Ukraine-Krieg: Russlands Außenminister Lawrow platzt der Kragen – wegen totem Kind

In einer Pressekonferenz geht der russische Außenminister Sergej Lawrow eine Journalistin scharf an. Sie hatte ihm kritische Fragen zum Ukraine-Krieg gestellt.
Moskau – Sergej Lawrow gilt als einer der engsten Verbündeten von Kreml-Chef Wladimir Putin und ist maßgeblich an der Durchführung des Ukraine-Kriegs beteiligt. Bereits vor dem Krieg wurde der russische Außenminister vonseiten anderer Politiker mehrfach als „Anti-Diplomat“ bezeichnet, der sich in Verhandlungen uncharismatisch und beleidigend verhält. Dies hat Lawrow nun einmal mehr bewiesen, indem er in einer Pressekonferenz die Fassung verlor.
Cathy Newman, eine britische Journalistin, konfrontierte den Außenminister laut einem Bericht von T-Online mit den zahlreichen Kriegsgräueln, die seit den Angriffen auf die Ukraine bekannt geworden sind. Darunter die Ermordung des zehnjährigen ukrainischen Mädchens Polina Zapadynskaya, die ebenso wie ihre Eltern und ihr fünfjähriger Bruder bei einem Raketenangriff in Kiew getötet wurde.
Sergej Lawrow: Der russische Außenminister spricht zunächst kühl sein Beileid aus
„Herr Lawrow, Sie haben selbst eine Tochter. Ich möchte, dass Sie mir in die Augen schauen und mir sagen, wie Sie nachts noch ruhig schlafen können, darum wissend, dass russische Bomben und Kugeln Kinder töten?“ sprach Newman den 71-jährigen Politiker während der Fragerunde an. Lawrow behielt zunächst Fassung und entgegnete kühl, dass jedes menschliche Leben unersetzliche sei, bei militärischen Angriffen aber nunmal auch Zivilisten getroffen werden können. Dass dabei ein Kind ums Leben kam, bedauere er: „Ich kann nur mein Beileid bekunden.“
Damit gab sich Newman, die für den britischen TV-Kanal Channel 4-News arbeitet, jedoch nicht zufrieden und hakte nach. „Sie sagen, es werden Präzisionsgeschosse verwendet, aber es gibt Berichte, nach denen bereits Hunderte Zivilisten getötet wurden“, so die Journalistin. „Das wird nun vom Internationalen Strafgerichtshof untersucht werden und ich frage mich, ob Sie persönlich sich schon Gedanken darüber gemacht haben, wie Sie sich in einem Kriegsverbrecherprozess verteidigen werden?“
Außenminister Sergej Lawrow: „Sie führen sich auf wie in einer Talkshow“
Auf diese Frage hin schien Lawrow seine Fassung allmählich zu verlieren. „Ich verstehe Ihr Bedürfnis, solche aufgebrachten Fragen zu stellen“, sagte er zunächst, um dann aufgebracht hinzuzufügen: „Sie wollen Ihr Publikum emotional aufwiegeln. Sie wollen kein (seriöses) Medium sein, sondern irgendetwas in die Köpfe der Leute hämmern, was von den Führern des Westens verlangt wird.“
Anschließend versuchte er die Vorwürfe der Journalistin zu relativieren, indem er sie mit westlichen Militäreinsätzen verglich. „Haben Sie da auch so emotionale Fragen gestellt?“, geht er Newman scharf an. Auf weitere Nachfragen durch die britische Journalistin entgegnete er schließlich nur noch, dass sie ein Spiel mit ihm spielen würde. „Sie führen sich auf wie in einer Talkshow.“ (tt)
Gegen Sergej Lawrow wurden im Ukraine-Krieg bereits Strafmaßnahmen beschlossen. Dazu gehört etwa das Einfrieren seiner Vermögenswerte innerhalb der EU.