nötig sei ein technologischer Aufbruch, unter anderem mit erneuerbaren Energien und eine Vorreiterrolle bei digitalen Technologien. Zugleich sei „Europa die Zukunft für unser Land“. Deutschland müsse „helfen, die Zukunft zustande zu bringen“. Beim EU-Gipfel sei ein solidarisches Programm formuliert worden, das sei „ein sozialdemokratisches Verdienst“.
Dass sich zum ersten Mal seit 1945 kein Inhaber des Kanzleramtes bewirbt, sei eine „große Chance“, betont Scholz. Die Schlagworte, „Respekt“, „Zukunftsplan 2020“ und „Europa“ benennt er als Kernthemen seiner Agenda.
Update von 14.20 Uhr: Im nächsten Jahrzehnt gehe es darum, wie „man die Zukunft dieses Landes, die Zukunft Europas hinbekommt“, sagt Scholz. Dafür brauch es einen Plan. „Dabei geht es um Respekt“, betont der Finanzminister ein mutmaßliches Schlagwort seiner Kandidatur. Wenn die Corona-Krise vorbei sei, dürfe „nicht alles vergessen sein“ - die „Helden der Corona-Krise“ benötigten Anerkennung in Form von Bezahlung und klaren Rechten. „Es ist meine feste Überzeugung, dass derjenige, der mehr verdient, nicht mehr Respekt verdient.“ Es handle sich um eine Frage „der kulturellen Auseinandersetzung“: „Wir sind nicht bei denjenigen, die sich für etwas Besseres halten.“
Update von 14.18 Uhr: „Ich werde Ihnen gerne das Geheimnis verraten, dass wir uns in den vergangenen Wochen manchmal angerufen haben und gewundert haben: ‚Hat das immer noch keiner mitgekriegt‘", erläutert nun Scholz die "überraschende Nominierung". Ein vorzeitiger Bruch der GroKo stehe nicht zur Debatte betont er - man wolle sich der "Verantwortung" weiter stellen.
Update von 14.16 Uhr: Scholz‘ sei „mit der Solidität, die er ausstrahlt“, „mit seiner Erfahrung“, der passende Kandidat erklärt Walter-Borjans. Es werde weder ein Programm eines Kanzlerkandidaten geben, noch ein Programm, das einem Kandidaten „aufoktroyiert“ werde. - Gesucht wird offenbar eine Synthese zwischen der linken Parteispitze und dem vergleichsweise konservativen Scholz.
Update von 14.10 Uhr: Man wolle "Hartz IV überwinden", betont Esken - und benennt damit vermutlich eine zwingende Vorgabe der linken Parteispitze für Scholz' Kanzlerkandidatur. Scholz war zur Zeit der rot-grünen Regierung Gerhard Schröders als SPD-Generalsekretär in die Agenda-Politik involviert.
Update von 14.06 Uhr: Walter-Borjans und Saskia Esken spielen sich vorerst die Bälle zu und loben Scholz und die bisherige Bilanz ihres Wirkens an der SPD-Spitze - Scholz selbst ist noch nicht zu Wort gekommen. Der designierte Kanzlerkandidat folgt den Ausführungen mit nahezu unbewegter Mine.
„Gerade diejenigen, die wir überraschen, möchten wir um Vertrauen bitten auf diesem gemeinsamen Weg“, sagt Esken. Schon im ersten Statement der Parteichefin auf Twitter war der äußerst offenherzige Umgang mit etwaigen Vorbehalten gegen Scholz ins Auge gestochen.
Update von 14.02 Uhr: Die SPD-Spitze und Olaf Scholz erklären sich jetzt zur Nominierung von Olaf Scholz als Kanzlerkandidat - Norbert Walter-Borjans spricht bemerkenswerter Weise von einer „spontanen“ Pressekonferenz.
Der Parteivorstand habe die Nominierung "einstimmig angenommen", erklärt der SPD-Chef. Er hebt die Rolle Scholz' bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen hervor. "Die Bundesrepublik ist bisher sehr gut durch diese Krise gekommen. Das wird auch im Ausland so gesehen." Das habe viel mit Scholz zu tun - und Krisen meistern zu können sei "ein Qualitätskriterium für einen Kanzler".
Update von 13.10 Uhr: Am Vormittag hat die SPD-Spitze Finanzminister Olaf Scholz als Kanzlerkandidat nominiert - aus den anderen Parteien dringend bereits jetzt verständnislose bis spöttische Reaktionen. Die Nominierung werde der SPD auf „auf Dauer eher schaden“ befand etwa FDP-Vize Wolfgang Kubicki. Er sagte der dpa: „Denn die Führung der SPD muss erklären, warum Scholz von den Menschen im Land gewählt werden soll, wenn er es selbst nicht einmal schafft, von den eigenen Genossen zum Vorsitzenden gewählt zu werden.“ Die Wahrscheinlichkeit einen SPD-Kanzler zu bekommen liege aber ohnehin „bei Null“.
Auch die Linke, die SPD-Chefin Esken am Sonntag als Koalitionspartner ins Spiel gebracht hatte, reagierte eher reserviert. „Wen die SPD als Kanzlerkandidaten benennt, ist ihre Sache. Aber auch Olaf Scholz sollte klar sein, dass es bei einer Zusammenarbeit auf die Inhalte ankommt“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Jan Korte. Er forderte vom als eher wirtschaftsfreundlich geltenden Scholz „insbesondere eine Politik der Umverteilung und eine Abkehr von der entwürdigenden Politik der Agenda 2010.“ Er nahm auch die Grünen, als möglichen weiteren Partner, in die Pflicht: Das „Herumeiern" müsse ein Ende haben.
Esken und Norbert Walter-Borjans haben sich unterdessen an die SPD-Mitglieder gewandt. „Deutschland braucht einen Kanzler, der entschlossen ist und erfahren. Mutig auch in Krisen, sie kraftvoll überwinden kann. Mit Respekt vor jeder und jedem Einzelnen. Und mit einem klaren Bild von einer guten und gerechten Zukunft für alle“, heißt es in einem Brief, aus dem die dpa zitiert. Scholz verkörpere all das.
Erstmeldung: Berlin - Erst am Sonntag hatte SPD-Chefin Saskia Esken im ARD-“Sommerinterview“ erklärt, ihre Partei stehe auch als Junior-Partner der Grünen für eine Koalition bereit - nun haben sie und ihr Co Norbert Walter-Borjans offenbar eine Entscheidung in Sachen K-Frage getroffen: Nach Informationen der Bild hat das Führungs-Duo dem SPD-Parteivorstand Vize-Kanzler Olaf Scholz als Kandidat vorgeschlagen.
Bereits wenig später gab Esken auf Twitter die offizielle Bestätigung: „Jetzt ist es raus: Olaf Scholz ist unser #Kanzlerkandidat“, schrieb sie in dem Kurznachrichtendienst. „Olaf hat den Kanzler-Wumms“, erklärte sie weiter - eine Anspielung auf eine Erklärung Scholz' zum Corona-Konjunkturpaket.
In weiteren Folge-Postings nahm Esken allerdings eine beinahe entschuldigende Haltung ein: „Wir wissen, dass diese Entscheidung für einige eine unerwartete Wendung darstellt. Wir bitten um Vertrauen in unseren Weg“, schrieb die SPD-Vorsitzende. Der „enge Schulterschluss und die daraus erwachsene vertrauensvolle Zusammenarbeit von Parteispitze, Fraktionsführung und den sozialdemokratischen MinisterInnen“ habe „viele überrascht“.
Scholz hatte zuletzt gute Umfragewerte erhalten - in Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal geriet der Finanzminister allerdings auch in die Kritik. In der SPD selbst ist er ohnehin umstritten - vor allem beim linken Flügel, dem auch Esken und Walter-Borjans zugerechnet werden.
Zuletzt hatten sich vor allem Mitglieder der Bundestagsfraktion und andere SPD-Minister für Scholz als Kanzlerkandidaten ausgesprochen. Fraktionschef Rolf Mützenich erklärte nach dem Vorstandsbeschluss: „Olaf Scholz hat mit seinen großen politischen Erfahrungen in Regierung und Parlament sowie als Länderregierungschef bewiesen, dass er unser Land auch in schwierigen Zeiten führen kann.“
Führende SPD-Politiker gratulierten Scholz zur Nominierung. „Für eine Kandidatur mit Wumms und einen sozialdemokratischen Kanzler in Deutschland: Wir stehen hinter Dir, Olaf Scholz!“, schrieb Außenminister Heiko Maas am
Montag bei Twitter. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sprach von einem engen Team aus Partei, Fraktion, Regierung und Kandidat. „Wir sind bereit und ich hab richtig Bock auf Wahlkampf“, betonte er.
Möglich scheint auch, dass die frühe Festlegung der SPD neuen Schwung in die Kanzler-Debatte der Union bringt. Als Favorit galt zuletzt Markus Söder (CSU) - sein mutmaßlicher Haupt-Konkurrent Armin Laschet (CDU)* hatte hingegen mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Zuletzt wurde sogar der Wahlkampf-Auftakt der Ruhr-CDU zum PR-Bumerang. Bahnt sich unterdessen schon der nächste Scholz-Coup an? Die Union könnte einen traditionellen Koalitionspartner verlieren. (fn) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.