Der Fall Wedel: Die #meetoo-Kampagne öffnet das Tor zur Hölle

Nach den Sex-Vorwürfen gegen Dieter Wedel ist der Intendant der Hersfelder Festspiele zurückgetreten, der Staatsanwalt ermittelt. Aber wo bleibt der Respekt? Ein Kommentar.
Welcher Außenstehende könnte schon beurteilen, wo zwischen Dieter Wedel und den ihn bezichtigenden Frauen die Wahrheit liegt? Eidesstattliche Erklärungen stehen gegeneinander. Was tatsächlich geschah, wissen nur die Beteiligten. Aber was für Folgen die Vorwürfe gegen Wedel haben, das steht vor aller Augen.
Für Unbeteiligte ist es eine bunte Nachricht neben anderen. Für die Frauen, die sich jetzt ermutigt sahen, nach all den Jahren ihr Recht zu suchen, mag es eine Genugtuung sein. Für Dieter Wedel aber ist es eine Katastrophe. Der bisherige Intendant der Bad Hersfelder Festspiele sieht sich in seiner künstlerischen Existenz vernichtet. Und das ohne unabhängige Prüfung der Vorwürfe, ohne Urteil, einfach so.
Es ist, als habe die #meetoo-Kampagne nun auch in Wedels Fall ein Tor zur Hölle geöffnet. Die bitterböse Ironie der Geschichte ist, dass der Regisseur selbst seinen Namen als erster in die Debatte einbrachte, und zwar als Opfer. Erst dies rief jene Frauen auf den Plan, die sich als Wedels Opfer sehen.
Was für eine irre Branche ist das, möchte man fragen. Gibt es etwa das Ausnutzen von Macht über andere nicht überall, ebenso wie Respekt- und Würdelosigkeiten? Man hüte sich vor Vorverurteilungen, hier übrigens auch vor Urteilen über die anklagenden Frauen. Wie wir alle, so verdienen auch sie und Dieter Wedel ein Mindestmaß an Respekt. Wenn sein Fall eines lehrt, dann wohl dies.