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Kreml verliert angeblich Geduld mit Prigoschin – „Sicherheitskräfte werden ihm Einhalt gebieten“

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Von: Stephanie Munk

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Wüste Schimpftiraden und Beleidigungen: Wagner-Chef Prigoschin wird für Putin wohl immer mehr zu einer Bedrohung – und im Kreml denkt man über Konsequenzen nach.

Frankfurt/Moskau – Lange Zeit schien Jewgeni Prigoschin dem Kreml ein hilfreicher Handlanger im Ukraine-Krieg zu sein. Doch in jüngster Zeit wendet sich das Blatt: Prigoschin wird zusehends unberechenbar. Er denunziert die russische Armee,, wettert gegen die Führung in Moskau und wirft dabei mit wüsten Beleidigungen um sich.

Im Kreml scheint man deshalb die Geduld zu verlieren, wie es jetzt in einem Bericht heißt, der sich auf Putin-nahe Quellen bezieht. „Wenn das so weitergeht, werden die offiziellen Sicherheitskräfte ihm Einhalt gebieten“, schildert einer der Informanten.

Der Chef der Söldnertruppe „Wagner“ Jewgeni Prigoschin ist nur noch „ein Schatten seiner selbst“.
Der Chef der Söldnertruppe „Wagner“ Jewgeni Prigoschin ist nur noch „ein Schatten seiner selbst“. © Itar-Tass/Imago

Kreml sieht Wagner-Chef Prigoschin als „echte Bedrohung“ - „Nicht Teil des Teams“

Laut dem Bericht des unabhängigen russischen Nachrichtenportals Meduza will der Kreml die Ausbrüche des Chefs der Wagner-Gruppe nicht mehr länger hinnehmen. Seine unverblümte Kritik am russischen Verteidigungsministerium würde die oberste Führung des Landes „ernsthaft beunruhigen“, will das Portal erfahren haben. Prigoschin werde mittlerweile als eine „echte Bedrohung“ angesehen. Der Wagner-Chef verhalte sich nicht „wie ein Teil des Teams und nicht aus denselben Interessen heraus“.

Auch die Washington Post berichtete unter Berufung auf ein geleaktes Dokument zum Ukraine-Krieg, dass Russlands Militärführung bereits intensiv darüber diskutiere, wie man Prigoschin Einhalt gebieten könne. Im Verteidigungsministerium sei offenbar erwogen worden, eine Diffamierungs-Kampagne gegen Prigoschin zu starten.

Brachte Prigoschins Schimpftirade gegen „glücklichen Opa“ das Fass zum Überlaufen?

Es scheint vor allem der erbitterte Kampf um Bachmut zu sein, der Prigoschin zum Ausrasten bringt. Prigoschins Ton wird dabei immer derber: Am 5. Mai veröffentlichte er auf seinen vielen Telegram-Kanälen und Webseiten ein Video voller Beleidigungen gegenüber dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu und dem russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow. Diese würden in „ihren Büros aus reichem Mahagoni dick werden“, während die normalen Russen an der Front in der Ukraine sterben würden, wetterte der Söldner-Chef.

Vier Tage später schimpfte Prigoschin dann ganze 27 Minuten lang in einem Video gegen die Moral der russischen Führung und nannte dabei speziell einen „glücklichen Opa“, der es nicht schaffe, Russland zu retten – und von dem sich am Ende herausstellen könnte, dass „er ein kompletter Schwachkopf“ ist.

Ob damit sogar Russlands Präsident Wladimir Putin gemeint war, blieb offen. Eine der Meduza-Quellen geht davon aus, dass Putin damit gemeint gewesen sei, während eine zweite Quelle dies nicht als direkte Attacke auf den russischen Präsidenten wertete.

Gab Prigoschin Putin zum Ukraine-Krieg ein Versprechen, das er nicht einhalten konnte?

Doch warum agiert Prigoschin seit Anfang Mai derart unkalkulierbar? Eine der Putin-nahen Quellen von Meduza will die Antwort kennen: Der Wagner-Chef habe Putin das persönliche Versprechen gegeben, Bachmut zu einem bestimmten Datum eingenommen zu haben. Prigoschin habe diesen Zeitpunkt wahrscheinlich verpasst und werde jetzt nervös. Statt eigene Fehler einzuräumen, denunziere er die regulären russischen Truppen – wie jemand, der in die Ecke gedrängt sei und um sich schlägt.

Mit einem ersten Schritt hat die Putin-Administration offenbar bereits reagiert: Die Kreml-Propagandisten der russischen Medien sollen bereits die Anweisung erhalten haben, Prigoschin dem russischen Volk als „Verräter“ zu präsentieren wenn er weiterhin das Frontgeschehen und die Entscheidungen des Verteidigungsministeriums in Verruf bringe. (smu)

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