Russland beschlagnahmt dänische Schiffe des Maersk-Konzerns - Situation für Reederei „untragbar“
Russland hat vier dänische Schiffe beschlagnahmt, die sich vor dem Ukraine-Krieg dort aufgehalten hatten. Die Reederei hält dies für „untragbar“.
München - Russland beschlagnahmt Schiffe des Nato-Landes Dänemark: Moskau hat offenbar vier Schlepper in Beschlag genommen, die einer Tochtergesellschaft des dänischen Reederei-Giganten Maersk gehören. Dies gab die Gruppe bekannt. Maersk hatte den Betrieb in Russland nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs eingestellt.
Maersk ließ in einer Erklärung am Mittwoch (10. MaI) verlauten: „Am 25. April wurde uns mitgeteilt, dass ein örtliches Gericht angeordnet hat, dass die Schlepper Russland nicht verlassen dürfen, und außerdem das Recht für die Schlepper an einen Dritten übertragen hat.“ Die vier Schiffe der Maersk-Einheit Svitzer seien im Rahmen eines langfristigen Vertrags für das Öl- und Gasprojekt Sachalin-2 im fernen Osten Russlands im Einsatz gewesen. Nun muss die dänische Reederei ohne sie auskommen. Darüber berichtet die unabhängige russische Zeitung The Moscow Times.
Dänische Reederei Maersk: Situation mit Russland „untragbar“
Maersk habe ein Jahr lang erfolglos versucht, sich von der dortigen Operation zu trennen, bevor die Reederei seine Bemühungen Mitte April aufgab und den Betrieb einstellte. Wie Maersk angab, ordneten die Hafenbehörden des Landes von Machthaber Wladimir Putin den örtlichen Besatzungen und Schleppern an, dennoch weiterzumachen, bevor sie dann die Schiffe beschlagnahmten.
„Seitdem sind alle Mitarbeiter von Svitzer in Russland von ihren Jobs zurückgetreten, und Svitzer betreibt die vier Schlepper nicht mehr“, sagte Maersk und beschrieb die Situation als „untragbar“. Weiter heißt es: „Die Bemühungen, die Angelegenheit zu klären, dauern an.“ Im Juni übergab der Kreml die Kontrolle über Sachalin-2, an dem japanische Unternehmen beteiligt sind, an eine russische Gruppe.
Auch abseits des Ukraine-Kriegs: Maersk kämpft mit Umsatzeinbrüchen
Die dänische Reederei muss aktuell mit Einbrüchen bei Umsatz und Gewinn kämpfen. Der Umsatz sank laut eigenen Angaben im ersten Quartal des neuen Jahres um 26 Prozent auf 14,2 Milliarden Dollar (rund 12,8 Milliarden Euro). Vor Zinsen und Steuern schrumpfte der Gewinn um mehr als zwei Drittel auf 2,3 Milliarden Dollar. Hintergrund ist die Normalisierung der jahrelang gestörten Lieferketten auf den Weltmeeren und der Rückgang der Nachfrage nach Seetransporten.
Maersk und der Hauptrivale MSC sind die mit Abstand größten Containerreedereien der Welt. Um von der Entwicklung auf den Ozeanen unabhängiger zu werden, entwickeln sich die Dänen seit längerem zu einem komplexer aufgestellten Logistikunternehmen, das alle Leistungen der gesamten Lieferkette aus einer Hand anbieten will.
Eine Fregatte aus Russland wurde indes in die Ostsee verlegt: Die „Admiral Grigorovich“ gilt als starkes Kriegsschiff von Präsident Putin und kann nicht zur Krim zurück. Weltweit wächst zudem die Sorge vor Angriffen auf kritische Infrastruktur durch Russland, unter anderem auf Unterwasserkabel. Die Nato ist sich der Gefahr bewusst und fährt die Abwehr hoch. (cgsc mit dpa)