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Putin verlängert Training für Reservisten - versteckte Rekrutierung?

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Von: Sandra Kathe

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Russischen Reservisten sollen einem Kreml-Erlass zufolge zu einem längeren Training einberufen werden. Fachleute befürchten, dass einige von ihnen in der Ukraine landen.

Moskau - In einem Dekret vom Mittwoch (10. Mai) hat der russische Machthaber Wladimir Putin Trainings für Reservisten der russischen Armee angeordnet. Kritische Stimmen warnen davor, dass die Aktion dazu genutzt werden könnte, Druck auf die Reservisten auszuüben, um sie als Soldaten für den Kriegseinsatz in der Ukraine zu verpflichten. Das berichtete die Kreml-kritische Onlinezeitung The Moscow Times.

Bislang haben Kreml-nahe Quellen gegenüber der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS fest zugesagt, dass die für die Routine-Trainings einberufenen Reservisten nicht im Ukraine-Krieg zum Einsatz kämen. Ihre Aufgaben lägen lediglich beim „Entnehmen vony Militärausrüstung aus der Langzeitlagerung“, deren Einsatzfähigkeit sie überprüfen und wiederherstellen sollten, zitiert die Zeitung etwa den russischen Militär-Experten Viktor Litovkin.

Putin ordnet Reservisten-Training an: Fachleute rechnen mit Druck auf russische Soldaten

Kritischere Medien haben jedoch auch mit Anwältinnen und Anwälten gesprochen, die befürchten, dass den Reservisten während der zweimonatigen Trainingsphase in Russland Verträge vorgelegt und Druck aufgebaut werden könnte. So sagte etwa der Aktivist und Rechts-Experte Artyom Faizulin gegenüber The Moscow Times, dass jeder, auf den die Verteidigungsbehörden zwei Monate lang Zugriff hätten, „in Versuchung geführt“ werden könnte, einen Vertrag für den Kriegseinsatz zu unterschreiben.

Russische Rekruten in Balaschicha. Präsident Wladimir Putin beruft auch Reservisten in Trainingscamps.
Russische Rekruten in Balaschicha. Präsident Wladimir Putin beruft auch Reservisten in Trainingscamps. © IMAGO/Sergei Karpukhin

Berichte über Situationen, in denen die offiziellen Ankündigungen besagen, dass bestimmte Gruppen nicht in den Kriegseinsatz geschickt werden, häufen sich seit Beginn des russischen Überfalls vor über einem Jahr. Zunächst hieß es etwa, dass Wehrdienstleistende nicht in die Ukraine geschickt würden, was letztlich widerrufen wurde, dann wurde gesagt, dass die Eingezogenen aus der Mobilisierungsaktion im Herbst erst nach langen Trainings im Krieg eingesetzt würden. Bei einigen dauerte es erwiesenermaßen nur wenige Tage.

Reservisten-Training und Mobilisierungswelle: Mögliche Szenerien für Russlands Strategie

Und auch diesmal rechnen Fachleute damit, dass die Aktion ein Vorwand sein könnte, die vielen verletzten und gefallenen Soldaten zu ersetzen, zumal seitens der Ukraine seit Wochen mit einer Gegenoffensive gerechnet wird. Auch eine erneute Mobilisierungswelle scheint Insidern möglich.

Wer sich dem verpflichtenden Trainingscamp entzieht, müsse laut Informationen der Moscow Times 3000 Rubel (umgerechnet rund 40 US-Dollar) Strafe zahlen. Was aus dem Erlass, der Nachrichtenseite zufolge, nicht hervorgehe, sei die Anzahl der Reservisten, die durch den Beschluss zum Training einberufen werden. (saka)

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