1. Startseite
  2. Politik

„Scheißarmee“: Russen-Milliardär geht auf Putin los

Erstellt:

Von: Andreas Schmid

Kommentare

Russischer Milliardär und Putin-Kritiker: Oleg Tinkow (im Mai 2018).
Russischer Milliardär und Putin-Kritiker: Oleg Tinkow (im Mai 2018). © Valery Sharifulin/Imago

Das hört man selten. Ein russischer Milliardär hat auf Instagram Russland und Wladimir Putin harsch kritisiert. Im Land gebe es „zehn Prozent Idioten“.

Moskau - Deutliche Worte von einem der reichsten Russen. Der Milliardär Oleg Tinkow hat Russland und Präsident Wladimir Putin entschieden attackiert. Es gebe niemanden, der vom Ukraine-Krieg profitiere, schrieb Tinkow auf Instagram.

„Die Generäle, aus ihrem Rausch aufgewacht, haben erkannt, dass sie eine Scheißarmee haben“, schrieb Tinkow in dem sozialen Netzwerk. Aber die Armee könne nicht gut sein, wenn das ganze Land im Dreck stecke, „in Vetternwirtschaft, Speichelleckerei und Unterwürfigkeit“, kritisierte Tinkow.

Ukraine-Krieg: „Zehn Prozent in Russland sind Idioten“

Den Krieg nannte der Milliardär „sinnlos“. Es würden unschuldige Zivilisten und Soldaten sterben. „90 Prozent der Russen sind gegen den Krieg“, behauptete er. „Aber zehn Prozent jedes Landes sind Idioten.“ Wie die Stimmung im Land tatsächlich ist, ist schwer zu beurteilen - unabhängige Umfragen gibt es nicht.

Zugleich forderte Tinkow vom Westen, Putin eine gesichtswahrende Möglichkeit zu geben, aus dem Krieg auszusteigen. Nur so könne das „Massaker“ beendet werden, meinte er. Auf Englisch schrieb er: „Bitte seien Sie rationaler und menschenfreundlicher.“ Die Nato trifft sich derzeit, um über Waffenlieferungen in die Ukraine zu beraten. Tinkows Beitrag wurde bis Mittwochmittag (20.04.2022) von mehr als 100.000 Nutzern mit „gefällt mir“ markiert. Zudem wurde der Beitrag innerhalb kürzester Zeit 20.000 Mal kommentiert.

Ukraine-Krieg: Oleg Tinkow - Von Elektro über Bier zur Bank

Tinkow hat sein erstes Kapital mit dem Import von Elektronikwaren gemacht, ehe er dann eine Brauerei unter seinem Namen gründete. Zum Milliardär wurde er schließlich durch die Gründung einer Internetbank. Die Tinkoff Bank äußerte sich nicht zu der wortreichen Kritik ihres Großaktionärs. Sie werde die „private Meinung“ Tinkows nicht kommentieren.

Mit derartigen Aussagen riskiert der 54-Jährige persönliche Nachteile. In Moskau sind solche Aussagen inzwischen strafbar als Verunglimpfung der russischen Armee. Äußerungen, die vom Kreml als „Falschnachrichten“ über die Armee eingestuft werden, werden mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft. Tinkow fiel als russischer Milliardär ebenfalls unter die Sanktionen, die Großbritannien gegen die russische Finanzelite verhängte.

Ukraine-Krieg: Tinkow kritisierte Putin schon im Februar

Tinkow lebt nach einer Leukämie-Erkrankung seit einigen Jahren hauptsächlich im Ausland. Er war einer der ersten unter Russlands Superreichen, die den eskalierten Ukraine-Konflikt kritisierten - auch damals via Instagram. Schon im Februar nannte er den russischen Angriff „unfassbar und inakzeptabel“.

Den Tod „unschuldiger Menschen“ in der Ukraine prangerte er entschieden an. „Staaten sollten Geld für die Behandlung von Menschen und für die Krebsforschung ausgeben und nicht für Kriege“, schrieb er. (as/dpa)

Seit Wochen kursieren Gerüchte, dass Putin an Krebs erkrankt ist. Nun hat sich ein Oligarch zum Gesundheitszustand des russischen Präsidenten geäußert.

Auch interessant

Kommentare