Ukrainer überlebt Hinrichtung – seine Brüder nicht
Im Ukraine-Krieg wollen russische Soldaten Mykola Kulichenko töten. Der Ukrainer überlebt die Hinrichtung – seine Brüder hingegen nicht.
Kiew – Während des Ukraine-Konflikts drangen Soldaten aus Russland in das Haus von Mykola Kulichenko und seiner zwei Brüder in einem Dorf bei Tschernihiw ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Armee vom russischen Präsidenten Wladimir Putin die Stadt nordöstlich von Kiew bereits wochenlang belagert und beschossen. Russische Streitkräfte hatten hunderte Menschen in der Region während der Besatzung bis April getötet. Zwei von ihnen waren Dima und Eugen – der ältere und der jüngere Bruder von Mykola Kulichenko. Und wäre es nach den Besatzern gegangen, würde auch Kulichenko heute nicht mehr leben. Das berichtet er dem ukrainischen Nachrichtenportal Suspil‘ne novyny.
Zum Verhängnis der Brüder soll Eugens Armeeuniform und die Orden des Großvaters geworden sein. Diese hätten die Russen im Ukraine-Krieg gefunden. Nachdem die Soldaten Eugen vor dem Haus verprügelt hätten, seien die Brüder mit einem Militärfahrzeug aus dem Dorf in ein verlassenes Stahlwerk etwa 40 Kilometer entfernt gebracht worden.
Ukraine-Krieg: Russlands Soldaten foltern Brüder über drei Tage
Drei Tage lang wurden Kulichenko und seine Brüder in der Ruine verhört, geschlagen und gefoltert, erzählt der Überlebende. Dann habe man ihnen die Augen verbunden und Hände sowie Füße gefesselt. Das Erdloch für die Leichen der Kulichenkos seien bereits gegraben gewesen. „Hier lag ich neben meinem älteren Bruder, mein jüngere lag ein bisschen weiter weg“, sagte Kulichenko. „Eugen wurde zuerst erschossen und in die Grube geworfen, dann Dima. Dann schossen sie auf mich, ich wurde getreten und fiel auf Dima.“ Zum Schluss hätten die russischen Soldaten die Leichen der Brüder mit Erde bedeckt.

Doch Kulichenko war nicht tot. Die Kugel, die ihn töten sollte, sei glatt durch seine Wange geschossen. Trotz gefesselter Arme und Beine habe er sich aus der Grube befreien und sich ins nächste Dorf retten können. Dort habe Valentina Petrowna den verletzten Mann in ihr Haus gebracht und versorgt. „Wenn wir uns jetzt treffen, umarmen wir uns immer. Kulichenko wurde für mich zur Familie“, erzählt Petrowna.
Ukraine-Krieg: Behörden untersuchen mehr als 10.000 russische Kriegsverbrechen
Die Staatsanwaltschaft in der Ukraine habe den Tatort inzwischen untersucht und Kulichenkos Darstellung bestätigt, berichtet das Nachrichtenportal Suspil‘ne novyny. Der Fall gehöre jetzt zu mehr als 10.000 mutmaßlichen russischen Kriegsverbrechen, welche die ukrainischen Behörden verfolgen. (jfw)
Die Berichte über eine sinkende Moral der russischen Truppen im Ukraine-Krieg häufen sich. Im neuesten Fall sollen Soldaten ihre eigenen Fahrzeuge zerschießen, um nicht an die Front zu müssen. Zudem kursieren seit Wochen Gerüchte um Putins Gesundheit.