„Alles war umsonst“: Putin wirft Ukraine bizarre Pläne vor - Die erschütternde Wutrede im Video
Wladimir Putin hält in Moskau eine denkwürdige Rede, die wohl in die Geschichte eingehen wird. Er beschuldigt die USA und attackiert die Ukraine wüst.
München/Moskau - Dass der russische Präsident die politische Unabhängigkeit der pro-russischen Gebiete Donezk und Luhansk von der Ukraine anerkennen würde, hatten politische Beobachter im Verlauf des Montags erwartet. Was sich dann aber am Abend des 21. Februar im Moskauer Kreml abspielte - das wohl eher nicht.
Wirre TV-Rede von Wladimir Putin: Russland-Präsident wettert gegen USA und Nato
Die fast einstündige TV-Rede mutete wie eine Geschichtsstunde an. Wladimir Putin* referierte über die Sowjetunion, die auf dem „historischen Russland“ gegründet habe. Nur die angeblich „aggressiven Nationalisten“ aus der Ukraine seien letztlich Schuld daran gewesen, dass das riesige Sowjetreich zerbrach.
Eben jene politische Beobachter versuchten danach das Gesehene einzuordnen. In der ARD diskutierte Talkmaster Frank Plasberg in „Hart aber fair“ zur Prime Time darüber diskutiert, dass sich Putin isoliert und den Bezug zur Realität eingebüßt habe. IPPEN.MEDIA fasst die aufsehenerregenden Behauptungen des russischen Präsidenten zusammen, die im schlimmsten Falle Vorbote eines Krieges in Europa sein könnten.
Na gut, ihr wollt uns nicht als Freund haben. Aber, warum macht ihr uns zum Feind?

Wladimir Putins TV-Rede: Die erstaunlichsten Aussagen des Präsidenten Russlands
- Atomwaffen: Wladimir Putin behauptete in seiner TV-Rede, Kiew arbeite an der Entwicklung strategischer Atomwaffen. Aus Sowjet-Beständen gebe es noch die notwendigen Vorrichtungen in der Ukraine. „Sie haben noch die Grundlagen aus der Sowjetzeit. Es wird für sie einfacher, strategische Atomwaffen zu machen“, sagte er und meinte: „Wir können diese reale Gefahr nicht ignorieren.“
- Ukraine bestehle Russland*: Sein Land habe die „gesamten sowjetischen Schulden zurückgezahlt“, erklärte Putin und fügte mit Blick auf die Ukraine hinzu: „Statt einer Partnerschaft gab es eine Ausnutzung, die manchmal ganz schamlos war. Es gab eine Erpressung bei Energie und schlichtweg einen Diebstahl beim Gas.“ Moskau habe Kiew stets wirtschaftlich unterstützt, sei aber nie auf Dank gestoßen.
- Ukraine plane terroristische Anschläge und entführe russische Staatsbürger*: Putin sprach von einer angeblichen „Einschleusung von Terroristen“ am Donbass, und davon, dass „russische Staatsbürger“ entführt würden. Die Ukraine plane einen „Untergrund im Donbass“ mit terroristischen Strukturen. US-Außenminister Antony Blinken hatte kürzlich im UN-Sicherheitsrat davor gewarnt, Wladimir Putin könne derartige Behauptungen aufstellen.
- Militärbasis der Nato und Kolonie der USA: Die Ukraine sei faktisch „eine ausländische Militärbasis“, sagte Putin in seiner spektakulären Rede weiter. Auffällig: Putin wandte sich immer wieder gegen die USA: „Na gut, ihr wollt uns nicht als Freund haben. Aber, warum macht ihr uns zum Feind? Sie brauchen kein so großes eigenständiges Land wie Russland. Das ist die Quelle amerikanischer Politik Russland gegenüber.“ Die Ukraine sei nicht mehr als eine „US-Kolonie“ mit einer „Marionetten-Regierung“ in Kiew, behauptete der 69-jährige Regierungschef weiter. Putin referierte unter anderem über den Flugplatz im südukrainischen Odessa, über den ohne weiteres Truppentransporte der Nato nach Russland möglich seien. Ferner referierte er, die Ukraine und ihre Verbündeten könnten Mittelstreckenraketen von der Ukraine aus starten, „die in vier, fünf Minuten in Moskau“ wären.
- Nato habe Russland betrogen: Als die Nato-Osterweiterung gilt der Beitritt von Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes und von Ex-Jugoslawien zum transatlantischen Verteidigungsbündnis Nato. Dazu gehören in fünf Eingliederungsschritten seit 1999 unter anderem Polen, Tschechien, Ungarn, die baltischen Staaten sowie Rumänien und Bulgarien an der Russland nahen Schwarzmeerküste. Putin forderte in seiner Rede die alten Grenzen „von 1997“ zurück. Hieße also: Die Nato als Gesamtes müsste ihre Bündnistreue zu 14 Mitgliedstaaten in Ost- und Südosteuropa aufgeben.
- Ukraine gehöre eigentlich zu Russland*: In seiner Rede blickte Putin geschichtlich bis auf die Zeit der Bolschewiki zurück. Er nannte es einen Fehler, dass sich die Teilrepubliken damals von der Sowjetunion losgesagt hätten. Dafür seien unter anderem die „aggressiven Nationalisten“ in der Ukraine verantwortlich gewesen. „Russland hat alles getan, um die territoriale Einheit der Ukraine zu erhalten. Alles war umsonst“, meinte Putin. Und sagte an anderer Stelle: „Warum musste man solche großen Geschenke machen? Dass die Republiken den gemeinsamen Staat verlassen. Es klingt verrückt.“ Mit anderen Worten: Putin sieht offenbar immer noch einen Anspruch Russlands auf die Ukraine, den die internationale Staatengemeinschaft um Bundeskanzler Olaf Scholz umgehend verneinte.
(pm) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA