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Aufreger im Bundestag: Mutter von Down-Syndrom-Kind hält emotionale Rede - da würgt sie Schäuble ab

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Von: Maximilian Kettenbach

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Dagmar Schmidt von der SPD.
Dagmar Schmidt von der SPD. © Screenshot Bundestag.de

Vorgeburtliche Bluttests bringen werdende Eltern bisweilen in tiefe Gewissenskonflikte. Ein heikles Thema - die Debatte im Bundestag läuft nicht ohne Misstöne ab.

Berlin/München - Es ist ein hochsensibles Thema, das der Bundestag am Donnerstag debattiert. Es geht um das Für und Wider von vorgeburtlichen Bluttests zum Down-Syndrom als Kassenleistung. Zahlreiche Redner wie SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach oder Gesundheitsminister Jens Spahn hatten sich schon zuvor dafür ausgesprochen, die Schnelltests künftig von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlen zu lassen. 

Eine Reihe von Abgeordneten wendet sich gegen diese Vorabtests: Dadurch komme es zu einer "Selektion", sagt etwa die Grünen-Abgeordnete Corinna Rüffer. Die daran geknüpfte Befürchtung vieler ist, dass dann noch mehr Babys mit Downsyndrom abgetrieben werden (Hier sehen Sie die Debatte auf bundestag.de).

Vorgeburtliche genetische Bluttests: Schäuble fehlt im Bundestag Fingerspitzengefühl

Es ist ein Thema für das es Fingerspitzengefühl bedarf - und das kam Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble am Donnerstag in den Augen einiger Beobachter abhanden. Just in einem besonders heiklen Moment.

Denn im Verlauf der Debatte trifft auch die SPD-Abgeordnete Dagmar Schmidt ans Rednerpult. Sie ist selbst Mutter eines Kindes mit Downsyndrom. Ihre Rede gerät emotional.

Sie wolle einen Rahmen, der werdenden Eltern eine echte Entscheidungsfreiheit garantiere. Sie wolle aber auch über Grenzen sprechen, die man dem vorgeburtlichen Leben setzen solle, sagte Schmidt.

Schmidt erklärt, was ihr wichtig ist

Zwei Stichworte seien ihr zum Rahmen besonders wichtig: „Es muss genauso selbstverständlich sein, Dinge nicht wissen zu wollen, wie über Tests und ihre Folgen informiert zu werden.“ Für diese Aussage erntete Schmidt viel Applaus.

Zu diesem Rahmen gehöre für sie eine gute psychosoziale Ausbildung der Ärzte. Dies sei wichtig, um mit werdenden Eltern umgehen zu können, bei welchen der Test auf eine genetische Besonderheit hindeute. Dabei stellt Schmidt die Wichtigkeit der Beratung und Betreuung des Patienten durch Ärzte vor und nach dem Test heraus.

Andererseits gehöre auch das Recht auf Nicht-Wissen zum Rahmen. Dass man sich während einer Schwangerschaft etwa nicht ständig mit Risiken, Tests und Folgetests beschäftigen müsse, sondern „sich einfach und voller Hoffnung auf sein Kind freut“. Erneut brandete Applaus auf.

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Als Schmidt emotional wird, unterbricht sie Schäuble in scharfem Ton

Die SPD-Politikerin kommt zu ihrem zweiten Stichwort: Für den Rahmen sei auch wichtig, „ob wir eine Willkommenskultur für alle Kinder leben, ob wir eine inklusive Gesellschaft sein wollen, zu der alle Kinder und ihre Familien gehören“. Schmidt redet schnell, klar und eindringlich. Der Applaus reißt gar nicht mehr ab, da dreht sie sich nach hinten zu Wolfgang Schäuble um und bittet: „Lassen Sie mich bitte noch einen Satz dazu sagen...“

Doch Schmidt war noch nicht fertig mit ihrer Bitte, da schritt Schäuble bereits ein: „Nein Kollegin Schmidt, es tut mir leid, aber ich muss die Regeln für jeden gleich anwenden. Die drei Minuten sind vorüber. Danke!“

Schmidt wirkte leicht überrascht, kramte ihre Blätter zusammen - und durfte am Ende nicht einmal mehr für die Aufmerksamkeit danken. Mit schneidender Stimme kündigte Schäuble den nächsten Redner an. Vielleicht wäre das mit etwas mehr Feingefühl galanter zu lösen gewesen.

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